Du bist gerade auf Haussuche, möchtest dieses Jahr ein Haus renovieren oder hast ein großes Faible für Vorher/Nachher-Interior-Stories? Dann bist du bei unserer neuen femtastics-Kolumne genau richtig. Büsra Qadir, Gründerin von „Nindyaa“ und Marketingexpertin bei Twitter, und ihr Mann haben vor Kurzem eine Altbauvilla in Niedersachsen gekauft. Diese werden sie kernsanieren – ein Glücksfund nach sechsmonatiger Suche und rund 20 Hausbesichtigungen zuvor. Büşra, die Mutter einer dreijährigen Tochter ist, nimmt uns ab sofort monatlich mit auf ihre Reise als neue Hausbesitzerin. Im letzten Teil folgt dann die große femtastics-Homestory!
Über Mietpreise tauscht man sich gern beim Mittagessen aus, aber wenn es um Kaufpreise von Eigenheimen geht, werden viele schnell kleinlaut. Warum ist das so? Und lässt sich da etwas mehr Transparenz reinbringen? Hauskauf finanzieren, was für Möglichkeiten gibt es da eigentlich? In ihrer zweiten Kolumne beschäftigt sich Büşra mit den großen Fragen der Finanzierung. Sie erzählt, wie sie und ihr Mann die Finanzierung ihrer Altbauvilla geplant und realisiert haben – vom Sparplan bis zum Kredit. Sie berichtet, mit welchen Summen sie kalkulieren und wer sie erfolgreich beraten hat, sodass dem Kauf finanziell nichts mehr im Wege stand.
“Wieviel hat eure Villa gekostet?” und “Wie habt ihr das Ganze finanziert?” sind Fragen, die ich inzwischen sehr oft gestellt bekomme. Weniger in meinem Freundeskreis, aber häufig in Nachrichten auf Instagram von Menschen, die ich nicht persönlich kenne. Und ich finde die Fragen richtig gut und wichtig.
Geld, Hausfinanzierung oder Kredite sind nicht unbedingt Themen, über die man gerne offen spricht. Ich merke, dass in meinem Freundeskreis sehr wenige offen über ihr Eigentum oder ihr Vorhaben, Eigentum zu erwerben, sprechen. Die Frage “Wieviel hat euer Haus gekostet?” scheint keine Frage zu sein, die gesellschaftlich gängig ist. Warum ist es so, dass man sich viel offener über Mietpreise unterhalten kann, aber bei dem Thema Hauspreise viele leise werden? Ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht. Auch darüber, ob ich in dieser Kolumne offen über den Kaufpreis und den Sanierungsaufwand unserer alten Niedersachen-Villa sprechen möchte.
Ich muss zugeben, dass auch ich ungern öffentlich über Geld spreche. Ganz anders sieht es aber offline und in Einzelgesprächen aus. Diese Gespräche finden zwar eher selten statt, aber sie helfen enorm um voneinander zu lernen, zu vergleichen und zu sehen, was möglich ist. Teresa Bücker hat in ihrem vor Kurzem erschienenen Newsletter “Der Garten einer guten Mutter” geschrieben, wie wichtig der “transparentere Umgang mit den materiellen Möglichkeiten (ist), damit wir uns einander besser in Beziehung setzen können und besser verorten können, wo wir selbst stehen und was sich erreichen lässt.” Ich stimme ihr zu.
Viele wunderschöne Häuser oder Villen sind für eine durchschnittlich verdienende Familie schwer bezahlbar – oft werden diese Immobilien über Erbschaften oder die finanzielle Unterstützung wohlhabender Eltern erworben, aber da gesellschaftlich wenig darüber gesprochen wird, haben Außenstehende keine Ahnung, was hinter den Kulissen abläuft. So haben mein Mann und ich es oft empfunden, wenn wir durch schöne Hamburger Stadtteile oder Villengebiete spaziert sind und uns oft gewundert haben, warum solche Immobilien so gut wie nie auf den Immobilienplattformen angeboten wurden. Die Frage, wie man denn auch “dazugehören” kann, ging uns nicht aus dem Kopf. Da wir so gut wie keine Ressourcen und Mittel über Vitamin B oder unsere Familien hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als über öffentliche Immobilienplattformen und Makler*innen zu gehen. Und wie schon in der letzten Kolumne erwähnt, mussten wir unseren Suchradius auf ländliches Gebiet und in andere Bundesländer erweitern, um bezahlbare Traumhaus-Objekte zu finden.
Als Kind einer migrantischen Arbeiterfamilie bin ich mit sehr überschaubaren finanziellen Ressourcen aufgewachsen. Umso dankbarer bin ich heute, dass ich durch meine Festanstellung eine stabile finanzielle Absicherung habe
Ich werde euch heute nicht den Kaufpreis oder unsere genaue Kredithöhe nennen (ich kann hier schon die Seufzer hören, sorry!), aber ich möchte über unsere finanzielle Vorbereitung bis hin zum Kauf sprechen, damit ihr unseren Eigentumserwerb besser einordnen könnt und vielleicht sogar selbst ermutigt werdet, diesen Schritt zu gehen.
Als Kind einer migrantischen Arbeiterfamilie bin ich mit sehr überschaubaren finanziellen Ressourcen aufgewachsen. Umso dankbarer bin ich heute, dass ich durch meine Festanstellung bei einem amerikanischen Tech Unternehmen seit vielen Jahren eine stabile finanzielle Absicherung habe, für meine Verhältnisse “gut verdiene” und somit auch sparen und mein Geld anlegen kann. Dasselbe gilt für meinen Mann. Und genau das haben wir getan, um uns unseren Traum eines Eigentums zu erfüllen. But let’s go back a few steps: Wie ging es also los mit der Haussuche und wann genau war der richtige Zeitpunkt für uns finanziell?
Wir haben 2019 zum ersten Mal den starken Wunsch verspürt ein Eigentum zu erwerben. Nach der Geburt unserer Tochter und der damals unfassbar hohen Miete unserer Münchner Altbauwohnung (wir zahlten 2.050 Euro warm), schien es uns einfach logischer ein Haus zu kaufen und monatlich einen Kredit abzubezahlen, statt unseren Vermieter reich zu machen.
Wir haben uns das Ziel gesetzt, mindestens 10% vom Höchstwert zu sparen bevor wir intensiv in die Suche gehen.
Wir haben uns damals den Immobilienmarkt angeschaut und einen ungefähren Mittelwert für einen Hauspreis festgelegt, der für uns realistisch schien. Dieser lag für uns bei circa 600.000 bis 800.000 Euro. Dann haben wir uns das Ziel gesetzt, mindestens 10% vom Höchstwert zu sparen bevor wir intensiv in die Suche gehen, denn wir wollten nicht, dass es an einem Kredit scheitert, sobald wir unser Traumhaus finden. Diesen Tipp hatten wir damals über diverse Artikel im Internet und auch von einem Finanzberater erhalten. Viele empfehlen 20% Eigenkapital anzusparen. Wir haben auch mitbekommen, dass es Finanzierungspakete für Menschen ohne Eigenkapital gibt, aber uns war es wichtig, mindestens einen Teil des Hauses selbst finanzieren zu können. Banken finden das übrigens besser und man hat höhere Chancen einen Kredit zu bekommen.
Erst als wir die uns vorgenommene Ersparnis zusammen hatten, ging unsere intensive Haussuche los und sie betrug ungefähr sechs Monate. Wir haben unser Interesse für mehr als 20 Objekte kundgetan und viele davon besichtigt, bis wir bei unserem Haus gelandet sind. Von Freund*innen haben wir mitbekommen, dass sich die Suche auch über viele Jahre ziehen kann.
Während der intensiven Phase der Haussuche – die Phase, in der ich auf dem Handy ununterbrochen Benachrichtigungen über neue Objekte erhielt – haben wir einen unabhängigen Finanzberater für Baufinanzierungen kontaktiert. Das geht zum Beispiel kostenlos über die „Interhyp“ (*keine Werbung). Pandemie-bedingt sprachen wir mit dem netten Berater über Zoom und erzählten ihm von unserer Haussuche und davon, was wir uns schon erspart hatten. Wir fragten ihn, ob das alles denn so passe für ein gutes Kreditangebot und wenn ja, welche Banken mit welchen Zinsangeboten für uns in Frage kommen würden. Wir wurden von dem Finanzberater umfangreich beraten und er zeigte uns anhand von Fallbeispielen, wie hoch eine monatliche Kreditrückzahlung, ein effektiver Jahreszins etc. aussehen könnte. Basierend auf unseren Gehaltsabrechnungen, unser erspartes Eigenkapital und unsere Zinsbindungs-Vorstellungen, erklärte er uns, was für uns möglich sei und wie hoch der Gesamtkredit für unser Wunschobjekt ungefähr liegen könnte. Zeitgleich haben wir einen Finanzberater einer etablierten Bank kontaktiert und uns ähnliche Angebote eingeholt, um zu vergleichen.
Ich bin sehr froh darüber, dass wir uns mehrere Monate vor dem Kauf haben intensiv beraten lassen, denn sobald wir unser Haus gefunden hatten, war die finanzielle Abwicklung gar nicht so kompliziert. Unsere Daten und wichtigen Dokumente hatten die Finanzberater schon erfasst und konnten uns direkt zu den Besichtigungsterminen ein Finanzierungszertifikat für die Makler*innen mitgeben (dieses Zertifikat bescheinigt, dass man kreditwürdig ist und das Geld für das Objekt über einen Kredit von der Bank bekommen wird).
Begriffe wie Sondertilgung, Zinsbindung oder effektiver Jahreszins gehören nicht zu meinem alltäglichen Vokabular und ich muss manchmal noch nachschlagen, was sie wirklich bedeuten. Aber wir haben durch die Gespräche mit unseren zwei Finanzberatern viel gelernt. Am Ende haben wir uns auf ein Angebot von der direkten Bank eingelassen, dies aber auch nur, weil sie schneller war und wir den Kredit innerhalb von drei Wochen bis zum geplanten Notartermin abwickeln mussten. Zugegeben, diese Phase war etwas stressig. Es lag in unserem Fall vor allem daran, dass zwei Gutachten von unserem Haus und zu den Sanierungsmaßnahmen erstellt werden mussten.
Hier musste unser Architekt der Bank und den Gutachter*innen aktuelle Grundrisse, ausführliche Maßnahmenpläne und eine Kostenübersicht liefern. Diese wurden überprüft und sobald die Gutachter*innen ein grünes Licht gaben, hat die Bank unseren Kredit genehmigt. Alles verlief dann sehr schnell. Wir vereinbarten einen Termin mit der Bank in einer ihrer Filialen und unterzeichneten gefühlt hunderte Unterlagen. Unsere Hände taten weh, aber wir wurden an diesem Tag ein breites Grinsen nicht los. Es war so eine Erleichterung, dass wir unser neues Haus bezahlt bekommen würden!
In meiner nächsten Kolumne geht es dann so richtig los mit unseren geplanten Sanierungsarbeiten. Ich zeige euch die aktuellen Grundrisse und Pläne, die wir mit unserem Architekten aufgestellt haben. Stay tuned!
Fotos: privat
3 Kommentare
Hey femtastics,
erlaubt euch euer CMS, unter dem Artikel die anderen Folgen zu platzieren? Das wäre sehr schön und nutzerfreundlich. So ist der Weg zu den anderen Folgen sehr umständlich. Ich gehe ihn trotzdem, aber dennoch…Liebe Grüße!