Gesünder leben – wer will das nicht? Eigentlich ist es gar nicht so schwer, gerade in der Ernährung lässt sich durch ein wenig Umstellung viel erreichen. Wer Unterstützung braucht, der sollte Ernährungsbloggerin Hannah Frey folgen. Ihr Blog Projekt: Gesund leben gibt es seit über fünf Jahren, inzwischen hat sie sieben Bücher geschrieben, bietet Kochkurse und Retreats an und bloggt hauptberuflich. Wir besuchen Hannah in ihrer Hamburger Wohnung um alles über ihren Weg zur erfolgreichen Ernährungs-Bloggerin zu erfahren. On top verrät sie eins ihrer Lieblingsrezepte für gesunde Kurkuma-Pizza mit knusprigen Kichererbsen und Rucola – lecker!
Hannah Frey: Meine Eltern haben immer darauf geachtet, dass wir Kinder uns gesund ernähren. Als ich dann ausgezogen bin, habe ich erstmal alles gegessen, was es Zuhause nie gab: Fertigessen, Fast Food oder Essen aus der Mensa. Und plötzlich hatte ich in den Vorlesungen ein krasses Mittagstief – etwas, das ich vorher gar nicht kannte. Zudem habe ich ein paar Kilos zugenommen, habe mich nicht mehr wohlgefühlt und meine Haut wurde schlechter.
Meine Eltern haben immer darauf geachtet, dass wir Kinder uns gesund ernähren.
Ja, das war mir schnell klar. Ich habe online geschaut, was es für Ernährungsformen gibt und bin auf amerikanischen Blogs schließlich auf das Clean Eating Konzept gestoßen und ernähre mich seitdem danach.
Clean Eating ist eine moderne Version der Vollwert-Ernährung, auf Deutsch hört sich das aber so angestaubt und unsexy an. Es geht darum, sich so natürlich wie möglich zu ernähren, sprich ohne industriell verarbeitete Lebensmittel. Also kein Fast Food, keine Fertiggerichte, keine Auszugsmehle, kein Haushaltszucker. Sondern stattdessen Vollkornmehle, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Das Schöne dabei ist, man kann sich vegetarisch oder vegan ernähren aber auch Fisch und Fleisch essen. Hauptsache, es ist möglichst unverarbeitet.
Ja, denn man muss vor allem sehr viel selber kochen und daran scheitern manche. Damit das bei mir klappt, mache ich mir samstags einen Wochenplan, kaufe dementsprechend ein und koche dann die geplanten Mahlzeiten.
Das ist meiner Meinung nach das Gefährliche: wenn man Unmengen Zucker zu sich nimmt, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Die Idee hierzu kommt lustigerweise aus meiner Kindheit. Während der Fastenzeit musste jeder in unserer Familie auf eine Sache verzichten. Da man als Kind noch keine Laster wie Kaffee oder Alkohol hat, fiel die Wahl für meine Schwester und mich immer auf Süßigkeiten und somit auch fast allen Zucker. Das fanden wir damals natürlich total doof.
Als ich während des Studiums dann begonnen habe, mich nach dem Clean Eating Konzept zu ernähren und anfangs Schwierigkeiten mit dem Zucker-Verzicht hatte, habe ich mich an diese Familientradition erinnert und sie wieder aufgenommen. In meinem Blog habe ich sie „40 Tage Challenge“ genannt. Das Thema hat total viele Leser interessiert und ist immer noch top Thema auf meinem Blog und auch bei den Büchern.
Natürlich gönne ich mir auch mal ein Stück Kuchen. Aber ich genieße das dann ganz bewusst und weiß, dass da Zucker drin ist. Für mich ist das etwas ganz anderes im Vergleich zu verstecktem Zucker in herzhaften Lebensmitteln, wie zum Beispiel Wurst. Denn das ist meiner Meinung nach das Gefährliche: wenn man Unmengen Zucker zu sich nimmt, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Der raffinierte Haushaltszucker lässt den Blutzuckerspiegel stark ansteigen und dann rapide abfallen. Das führt zu Heißhunger-Attacken und man isst mehr, als eigentlich nötig. Außerdem werden viele ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes Typ 2 und Übergewicht von zu viel Zucker ausgelöst, aber auch Hautprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten lassen sich oft auf einen zu hohen Zuckerkonsum zurückführen.
Ich habe Gesundheitswissenschaften an der Uni Bremen studiert und während des Studiums ein Praktikum in einer Unternehmensberatung gemacht. Mir wurde schnell klar, dass die Arbeit in einem Unternehmen nichts für mich ist und, dass ich selbstständig arbeiten möchte. Noch während des Studiums habe ich mich selbstständig gemacht. Ich bin in Unternehmen gegangen und habe für die Mitarbeiter-Gesundheit gesorgt.
Ein halbes Jahr nachdem ich mit „Projekt: Gesund leben“ angefangen habe, hatte ich schon die ersten beiden Buchverträge unterschrieben.
Eigentlich nur aus Spaß, weil ich damals selbst viele Blogs gelesen habe und das Medium spannend fand. Vor gut sieben Jahren gab es im deutschsprachigen Raum kaum Blogs zu gesunder Ernährung und ich habe mir angeschaut, was so in Amerika geschrieben wird. Nach meiner Ernährungsumstellung habe ich angefangen, selbst darüber zu schreiben. Mein Blog war mehr oder weniger ein Selbstläufer. Ein halbes Jahr nachdem ich mit „Projekt: Gesund leben“ angefangen habe, hatte ich schon die ersten beiden Buchverträge unterschrieben.
Genau, der Blog ist immer größer geworden und die Kunden dadurch auch. Inzwischen arbeite ich beispielsweise für Edeka, Tchibo oder die AOK.
Tatsächlich sind mein Mann und meine Familie meine besten Berater und motivieren mich enorm. Und ich habe einen Personal Trainer der mir hilft, fit zu bleiben. Da bin ich leider zu undiszipliniert um das im stressigen Alltag auch noch alleine auf die Reihe zu bekommen. Anfang letzten Jahres habe ich zudem meine erste Mitarbeiterin angestellt, weil ich einfach mit der Arbeit nicht mehr hinterhergekommen bin. Inzwischen habe ich drei Mitarbeiterinnen und vergrößere mein Team in den nächsten Monaten noch weiter.
Also primär bin ich natürlich Unternehmerin. Außerdem Autorin, Bloggerin, Fotografin, Rezeptentwicklerin, Social-Media-Managerin, Kochkurs- und Retreat-Leiterin, Yogalehrerin, Entspannungstrainerin, Personalerin und leider auch Buchhalterin.
Ich finde, dass man einen professionellen Background haben sollte, gerade, wenn man Gesundheitstipps gibt.
Ich habe witzigerweise erst gestern darüber nachgedacht, dass es für mich in den letzten Jahren immer sehr schwierig war, mir eine berufliche Vision auszumalen. Ich hatte ganz konkrete Ziele, die ich mir in den letzten Jahren immer zu Jahresbeginn gesetzt habe. Aber dann ging immer alles sehr viel schneller, als ich mir das überhaupt erträumen konnte. Jetzt mache ich es so, dass ich alle paar Monate schaue, was ich erreicht habe und dann überlege, welche Ziele ich als nächstes erreichen möchte.
Ganz schwierig. Bei vielen habe ich den Eindruck, dass sie auf das Thema aufspringen wollen, weil es gerade gut läuft. Aber ich finde schon, dass man einen professionellen Background haben sollte, gerade, wenn man Gesundheitstipps gibt – zum Beispiel sehe ich auf Instagram oft, dass Yoga-Posen falsch dargestellt werden. Da kriege ich immer die Krise. Denn wenn Leute die Übungen falsch nachmachen, kann das echt zu gesundheitlichen Problemen führen.
Ich rate immer dazu, natürliche Lebensmittel einzukaufen, also nichts industriell Verarbeitetes.
Selber kochen bringt extrem viel. Ich rate immer dazu, natürliche Lebensmittel einzukaufen, also nichts industriell Verarbeitetes. Und wenn es doch einmal schneller gehen muss, sollte man zumindest hinten auf die Zutatenliste gucken. Wenn da ganz viel draufsteht, das man nicht entziffern kann, kann das nicht gut für den Körper sein.
Layout: Carolina Moscato
2 Kommentare
Toller Artikel! Danke.