Von der Modedesignerin zur Surfcamp-Besitzerin in Marokko: Franky von „Wave Gypsy“

Das Leben neustarten und komplett von vorne anfangen: Franziska Siegler (38) aka Franky hat es vor vier Jahren getan. Als der damaligen Modedesignerin ihr Job gekündigt wird, der sie sowieso nicht mehr glücklich macht, entscheidet sie kurzerhand aus einem dreiwöchigen Surfurlaub in Marokko einen längeren Aufenthalt zu machen. Heute lebt die gebürtige Erfurterin mit ihrem Freund Taoufiq in dem Ort Tamraght an der marokkanischen Atlantikküste. Gemeinsam betreiben sie das Surf & Yoga Camp „Wave Gypsy“. femtastics-Co-Gründerin Katharina und Fotografin Magdalena Mitter haben eine Woche im Camp verbracht und Franky durch ihren Alltag begleitet, mit ihr über ihren Neuanfang, das Leben und Arbeiten in Marokko und ihre Liebe zur perfekten (Longboard-)Welle gesprochen.

Franziska Siegler aka Franky lebt seit 2016 in Marokko, 2019 hat die leidenschaftliche Longboard-Surferin gemeinsam mit ihrem Freund Taoufiq ihr eigenes Surf & Yoga Camp „Wave Gypsy“ in Tamraght in Marokko eröffnet.

femtastics-Co-Gründerin Katha hat das Camp im Februar besucht, Surfen gelernt und Besitzerin Franky zum Interview getroffen.

Moroccan Magic: Der morgendliche Blick von der Dachterrasse des Camps.

femtastics: Du hast vor vier Jahren noch als Modedesignerin, unter anderem für Esprit, in Düsseldorf gearbeitet. Heute sitzen wir in deinem Surfcamp in Marokko. Wie kam es zu dieser großen Veränderung in deinem Leben?

Franky: Ich war damals Single, wollte richtig Surfen lernen und ein Surfcamp ausprobieren. Also habe ich eine Reise nach Marokko gebucht. Von Tag eins an war ich in Marokko und ins Surfen verliebt und so glücklich wie nie zuvor.  Zwei Tage vorher wurde mir bei meinem alten Job gekündigt. Das war der Türöffner, sonst hätte ich mir wahrscheinlich gar keine Gedanken darüber gemacht, auszuwandern. In der ersten Woche in Marokko habe ich im Bett gelegen und mir vorgestellt, wie ich meine Sachen in Deutschland verkaufe, alles aufgebe und einfach nur noch surfen gehe. Es hat sich nichts besser angefühlt als das.

Geplant hatte ich es nie, es gab nur diese Idee, am Meer zu leben.

War es schon länger ein Traum von dir, woanders hinzugehen und neu anzufangen?

Geplant hatte ich es nie, es gab nur diese Idee, am Meer zu leben. Ich hatte nie bewusst darüber nachgedacht, das zu tun, es gab keinen bestimmten Auslöser. Ich war im Jahr vorher in Australien und wäre am liebsten dort geblieben, Sonne und Meer  – das sind ganz andere Lebensumstände als im piefigen Büro zu sitzen.

Das Camp hat insgesamzt 7 Zimmer. Maximal 10 bis 14 Gäste sind gleichzeitig zu Besuch. 7 Nächte im Doppelzimmer, inklusive Surfen, Yoga, Verpflegung und Transfer zum Flughagen kosten circa 590 Euro.  Man kann im Camp auch nur übernachten oder den Aufenthalt ohne Yogastunden buchen. Alle Infos zu den Preisen findet ihr hier.

Irgendwann mal die Besitzerin einen Surfcamps zu sein schwebte dir also nie vor?

Das war ein Zufall! Eigentlich wollte ich kein Surfcamp eröffnen. Das ist ein gängiges Klischee hier: Einen marokkanischen Partner zu haben und dann ein Surfcamp aufzumachen. Nachdem ich ein halbes Jahr in Marokko gelebt habe, habe ich meinen heutigen Freund Taoufiq kennengelernt. Uns wurde damals angeboten, ein Surfhaus zu managen. Nach einem Jahr haben wir festgestellt, dass wir das eigentlich alleine können und haben es selber aufgezogen. Im Mai 2019 haben wir den Mietvertrag für dieses Haus unterschrieben und bis August 2019 renoviert und umgebaut. Es hat uns ein Jahr gekostet, ein eigenes Haus zu finden. Das ist alles nicht so einfach, wie es immer aussieht, viele Sachen sind hier sehr komplex.

Hast du damals deinen kompletten Hausstand in Düsseldorf aufgelöst?

Ich hatte zunächst meine Wohnung untervermietet, meine Sachen peu á peu verkauft und mir nach zwei Jahren eine Deadline gesetzt: Wenn meine Mieterin auszieht, gebe ich die Wohnung auf. Das habe ich dann auch gemacht.

Man sollte immer seinen Träumen folgen. Das Leben ist wirklich zu kurz, um das nicht zu machen. Das ist meine Quintessenz.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert?

Ich war immer die verrückte Nudel, Mutti war trotzdem nicht begeistert. Ich musste mir anhören “Oh Gott, was machst du denn da? Deine Rente? Deine Krankenversicherung?” Ich bin zwar in dem System aufgewachsen, habe aber nicht das zwingende Gefühl, das zu brauchen. Ich bin ein Freigeist.

Würdest du dich rückblickend als mutig bezeichnen?

Das würde ich nicht, es hat sich einfach nur richtig angefühlt. Ich bin ein absoluter Herz-Bauch-Mensch und denke nicht weiter darüber nach.

Was würdest du anderen empfehlen, die auswandern wollen, sich aber nicht trauen?

Machen! Es gibt kein Patentrezept, jeder Mensch ist anders, du musst einfach auf dich selbst hören, was für dich richtig ist. Auswandern ist nicht für jede*n etwas. Es ist schon hart, sich umzustellen: Andere Sprache, anderes Land, andere Kultur. Urlaub ist das eine, in einem anderen Land zu leben, etwas ganz anderes – das ist ein riesengroßer Unterschied. Du musst es ausprobieren, du musst ja nicht gleich alles aufgeben und verkaufen, du kannst testen, ob das etwas für dich ist. Man sollte immer seinen Träumen folgen. Das Leben ist wirklich zu kurz, um das nicht zu machen. Das ist meine Quintessenz.

Hat sich mit dem Umzug nach Marokko dein Blick aufs Leben verändert?

Ich weiß viele Dinge wesentlich mehr zu schätzen. Zum Beispiel, was für einen Reisepass ich besitze. Ich kann überall hinreisen, mein Partner kann das nicht. Er kommt aus Marokko und kann nicht einfach sagen, er zieht nach Deutschland. Außerdem habe ich gelernt, Kleinigkeiten viel mehr zu schätzen und weiß mittlerweile, dass man im Leben eigentlich gar nichts braucht.

Ich hatte alle Klischees als Designerin erfüllt, und ich merke hier, dass ich das alles nicht brauche. Ich lege immer noch Wert darauf, gut auszusehen und mich ordentlich anzuziehen, aber ich brauche nicht die neuesten und angesagtesten Sachen, kein Make-up, das ist alles nicht so wichtig!

Das heißt, die „Fashion Franky“ gab es auch mal?

Oh ja, hundert Paar Schuhe, Designerhandtaschen, riesig gefüllter Kleiderschrank, ich war immer abgefahren gekleidet. Das hat sich auf jeden Fall geändert und mich davon zu verabschieden, war sehr befreiend – das kann ich jede*m empfehlen!

Dreamteam: Franky kennt das Dromedar Alibaba und Kameltreiber Hussain (Foto unten) schon seit einigen Jahren persönlich.

Franky ist leidenschaftliche Longboard-Surferin.

Wie sieht dein Alltag im Surfcamp aus? Wie teilst du dir die Aufgaben mit Taoufiq auf?

Ich mache die komplette Kommunikation, das Marketing, habe die Homepage selber erstellt – ich entwickle immer sehr viel Ehrgeiz. Da kommt mein deutsch sein durch, Perfektionismus und Pünktlichkeit. (lacht) Ich möchte etwas auf die Beine stellen, das cool ist, da bin ich anspruchsvoll. Ich bin nicht gut darin, Dinge abzugeben und behalte es lieber selbst in der Hand. Hinzu kommen die Kommunikation mit den Gästen, Organisation, Onlinemarketing und Fotos. Taoufiq macht alles hier, was für mich sprachlich schwierig ist, zum Beispiel die Buchhaltung und so weiter. Das läuft recht flüssig bei uns.

Ein Surfcamp als Paar zu betreiben klingt erstmal romantisch, bedeutet aber gleichzeitig, dass ihr fast immer von Gästen umgeben seid. Schafft ihr es, euch auch Auszeiten als Paar zu nehmen?

Wir haben beschlossen, einen Tag in der Woche frei zu machen, was hier relativ ungewöhnlich ist. Aber wir müssen das tun, für uns und für die Gäste. Wenn Gäste ankommen, bin ich natürlich da, aber es ist trotzdem mal ein Tag, an dem man ausschlafen kann und einfach mal nichts macht. Ich sehe das Surfcamp aber immer noch nicht als Arbeit, ich treffe super gern Leute und bin total gerne am Strand. Ich habe gelernt, mich etwas rauszunehmen, zu Beginn war ich mehr vor Ort. Man muss dem Ganzen seine eigene Dynamik überlassen, ich muss nicht 24 Stunden im Camp sein. Man lernt viel über sich und andere, über Gruppendynamiken, was toll ist. Unsere gemeinsame Zeit als Paar könnte besser sein, aber es ist unser erstes Jahr mit eigenem Haus, in dem wir einfach wesentlich mehr arbeiten müssen. Wir brauchen Zeit für uns selbst und versuchen, uns zurückzuziehen. Dann gehen wir essen und surfen, versuchen uns, Zeit füreinander zu nehmen.

Wie ist der Name “Wave Gipsy” entstanden?

Ich hatte in meinem ersten Jahr in Marokko die Idee, Upcycling von Klamotten zu machen. Ich hatte angefangen zu basteln und brauchte einen Namen dafür. Der Name “Wave Gipsy” und auch das Logo kamen innerhalb von fünf Minuten. Das Logo ist mittlerweile ein bisschen angepasster. Der Name passt zu mir, meiner Art und auch zu Taoufiq.

Was verbindest du mit dem Gypsy-Lifestyle?

Das, was ich lebe: Wirklich frei zu sein. Es könnte ein bisschen mehr Reisen dabei sein. Wir waren tatsächlich auf Bali, Taoufiq einen Monat und ich zwei. Da gab es unser eigenes Haus noch nicht. Wir wollen das Camp im August zu machen und einen Monat reisen. Vielleicht nach Sri Lanka oder nochmal nach Bali. Wir müssen immer schauen, wo Taoufiq hinreisen darf. Indonesien ist sehr einfach, weil es ein muslimisches Land ist.

Before surf: Aufwärmen mit der Gruppe und den beiden Surflehrern Hassan und Tarek.

Always smiling: Surflehrer Hassan.

Surf Dudettes: Von ca. 10 bis 15.30 Uhr wird jeden Tag gesurft, inklusive Mittagspause am Strand. femtastics-Co-Gründerin Katha und Fotografin Magdalena hatten sichtlich viel Spaß.

Euer Konzept steht unter dem Motto “Bei Freunden zu Hause”. Wie schafft ihr diese Wohlfühlatmosphäre?

Durch meine Persönlichkeit – das liebt oder hasst man. (lacht) Ich stehe auf und habe schon gute Laune! Ich bin interessiert an Menschen und lerne sie gerne kennen. Ich finde es spannend, was sie für Geschichten zu erzählen haben. Man kann so viel von anderen Menschen mitnehmen und lernen, einfach vom Zuhören, sich inspirieren lassen, das ist der Schlüssel. Und dann natürlich unsere Hausfee Fatima. Sie kann dieses Gefühl von Zuhause vermitteln, sie ist so etwas wie meine marokkanische Mama. Außerdem schaffen wir die Atmosphäre durch das leckere Essen. Fatima bereitet jeden Tag das Frühstück, den Lunch für den Strand und das Abendessen zu. Und dadurch, dass wir nicht so groß sind, wirkt es auch alles sehr familiär. Es war ganz wichtig für mich, dass parallel nicht mehr als zehn bis vierzehn Gäste im Haus sind. Ich möchte sie beim Namen kennen, wissen, was sie machen und mich mit ihnen unterhalten können. So ist es perfekt.

Wir machen zusammen einen Abstecher zu Frankys Mietshaus.

Franky und Taoufiq sind seit dreieinhalb Jahren ein Paar und managen gemeinsam „Wave Gypsy“. Ihr Haus ist nur wenige Autominuten vom Camp entfernt. Hier leben sie mit vier Katzen und einem Hund.

Petastic! Hallo Oreo, Moo & Billy!

 

Hast du oft Besuch aus Deutschland?

Mittlerweile ja, nachdem alle gemerkt haben, dass ich wirklich hier bleibe, kommen sie auch. (lacht) Meine Schwester ist gerade für sechs Wochen zu Besuch und arbeitet von hier aus – das macht sie jedes Jahr, was total schön ist. Meine Mutter war letztes Jahr zweimal da, meine besten Freund*innen waren letztes Jahr zu Besuch. Ich habe auch hier mittlerweile einen großen Freundeskreis. Ich bin wirklich angekommen und zu Hause.

Einen Freundeskreis bei in einem fremden Land aufzubauen ist sicherlich nicht easy.

Nein, das braucht lange. Ganz am Anfang war ich eine Person, die nicht bleibt. Jetzt, da ich nun mal bleibe, habe ich auch einen festen Freundeskreis. Die meisten haben ein Surfcamp oder Yogastudio. Und eine Bauchtanzlehrerin ist dabei.

Jeden Mittwoch macht Franky zusammen mit Küchenfee Fatima den Wocheneinkauf auf einem Markt in der Nähe des Camps.

Mittlerweile bist du auch Surflehrerin. Welche Ausbildung hast du gemacht?

Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen. Als ich hierher kam, wurde ich im Surfcamp ziemlich schnell zur Surflehrerin gemacht. Was lustig war, denn ich hatte ja selber gerade erst surfen gelernt. Es gibt die „International Surf Association“, kurz „ISA“, die hatte hier in einer Hotelanlage eine Ausbildung angeboten und ich habe mitgemacht, inklusive Rettungsschwimmerausbildung. Das Training geht eine Woche und dann bist du Surflehrer*in. Das ist aber kein offizieller Job. Nach vier Jahren habe ich richtig viel gelernt und kann Menschen und Situationen gut einschätzen. Bei uns geben die Surfstunden aber unsere beiden Surflehrer Hassan und Tarek, die beide schon sehr lange surfen.

Wie würdest du die marokkanische Surfszene beschreiben?

Sie ist ganz anders, als in anderen Ländern, in denen ich war. Man sieht generell wenig Frauen, die surfen, es werden aber mehr und es gibt einen marokkanischen Champion, Maryam El Gardoum, die ziemlich toll ist. Ansonsten ist die Surfszene relativ groß und in den letzten Jahren gewachsen. Es wird mittlerweile investiert und dass die „World Surf League“ Anfang des Jahres hier war, war auch ziemlich toll für die Szene in Marokko. Marokko hat viel Potenzial.

Was fasziniert dich besonders an Tamraght, der Ort in dem dein Surfcamp liegt?

Diese Bodenständigkeit und Herzlichkeit der Menschen, auf die ich hier treffe, gibt es in Deutschland oft nicht. Wenn ich mir hier Wohnungen angeschaut habe, wurde ich gleich zum Abendessen eingeladen, obwohl man sich kaum verständigen konnte. Und man sieht hier auch, dass viele Leute mit wenig zufrieden sind. Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich finde es total schön, die Religion, also den Islam, hier mitzuerleben. Das Thema wurde im letzten Jahrzehnt so kontrovers behandelt, hier wird das Bild, was einige Menschen durch die Medien vielleicht im Kopf haben, aber nicht bestätigt.

Where is the love: In dem Ort Tamraght befinden sich ein paar nette Cafés, Restaurants und weitere Surf Camps. Zum Meer sind es nur 10 Minuten zu Fuß.

Du bist sehr emanzipiert. Gibt es manchmal so etwas wie einen Kulturclash?

Die Männer sind hier schon die Prinzen, das merkt man oft daran, wie sie mit Dingen umgehen. Man muss das gar nicht immer negativ sehen. Sie nehmen dir viel ab, was für mich eher ungewöhnlich ist. Ich habe viele Umzüge alleine gemacht und die Sachen geschleppt. Hier heißt es: Du musst das als Frau nicht tragen!

Es ist eher ein Kulturclash, weil man zum Beispiel ganz anders arbeitet, Stichwort Korrektheit und Ordentlichkeit. Das ist hier wirklich eine ganz andere Welt und das macht sich oft an Kleinigkeiten bemerkbar. Man sieht nicht viele Frauen auf der Straße, sie sind oft zu Hause und kochen. Gerade hier im Dörflichen gibt es die typische Rollenverteilung. Frauen sitzen nicht so viel im Café wie Männer, es ist immer entweder sehr religiös oder sehr offen. Die Frauen trauen sich oft nicht, denn wenn sie verheiratet sind, sollten sie nicht mit anderen Männern an einem Tisch sitzen – es gibt schon einige Sachen, wo gerade die verhüllten Frauen sehr eingeschränkt sind. Ich kenne viele Frauen, die sich gegen das Kopftuch entschieden haben, aber auch viele, die sich dafür entschieden haben.

Food Heaven: Im Camp wird das Frühstück und Abendessen von Radisia (li.) und Fatima serviert. Für den Strand machen sie Lunchboxen fertig.

Du bist eine große Tierfreundin, besitzt selbst vier Straßenkatzen und einen -hund und setzt dich vor Ort für den Tierschutz ein. Wie engagierst du dich?

Für jedes Jahr, das ich hier bin, habe ich eine Katze aufgenommen! (lacht) Einen Hund haben wir auch. Wir haben sie gefunden, ohne Mutter, ausgesetzt, eine habe ich mit der Flasche aufgezogen. Unsere letzte adoptierte Katze wurde vom Auto angefahren, es waren alles Notfälle, die ein Zuhause gebraucht haben. Also haben wir jetzt eine große Katzenfamilie zu Hause und unseren Hund Billy. Ihn haben wir gerettet, er lag im Paradise Valley neben seinem toten Geschwisterchen, ohne Mutti, und den lässt man dann nicht so liegen. Er lebt bei uns vor der Tür, wird gefüttert, ist geimpft und sterilisiert. Wenn die Tiere gesund sind, sind es die Menschen auch, das versuchen wir den Leuten hier beizubringen.

Katzen sind nicht so das Problem, aber Hunde gelten im Islam als unreine Tiere. Wenn man vor dem Beten einen Hund angefasst hat, muss man erst eine große Waschung machen. Wir versuchen den Leuten und vor allem Kindern zu zeigen, dass sie keine Angst haben müssen. Darum sammle ich Geld, um meine Freundin Corinna von „Moroccan Animal Adoption“ zu unterstützen, damit die Tiere geimpft und sterilisiert werden. Eine andere Freundin aus Australien hat ein großes Projekt mittlerweile, das haben wir damals mit ihr aufgezogen, „Moroccan Animal Aid“ heißt es. Sie hat bestimmt hundert Hunde und Esel. Sie macht das so toll und hat viele freiwillige Helfer, aber braucht jeden Taler, denn die vielen Tiere müssen ernährt werden und das ist teuer.

Wenn man einmal ausgewandert ist, merkt man, dass nichts unmöglich ist.

 

In ihrer „Wave Gypsy Boutique“ verkauft Franky bedruckte Shirts, Arganöl, Taschen und Kissenhüllen und Decken, die sie auf dem Markt findet.

Ich plane gar nicht weit: Go with the flow!

Vielleicht möchte ich nochmal Winzerin oder Bienenzüchterin werden! Der Weg des Lebens geht absolut nicht geradeaus, Dinge verändern sich, ich hätte nie gedacht, dass ich mal Surflehrerin werde und mit 38 in Marokko lebe!

Was hast du für Zukunftspläne für „Wave Gypsy“? Möchtest du für immer hier leben oder könntest du dir  vorstellen, das Land zu wechseln?

Ich plane gar nicht weit: Go with the flow! Im Moment möchte ich hier sein, ich weiß nicht, was morgen ist. Ich werde das oft gefragt und habe mich mit dieser Frage auch wirklich viel beschäftigt. Ich finde es schön hier und bin hier glücklich. Ich habe keine Ahnung, ob ich irgendwann wieder nach Deutschland gehe. Wenn man einmal ausgewandert ist, merkt man, dass nichts unmöglich ist.

Vielleicht möchte ich nochmal Winzerin oder Bienenzüchterin werden! Der Weg des Lebens geht absolut nicht geradeaus, Dinge verändern sich, ich hätte nie gedacht, dass ich mal Surflehrerin werde und mit 38 in Marokko lebe! Ich wollte immer Modedesign machen, das war mein Traum, und ich habe es super gerne gemacht. Bis zu einem gewissen Grad, weil sich einfach viel verändert hat. Die Gesellschaft, die Art von Mode – das ist alles nicht mehr meins gewesen. Es gab dazu noch Umstrukturierungen in meinem Unternehmen, alles sollte noch schneller werden, aber ich musste so schon jeden Monat vierzig Designs aus dem Ärmel schütteln. Das hat nichts mehr mit Kreativität zu tun. Manchmal vermisse ich es trotzdem, vor allem meine alten Kolleg*innen.

Ich möchte das hier jetzt richtig gut machen, und dann kann ich irgendwann Leute einstellen, die meinen Job übernehmen. Bis dahin muss ich erstmal alles zum Laufen bringen und Systeme entwickeln.

Ich brauche nur mich am Ende des Tages, um glücklich zu sein, das ist eine ganz tolle Erfahrung!

Yoga with a view: Jeden Abend findet im „Wave Gypsy“-Camp eine Yogastunde statt – zum Sonnenuntergang auf der Dachterrasse oder im Yogaraum.

Wir haben es im Interview zwar schon an einigen Stellen herausgehört, aber verrate uns zum Abschluss trotzdem noch dein Lebensmotto?

Frei sein, den Moment genießen und da sein. Marokko hat mich geerdet, das tut mir total gut. Ich kann wirklich im Moment leben. Es ist nicht immer alles einfach, aber am Ende des Tages weiß ich, ich bin hier angekommen und glücklich. Ich brauche nur mich am Ende des Tages, um glücklich zu sein, das ist eine ganz tolle Erfahrung!

Vielen Dank für das Gespräch und die tolle Zeit in deinem Surfcamp!

Hier findet ihr „Wave Gypsy“:

Fotos: Magdalena Mitter

Layout: Kaja Paradiek 

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