Seit über zehn Jahren arbeitet Miriam Junge als Psychotherapeutin. Zudem ist sie Coach für Lebens- und Businessthemen, berät Gründer*innen ebenso wie Führungskräfte, Selbständige und Angestellte. Sie behandelt Angststörungen, Depressionen, Burnout, Lebenskrisen, bietet Paartherapie an, unterstützt und berät „Headspace“, die App für Meditation und Achtsamkeit, und hat gerade ihr Buch veröffentlicht: „Kleine Schritte mit großer Wirkung“, in dem sie eine Anleitung dazu gibt, wie wir mehr Zufriedenheit erlangen können. Wir sprechen mit der 39-Jährigen darüber, welche Probleme ihr immer wieder begegnen, wann und wem sie professionelle Hilfe empfiehlt und welche kleinen Veränderungen für mehr Zufriedenheit im Leben sorgen.
Miriam Junge: Ich arbeite seit 2008 mit Patient*innen. Am Anfang der Ausbildung zur Psychotherapeutin muss man in Kliniken arbeiten – und als ich damit begann, dachte ich, ich hätte auch alle Störungen: Ängste, Depressionen, … Ein zentrales Erlebnis war, als ich erkannte, dass alle Menschen mehr oder weniger Störungen haben. Das ist komplett normal. Als Therapeutin habe ich gelernt, dass man Störungen behandeln und verbessern kann. Das hatte einen großen Einfluss auf mein Leben: Zu merken, dass Krisen zum Leben dazugehören und dass alles im Nachhinein Sinn ergibt. Das hat mich total erfüllt und beruhigt. Erstens ist man mit keinem Problem allein – ganz viele Menschen haben ähnliche Probleme, man muss nur darüber sprechen. Zweitens gibt es Menschen, die das professionell gelernt haben und die einem sehr schnell helfen können.
Dahinter steht das Interesse am Menschen und daran, menschliches Verhalten zu verstehen. Ich bin in einer Familie groß geworden, in der immer offen über alles gesprochen wurde und auch viele Konflikte ausgetragen wurden. Ich hatte schon immer den Drang, verstehen zu wollen, warum sich Menschen in bestimmten Situationen so oder so verhalten. Psychologie zu studieren, war mein Plan A – und ich hätte auch keinen Plan B gehabt.
Durch das Studium habe ich mich eher gequält. Ich bin ein sehr selbstbestimmter Mensch und viele Elemente des Studiums – die mathematischen Themen wie Statistik – haben mich gar nicht interessiert. Ich war sehr froh, als ich das Studium hinter mir hatte.
Erstens ist man mit keinem Problem alleine – ganz viele Menschen haben ähnliche Probleme, man muss nur darüber sprechen. Zweitens gibt es Menschen, die das professionell gelernt haben und die einem sehr schnell helfen können.
Das stimmt, „Coach“ ist kein geschützter Begriff. Ich habe die Zusatzausbildung zum Coach währen der Verhaltenstherapieausbildung gemacht, weil es mir ein bisschen an Leichtigkeit gefehlt hat. Das Coaching ist zukunftsgerichtet und sehr im Hier und Jetzt. Therapie dagegen ist sehr rückwärtsgerichtet, es geht viel um die Vergangenheit. Die Arbeit mit Patient*innen hat mich, weil ich sehr sensibel bin, oft belastet. Insbesondere die Arbeit mit Patient*innen, die schon lange an Depressionen leiden. Da wurde mir bewusst, dass ich mehr mit Menschen arbeiten muss, die Visionen brauchen, die in die Zukunft blicken und mit denen die Arbeit mehr Leichtigkeit hat.
Auf jeden Fall. Das Studium und die Ausbildung haben zwölf Jahre gedauert, das hat mich geprägt. Und zudem kann ich als Psychologin natürlich aus einem Methodentopf schöpfen, den Coaches, die keine Therapeuten sind, nicht haben. Diese Methoden – gerade in der Verhaltenstherapie – bringen mir als Coach und meinen Coachees wahnsinnig viel. Der Unterschied zu anderen Coachings ist, dass ich langfristig und nachhaltig mit meinen Coachees arbeiten kann. Wir können bei bestimmten Mustern in der Kindheit ansetzen. Mein Anspruch ist, nicht nur kurz einzutauchen und kleine Dinge zu verändern, sondern Wurzeln zu erkennen und meinen Klient*innen klarzumachen, woher ihre Verhaltensweisen kommen. Wenn man sein eigenes Verhalten versteht, hat das langfristige Auswirkungen.
Nicht unbedingt. Die Hauptarbeit passiert nicht in den Sessions, sondern zwischen den Sessions. Es geht darum, wie du das erlangte Wissen anwendest und je schneller du das tust, desto weniger Sitzungen brauchst du. Verhaltenstherapeuten geben immer Hausaufgaben auf und meine Klient*innen haben viele Hausaufgaben, weil ich will, dass sich schnell etwas verändert. In der ersten Session frage ich immer: „Woran würdest du erkennen, dass sich bei dir etwas positiv verändert hat?“ Diese Dinge legen wir direkt fest, damit eine Qualitätsüberprüfung möglich ist. Das hat auch eine Selbstwirksamkeit: Wenn du siehst, dass sich etwas verändert und dass du selbst Veränderung in der Hand hast, dann geht es daraufhin noch schneller und du bleibst dran.
Ich bin sehr strukturiert. Dienstags, mittwochs und donnerstags bin ich in der Praxis und mache Coachings und Therapie, jedoch aktuell mehr Coachings. Montags und freitags ist sozusagen „patientenfrei“ und ich arbeite für Headspace und baue meine eigene Firma weiter auf, mit dem Thema Microhabits, in Anlehnung an mein Buch. Wir entwickeln gerade viele Apps, die – auch erst einmal kostenlos – dabei unterstützen sollen, Psychotherapie und Coaching und auch Störungen zu entstigmatisieren. Diese Aufklärung ist mir sehr wichtig. Dazu möchte ich auf auf Instagram beitragen.
Es sind in den vergangenen zwei Jahren mehr Männer geworden. Vorher waren es rund 90 Prozent Frauen. Ich denke, jetzt sind es rund 60 Prozent. Es sind Menschen, die ein Bewusstsein für ihren Wohlfühlfaktor haben, die Hilfe annehmen und sich reflektieren wollen. Sie sind offen und haben den Wunsch, etwas in ihrem Leben zu verändern.
Manche Menschen sind noch immer nicht offen für eine Therapie, nach dem Motto: „Ich bin doch nicht verrückt. Ich brauche keine Therapie.“ Sie machen dann vielleicht ein Coaching, damit sie es nicht „Therapie“ nennen müssen.
Es geht in den Coachings viel um die Themen Zufriedenheit und Motivation, aber auch um angrenzende Burnout-Ängste. Viele denken: Irgendetwas ist komisch, ich kann nicht mehr gut schlafen, ich mache mir viele Sorgen, ich bin nicht mehr so motiviert aufzustehen … Sie können es nicht genau greifen, aber merken, dass etwas nicht gut läuft.
Es gibt auf jeden Fall typische Phasen. Im Alter von Mitte Zwanzig, im Laufe des Studiums, kommt oft die Frage: „Habe ich das Richtige studiert? Bin ich auf dem richtigen Weg?“ Anders gesagt: Zukunftsängste. In unserer Gesellschaft, die suggeriert, dass alles geht, haben viele nicht das Gefühl, das Richtige zu finden und entwickeln Selbstzweifel. Das hängt auch mit extrem überhöhten Ansprüchen – häufig durch Eltern – zusammen. Es geht um Selbstfindung und die Frage, ob man an alten Mustern festhält, die einen zurückhalten.
Ende Zwanzig, Anfang Dreißig geht es häufig um Beziehungen: Die Kinderfrage, die Commitment-Frage. Dieses Beziehungsthema beschäftigt ganz viele in dem Alter – vor allem Frauen –, die zu mir kommen. Häufig kommen dann auch Paare gemeinsam, um ihre Landkarten sozusagen einmal übereinander zu legen und zu schauen, ob sie sich decken.
Gegen Ende Dreißig dreht es sich oft um das Thema: Eigentlich will ich keine Kinder, aber gesellschaftlich ist es von mir gewollt. Oder um Männer, die in einem Burnout stecken und sich unzufrieden mit ihrem Job fühlen. Viele Unternehmensberater, viele CEOs oder Gründer, die erschöpft sind von einem Run, den sie zehn Jahre lang gemacht haben. „Ich bin noch nicht mal 40, wie soll das weiter gehen? Wie soll ich wieder zu Kräften kommen?“ Thema Work-Life-Balance. Lege ich jetzt mehr Wert auf Familie oder ist mein Job mir wichtiger?
So krass ist es nicht und es lässt sich nicht pauschalisieren, aber diese Themen treten schon gehäuft auf.
Alles, was länger als zwei Wochen andauert, kann man als eine depressive Episode diagnostizieren. Das kann man aushalten, aber man kann sich auch entscheiden, sich Hilfe zu holen und zu beeinflussen, ob es einem vier Monate lang scheiße geht oder nur zwei Monate lang.
Das Bewusstsein ändert sich und solche Themen werden normaler. Fast jeder kennt Liebeskummer. Ab 30 kommen wir in ein Alter, in dem die Eltern älter werden, Großeltern sterben. Die Krisen in unserem Leben sind programmiert und das Leben bekommt immer mehr Ernsthaftigkeit. Ein Liebeskummer, der über zwei Monate dauert und sich nicht bessert oder verändert, ist eine Depression. Alles, was länger als zwei Wochen andauert, kann man – laut unseren Diagnosekriterien – als eine depressive Episode diagnostizieren. Das kann man aushalten, ja, aber man kann sich auch entscheiden, sich Hilfe zu holen und zu beeinflussen, ob es einem vier Monate lang scheiße geht oder nur zwei Monate lang.
In den USA hat jeder seinen Coach, seinen „Shrink“ oder Therapeuten, weil es cool ist und weil die Leute wissen, dass es lebensbereichernd ist. Dieser Mehrwert wird auch uns in Deutschland immer bewusster. Wir reden häufiger und offener über Emotionen und sie bekommen mehr Raum. Ich bin mir sicher, diese Probleme und Themen gab es schon immer, es gab nur früher nicht so viel Raum, um über sie zu sprechen.
Sensibilität und Emotionen sind bei Frauen gesellschaftlich noch immer viel mehr zugelassen als bei Männern. Das ist auch ein Nachteil für sensible Männer. Es gibt da noch viele Stigmata. Sich um andere zu kümmern und sich auszutauschen, ist gesund. Das ist Psychohygiene. Aber auch da geht es um Extreme: Wenn du denkst, du bist immer nur das Sorgentelefon und deine eigenen Bedürfnisse stehen immer hinten an, dann ist das langfristig keine gute Strategie.
Wenn diese Gedanken und Sorgen die Kontrolle übernehmen und du noch im Halbschlaf schon darüber nachdenkst, was gleich alles auf dich zurollt, dann ist das definitiv ein Zeichen, dass du dir jemanden an deine Seite holen solltest, der sich das mal anguckt und dir hilft, deine Gedanken zu distanzieren, weil du zu nah an den Themen dran bist.
Wenn du denkst: „Es ist eine Phase, ich komme zurecht“, ist das ja total gesund. Aber wenn die Gedanken und Gefühle dich kontrollieren anstatt dass du die Kontrolle hast, solltest du vielleicht mal jemanden drüber schauen lassen. Es ist genauso wie bei körperlichen Beschwerden. Wenn dir zwei Wochen lang dein Knie weh tut, sagst du: „Es geht schon wieder weg.“ Wenn dir zwei Monate lang dein Knie weh tut, dann sagst du: „Ich lasse mich lieber mal untersuchen.“ So ist es bei der Psyche auch. Probleme lassen sich mit professioneller Hilfe viel schneller in den Griff kriegen.
Das kann man so oder so sehen. Wenn wir in unserem Reifungsprozess an einen Punkt kommen, an dem wir merken: Ich muss oder sollte oder darf mich mehr mit mir beschäftigen – dann stößt das natürlich etwas an, das anstrengend ist, weil wir alte Pakete wieder aufschnüren müssen. Aber langfristig führt das zu Zufriedenheit und ist gesundheitsfördernd. Wenn wir Probleme ständig vor uns herschieben oder ignorieren, dann knallt es halt mit 50. Ich selbst habe ja auch viele Therapien gemacht, das ist Teil der Ausbildung, und das ist anstrengend, aber auch toll, weil man ein Gespür für sich bekommt. Ich weiß mittlerweile, warum ich wie reagiere und kann das akzeptieren und damit umgehen. Das gibt mir Gelassenheit.
Wenn wir in unserem Reifungsprozess an einen Punkt kommen, an dem wir merken: Ich muss oder sollte oder darf mich mehr mit mir beschäftigen – dann stößt das natürlich etwas an, das anstrengend ist, weil wir alte Pakete wieder aufschnüren müssen. Aber langfristig führt das zu Zufriedenheit und ist gesundheitsfördernd.
Der Verlag kam auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich nicht ein Buch schreiben will. Eigentlich hatte ich das nicht vor, aber ich habe mich dann doch in den Gedanken verliebt. Der Prozess war wahnsinnig anstrengend für mich, es war einsam und ich hatte das Gefühl, den Leuten doch gar nichts Neues zu erzählen. Ich hatte total die Distanz zum Thema verloren. Das geht mir manchmal auch in den Coachings so: Es gibt Muster, Probleme ähneln sich – sonst gäbe es ja keine Methodik – und manche erzähle ich den Klient*innen ähnliche Dinge und denke: Ihr müsst euch doch langweilen. Aber jede Klient*in hört das natürlich zum ersten Mal. (lacht) Das vergesse ich manchmal. Dieses Gefühl hatte ich auch beim Buch.
Ich wollte gerne über Gemeinsamkeiten schreiben, die ich in Coaching-Sessions erkenne. Letztlich geht es im Buch weniger um Coachings als um die Methode: Microhabits. Ich arbeite schon seit vielen Jahren mit Glaubenssätzen und musste diese im Grunde nur auf den Punkt bringen.
Das ist interessant, dass du das sagst. Das ist nämlich eine Frage der eigenen Ansprüche, die offenbar bei dir auch sehr hoch sind. „Maximale Zufriedenheit“ ist deine individuelle Definition. Das bedeutet nicht, dass du immer ganzheitlich zufrieden bist, sondern dass du einen liebevollen Umgang mit dir selbst hast. Es geht darum, dass du sagst: Ich darf mit mir selbst zufrieden sein. Diese Gelassenheit und diese Achtsamkeit mit dir sind genau der Schlüssel, der dich dazu bringt, langfristig zufriedener zu sein. Diese kleinen Schritte bringen dich jeden Tag näher zu mehr Zufriedenheit. Du kommst vielleicht nie an dem Punkt an, dass du sagst: Das ist Zufriedenheit, ich bin rundum happy.
Anfangs hatte ich mit dem Verlag eine Diskussion um das Wort „Glück“ – ich wollte auf keinen Fall die Worte „glücklich sein“ benutzen. Sie sind so ausgelutscht. Was heißt das denn, „glücklich sein“? Das macht mich manchmal sogar sauer. Happiness, happiness. Ich habe bewusst das Wort „Zufriedenheit“ gewählt. Ich kann mir mittlerweile, während des Tages, ganz viele Zeitpunkte nennen, in denen ich zufrieden bin. Ich habe nicht den Anspruch, in allem happy zu sein, mich nervt auch sehr viel, aber ich bin liebevoll mit mir, nicht so streng, dass ich immer in Unzufriedenheit rutschen muss, ich sehe die kleinen Schritte, die ich gehe und die mich in bestimmten Prozessen voranbringen.
Richtig. Und von „maximal“ sowieso, denn das hängt davon ab, was am betreffenden Tag für dich „maximal“ ist. Mehr geht nicht. Das funktioniert oft rückblickend gut: Womit kann ich heute zufrieden sein? Anstatt abends zu sagen: Boah, ich habe dieses nicht geschafft und jenes nicht fertig bekommen. Das würde bedeuten, du siehst die kleinen Schritte nicht. Es gibt Gründe, warum du eine Deadline nicht eingehalten hast, es gibt Gründe, warum du heute Mittag Schokolade statt Spinat gegessen hast … Und dir diese Gründe bewusst zu machen, hilft. Es ist menschlich, nicht immer zu funktionieren. Und wenn ich mittags Schokolade brauche, weil mir das in dem Moment gut tut, dann hat das doch seine Berechtigung. Dann kann ich nicht abends sagen: Mein Gott, jetzt habe ich schon wieder Schokolade gegessen! Wenn du weißt, was dich zufrieden macht, dann nimm dir das heraus und entwickle sozusagen einen gesunden Egoismus, der Rücksicht auf deine Bedürfnisse nimmt. Es geht um Achtsamkeit.
Wenn du weißt, was dich zufrieden macht, dann nimm dir das heraus und entwickle sozusagen einen gesunden Egoismus, der Rücksicht auf deine Bedürfnisse nimmt.
Für mich persönlich war „Bewertungsfasten“ ganz wichtig. Ich habe mich häufig negativ bewertet. Das habe ich bewusst weggelassen. Ich habe in kleinen Schritten angefangen und alle zehn Minuten geprüft, ob ich mich bewertet habe. Dadurch, dass ich mir das bewusst gemacht habe, ist es sehr viel weniger geworden.
Ein anderes Beispiel ist der gute Start in den Tag. Ich greife morgens nicht direkt zu meinem Handy und lasse mich mit E-Mails, Nachrichten und News bombardieren. Sondern die ersten zehn Minuten des Tages gehören mir und nur mir. Was ich dann mache – ob ich mir Tee oder Kaffee mache und den achtsam zubereite, oder mich dehne mit dem bewussten Selbstbestimmungsgefühl, selbst zuzulassen, wann ich mich mit der Außenwelt konfrontiere – ist mir frei überlassen. Damit habe ich direkt am Morgen ein Erfolgserlebnis.
Ich habe mittlerweile mehrere Momente am Tag – aus den Microhabits werden mit der Zeit nämlich Gewohnheiten – in denen ich mich frage: Was brauchst du jetzt eigentlich? Ich schenke meinem Körper und meiner Psyche Aufmerksamkeit, die mir gut tut. Wenn ich das fünfmal am Tag mache, ist das abends vielleicht schon eine Stunde, in der ich mich um meine Bedürfnisse gekümmert habe. Ich denke, je mehr wir Aufmerksamkeit für unsere Bedürfnisse entwickeln, um liebevoll mit uns selbst umzugehen und aus dem „Funktionsmodus“ herauszukommen, desto zufriedener werden wir.
Das lässt sich auf so vieles im Leben beziehen. In letzter Zeit wurde zum Beispiel viel über das „Hochstapler-Syndrom“ berichtet: Menschen haben große Selbstzweifel, weil sie denken, dass sie ihre persönlichen Erfolge nicht verdienen oder weil sie an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln. Auch das bedeutet, dass man die kleinen Schritte nicht sieht, die einen auf dem Weg zum Gipfel vorangebracht haben.
Je mehr wir Aufmerksamkeit für unsere Bedürfnisse entwickeln, um liebevoll mit uns selbst umzugehen und aus dem „Funktionsmodus“ herauszukommen, desto zufriedener werden wir.
Aktuell ist es besonders wichtig, achtsam zu sein und sich immer wieder den Satz zu sagen: Probleme werden dann gelöst, wenn sie da sind. Oft versuchen wir Sorgen, Probleme, Themen zu zerdenken, obwohl wir merken, dass wir uns im Kreis drehen und gerade keine Lösung finden. Frag‘ dich als Microhabit: In wie weit kann ich mein Problem bzw. Thema jetzt lösen? Wenn du es nicht kannst, vertage es, denn es scheint nicht der richtige Zeitpunkt zu sein und du kannst dich stattdessen in Achtsamkeit üben. Du kannst dir einen Reminder einstellen, falls du Sorge hast, dass du das Thema verdrängst oder vergisst. Aber durchdenke es bis dahin nicht mehr oder frage dich nur, falls der Gedanke wieder „aufdringlich“ wird, ob und wie du das Problem jetzt wirklich lösen kannst und entscheide dann neu. Stelle stattdessen Vertrauen in den Fokus. Vertraue, dass es eine Lösung geben wird, weil du achtsam bist und dir zum richtigen Zeitpunkt Gedanken zur Problemlösung machst. Gönn‘ dir schöne Kleinigkeiten: einen Tee, Kaffee, einen bewussten Spaziergang …
Rede dir Mut zu, so wie du es mit deiner besten Freundin oder Freund oder einem kleinen Kind machen würdest, das du beruhigen möchtest.
Aktuell ist es besonders wichtig, achtsam zu sein und sich immer wieder den Satz zu sagen: Probleme werden dann gelöst, wenn sie da sind.
Wir arbeiten an mehreren Apps. Unter anderem „Cleverest„, eine kostenlose App, die dir hilft, dich auf Dinge zu konzentrieren, indem sie dich zu Achtsamkeit und Digital Detox anregt. Eine andere App soll dich im Hier und Jetzt abholen, wenn du das Gefühl hast, eine Panikattacke zu bekommen. Auch bei diesen Themen kommen „Microhabits“ ins Spiel, die Menschen helfen, mit kleinen Schritten viel zu erreichen. Und ich habe die Hoffnung, dass wir, wenn wir liebevoller mit uns selbst umgehen, auch mit anderen Menschen liebevoller umgehen. Wenn wir verstehen, dass wir alle unsere Probleme haben, kann das zu einem rücksichtsvolleren Umgang in der Gesellschaft führen. Wir sind häufig viel zu hart zu uns selbst und zu anderen Menschen.
Miriam Junges Buch:
3 Kommentare
Hallo, ein wunderbarer Text der mich sehr berührt und angeregt hat. Als Coach/ Therapeutin begleitet dich im Handeln anscheinend Leichtigkeit und Humor. Das ist toll. Wir sollten schon Kindern beibringen, ihre Glaubenssätze zu bemerken und diese positiv zu lösen. Viele Menschen erkennen sie erst nach vielen Jahren. Manche leider nie. 😉
Wie eine App funktionieren soll, die Digital Detox verordnet, ist mir noch nicht klar. Sie müsste uns mehrmals am Tag sagen „Leg mal gleich wieder dein Handy/ Tablett weg!“ oder „Geh mal ins Grüne“ oder „Meditiere mal ein Viertelstündchen“. Dazu muss ich aber erst einmal die App nutzen und die Geräte. Ich bin gespannt darauf. Vielen Dank für die Gedanken und Anregungen.
Christine