Witches on vacations: Der Urlaub naht und erfahrene Hexen wie Hannah Krutmann haben natürlich top Tipps und Lifehacks für eine gelungene Reise am Start! Hannah ist Co-Gründerin des „Almost Magazins“ und Co-Autorin des Buches „Everyday Magic“. Sie versprüht auf ihrem Instagram-Account die schönsten Seventies-Vibes – und ist eine selbsternannte Hexe. In ihrer „Modern Witchcraft“-Kolumne schreibt sie monatlich für femtastics über Magie und Hexenkunst. Wie reisen Hexen, was packen sie ein und wie verbringen sie ihren Urlaub? In Teil 5 erzählt Hannah von Ritualen to go, Sacred Places und magischen Cocktails!
Gestern habe ich endlich meinen schweren Koffer in den Zug geschleppt – Meer, ich komme! Mein Partner wunderte sich, was ich alles für eine Woche eingepackt hatte und erkundigte sich, ob ich meine gesamte Kristall-Sammlung dabei hätte. Nö, nur zwei ganz kleine Kristalle. Es ist ein kleines Ritual von mir, vor einer Reise ein paar kleine Trommelsteine aus meiner Sammlung auszusuchen und sie mit Intentionen für die bevorstehende Reise zu programmieren.
Ich nehme jeden einzeln in die Hand, schließe die Augen und konzentriere mich auf eine Intention, beispielsweise “Schutz auf der Reise”.
Das klingt komplizierter als es ist. Ich nehme jeden einzeln in die Hand, schließe die Augen und konzentriere mich auf eine Intention, beispielsweise “Schutz auf der Reise” oder “Leichtigkeit” und “Harmonie” (besonders vor Familienurlauben). Ich stelle mir dann vor, wie diese Intention in den jeweiligen Stein fließt und dort gespeichert wird. Dann packe ich die Steine in einen kleinen Schmuckbeutel und verstaue ihn in meiner Reisetasche. Vielleicht glaubst du nicht, dass Kristalle irgendwelche Kräfte haben oder Energien speichern können – fair enough – das Ritual ist aber einfach schön, um vor einer Reise mit sich selbst einzuchecken und zu realisieren, was gegebenenfalls Wünsche oder Sorgen sind. Dann lässt sich unterwegs viel besser damit umgehen. Die Steine sind quasi deine Reminder unterwegs.
Als wir im Zug sitzen, fragt mich meine Schwester Marie, ob ich auch Halsschmerzen von der Klimaanlage habe. Zum Glück nicht, aber ich habe eine ätherische Ölmischung für genau solche Fälle dabei, die ich ihr direkt anbiete. In einem Roll-on-Fläschchen habe ich ein paar Tropfen Weihrauchöl, Zitronenöl, Oreganoöl, Teebaumöl, Zimtöl, Nelkenöl und Rosmarinöl mit Mandelöl verdünnt. Ein bisschen davon auf den Hals gerollert, bringt mir in solchen Fällen sofortige Linderung.
Für mich ist mein Hexe-sein in erster Linie eine politisch-feministische Einstellung, doch auch ein Teil meiner Selfcare-Praxis, sowie spirituelle Haltung.
Ich kann natürlich nicht für jede Hexe sprechen, denn wir sind alle unterschiedlich und die eine legt mehr Wert darauf verschiedene Outfits für ihre Fashion Magic einzupacken, Kitchen Witches haben ihre eigenen Zutaten dabei, und Yoga Witches reisen nie ohne ihre Matte. Für mich ist mein Hexe-sein in erster Linie eine politisch-feministische Einstellung, doch auch ein Teil meiner Selfcare-Praxis, sowie spirituelle Haltung. Mein Hexe-sein ist etwas ziemlich Alltägliches. Statt großer Zeremonien integriere ich eher kleine Rituale, Kräuter und andere Hilfsmittel in meinen Alltag, um meine Kraft immer wieder heraufzubeschwören. Deshalb ist es für mich auch keine Frage, dass mich ein paar meiner magischen Hilfsmittel auf Reisen begleiten. Um meine Bräuche und Magie unterwegs zu supporten, nehme ich mit:
Ich fühle mich an den Orten der Mythen von Göttinnen und Hexen immer besonders mit ihnen verbunden.
Als ich letztes Jahr in Griechenland war, wollte ich unbedingt nach Delphi fahren, um den Ort der Orakelpriesterin Pythia zu besuchen. Delphi schaffte ich leider nicht, aber in Athen besuchte ich die Altäre von Artemis und Aphrodite und betrachtete verschiedene Venus-Statuen. Ich fühle mich an den Orten der Mythen von Göttinnen und Hexen immer besonders mit ihnen verbunden.
In Kalifornien hat mich der Salvation Mountain und seine kleine Kapelle vergangenes Jahr total in den Bann gezogen. Auch wenn es denn Aufschriften nach viel um “Gott” und die Bibel ging, strahlte dieser Ort etwas extrem Magisches und Freies aus, was ich von religiösen Plätzen sonst nicht so kenne.
Es gibt bestimmte Orte in der Natur, die mich besonders anziehen. Für mich sind das die Wüste und das Meer. An diesen Orten fühle ich mich immer besonders frei, lebendig und gleichzeitig demütig und dankbar. An diesen Orten bin ich oft gern nackt, um mich noch enger mit der Natur verbunden zu fühlen. In der Wüste denke ich immer an Lilith, der Legende nach Göttin und Adams erste Frau, die sich ihm aber nicht unterwerfen und beim Sex unten liegen wollte. Adam beschwerte sich damals bei Gott und Lilith wurde aus dem Paradies geschmissen und in die Wüste verbannt, wo sie dann ohne Mann an ihrer Seite unabhängig lebte. Adam bekam stattdessen Eva aus seiner Rippe geschnitzt. So war sie ihm automatisch untergeordnet als Teil von ihm.
In der Wüste oder am Meer fühle ich mich immer besonders frei, lebendig und gleichzeitig demütig und dankbar.
Wenn es sich ergibt, liebe ich es spirituelle Readings oder Rituale zu erkunden. Als Marie und ich vor Jahren in Istanbul eine Bekannte trafen, die dort lebte, las sie uns spontan im Café aus dem Kaffeesatz, was sie von ihrer Oma gelernt hatte.
Als ich letztes Jahr nach Kalifornien reiste, ließ ich das erste Mal meine Aura fotografieren – die Technik dafür wurde in den Siebzigerjahren in San Francisco entwickelt, weshalb es dort noch viel Aurafotografie gibt. Ich liebe es, so neue Impulse und Einblick in die spirituelle Kultur des Landes zu gewinnen. Gleichzeitig finde ich es wichtig, es nicht als touristische Attraktion zu sehen und nicht einfach Dinge danach zu importieren und vielleicht unbewusst kulturelle Aneignung zu praktizieren.
Genau wie die Liebe durch den Magen geht, tut es auch die Magie. Auf Reisen zu essen und zu trinken, ist etwas, das ich sehr liebe. Oft lernt man so neue Kräuter, Pflanzen und Aromen kennen. Vor fünf Jahren war ich mit meiner Freundin Hannah in Marrakesch und in einer eleganten Cocktail Bar lernten wir einen Mixologen kennen, der selbst keinen Alkohol trinkt. Trotzdem waren seine Cocktails der Wahnsinn. Wir redeten kurz mit ihm und er bot an, uns Drinks zu mixen, die unsere Essenzen, unserer Charaktere repräsentieren. Hannah bekam einen Drink, der süß-fruchtig, glamourös und rosa war und zu 100 Prozent zu ihr passte. Meiner war eine Kombination mit Ingwer und Zimt (den ich liebe) und etwas quirky. Ich war begeistert. Er sagte, er wende als Mixologe die Prinzipien an, die er als Berber von seiner Großmutter zum Mixen von Tees und Kräutern gelernt hatte.
Egal, ob du Hexe bist oder nicht, hoffe ich, dass dir mein Blick in den Koffer und auf die Reiseagenda vielleicht etwas Inspiration schenken kann. Ich möchte dich ermutigen mehr auf die Magie an neuen Orten zu achten. Schon als Kind sammelte ich im Urlaub liebend gern Muscheln. Als Kind habe ich mit ihnen gebastelt, heute baue ich sie oft – genau wie gesammelte Steine – neben meinen Kristallen in Crystal Grids ein oder lege sie mir auf den Nachttisch, um ganz magisch die Energie des Urlaubsortes für mich zu konservieren.
Ein neues Ritual, mit dem ich dieses Jahr begonnen habe, ist es, mir etwas Meerwasser von meinen Reisen in ein kleines Fläschchen abfüllen, um es mit nach Hause zu nehmen und für meine Rituale zu verwenden.
Bon voyage!
Text & Fotos: Hannah Krutmann für femtastics