Mit bunten, verspielten Produkten hat „Fun Factory“ den Sextoy-Markt in Deutschland und Europa revolutioniert und für viele Menschen eine neue Leichtigkeit in das Thema gebracht. Dieses Jahr feiert das Unternehmen bereits sein 25-jähriges Jubiläum. Als Marketingchefin ist Jordis Meise vor zwei Jahren in die Firma ihres Vaters Dirk Bauer eingestiegen und hält das Familienunternehmen aus Bremen seitdem weiter auf Erfolgskurs. Im Interview verrät uns die 28-Jährige die spannendsten Sextoy-Trends, wie sich seit der Gründung der „Fun Factory“ das Image von Sextoys entwickelt hat und wie es ist, mit dem Vater als Chef zu arbeiten.
Partner dieses Interviews ist „Fun Factory“. Zum 25-jährigen Jubiläum tritt das Unternehmen mit der leidenschaftlichen Kampagne „Save the Orgasm – #fcktheroutine“ den Gewöhnungseffekten beim Sex entgegen. Entstanden ist ein Booklet mit 25 Wegen für mehr Fun, das mit kreativen Ideen für neue Spannungen und mehr Abwechslung im Liebesleben sorgt. Dies liegt ab September jeder Bestellung im „Fun Factory“ Onlineshop bei. Als zusätzlichen Anreiz, Neues auszuprobieren, gibt es außerdem von September bis Dezember 2021 eine „Fun Garantie“ auf alle Toys: Mit umfangreichen Informationen und Tipps von Expert*innen an der Hand dürfen die Käufer*innen ihr neues Spielzeug ohne Risiko ausgiebig testen. Kein Fun? Dann gibt es das Geld zurück!
Jordis Meise: Ich bin vor fast zwei Jahren eingestiegen. Davor hatte ich das Glück, im Ausland zu studieren und bei vielen großen Unternehmen in unterschiedlichen Branchen Erfahrungen zu sammeln. Als ich aus Shanghai zurück nach Deutschland kam, habe ich mit einem Praktikum bei der „Fun Factory“ angefangen. Wenn deine Familie ein Unternehmen hat, stellst du dir automatisch irgendwann die Frage, ob du dort arbeiten möchtest. Aber wie sollst du das wissen, wenn du es nie ausprobiert hast? Mein Vater hat mir geraten, mir das Ganze erstmal anzugucken und dann frei zu entscheiden. Das war gut, weil ich so ohne Druck testen konnte, ob es für mich passt. Während meines Praktikums hat sich schon nach sechs Wochen herausgestellt, dass ich bleiben möchte.
Viel entspannter als man denken könnte. Wir haben, ohne das je genau definiert zu haben, eine Trennung zwischen Beruf und Familie. Selbst wenn wir bei der Arbeit mal aneinandergeraten, was häufiger passieren kann, können wir danach zusammen mit dem Fahrrad nach Hause fahren, gemeinsam zu Abend essen und nicht über die Arbeit reden. Für mich ist es ein gutes Gefühl, mit jemandem, mit dem ich so vertraut bin, zusammen zu arbeiten. Ich fühle mich dadurch freier.
Meinen Freund*innen habe ich als Kind gesagt, dass mein Vater Spielzeug macht.
Ich wusste immer ungefähr, was er macht. Meinen Freund*innen habe ich als Kind gesagt, dass mein Vater Spielzeug macht. Aber dann haben mich auch die Eltern danach gefragt. Das fand ich damals eigenartig, weil ich dachte, dass sie als Erwachsene das doch besser wissen sollten als ich. Wenn man in die Pubertät kommt, versteht man immer besser, worum es eigentlich geht. Ich kann nicht sagen, dass ich es immer positiv wahrgenommen habe. Es gab auch Zeiten, in denen ich mir gewünscht hätte, dass mein Vater einen „normalen“ Job hat, den man gut erklären kann. Über die Jahre habe ich aber verstanden, wie innovativ das war, was meine Eltern damals gemacht haben. Das erfüllt mich mit Stolz. Meine Eltern waren Vorreiter und haben etwas erkannt und erfolgreich umgesetzt, was andere sich niemals getraut hätten.
Das war genauso wie bei allen anderen auch. Es ist nicht so, dass ich total professionell aufgeklärt wurde. Diese Trennung zwischen Beruflichem und Privatem, die mein Vater und ich heute haben, hatten wir damals auch. Töchter reden eher weniger mit ihren Vätern über die eigene Sexualität und so war das bei uns auch. Ich war Sextoys gegenüber nicht viel offener als andere. Das kam erst, als ich angefangen habe, bei der „Fun Factory“ zu arbeiten. Ich merke das auch bei meinem Team und allen, die in der Branche arbeiten, dass man durch den Job versteht, wie normal Sextoys sind. Deshalb können wir diese Message verbreiten, weil wir dahinter stehen. Das muss man auch, sonst kann man das nicht authentisch erklären.
Meine Hemmschwelle ist auf jeden Fall gesunken. Man wird im positiven Sinne betriebsblind. Wir reden jeden Tag über vaginale Orgasmen oder die analen Wochen bei der „Fun Factory“. (lacht) Für uns sind das einfach Begriffe und Themenbereiche, mit denen wir arbeiten. Für neue Mitarbeiter*innen sind die ersten zwei Wochen oft ungewohnt, aber danach hat man keine Hemmungen mehr, die Begriffe auszusprechen und frei über Sex zu reden.
Ich merke auch, dass es anderen Leuten leicht fällt, mit mir über diese Dinge zu sprechen. Bei meinen Freund*innen bin ich oft die erste Anlaufstelle zu Themen rund um Sexualität, weil ich so entspannt damit umgehe. Dadurch sind die anderen auch viel entspannter. Das bestärkt mich darin, dass wir auch als Marke dieses Gefühl vermitteln müssen.
Man wird im positiven Sinne betriebsblind. Wir reden jeden Tag über vaginale Orgasmen oder die analen Wochen bei der „Fun Factory“.
Ich glaube, dass wir als „Fun Factory“ einen wichtigen Meilenstein für den normalen, alltäglichen Umgang mit Sex gelegt haben. Denn wie soll man etwas als alltäglich betrachten, wenn es nicht die richtigen Produkte und Services dafür gibt? Dadurch, dass wir 1996 damit angefangen haben, bunte, verspielte Produkte zu machen, war es möglich, anders über Sextoys zu sprechen. Auf der einen Seite muss eine Bereitschaft in der Gesellschaft da sein, auf der anderen Seite ist es dann die Pflicht von Unternehmen, durch die richtigen Produkte und Services das Thematisieren zu ermöglichen.
Was außerdem dazu kam, war der Einsatz von Farbe und das Thema Playfulness, wie wir es heute nennen. Kombiniert mit den hochwertigen körperfreundlichen Materialien, die wir verwenden, ist es das, worauf der Markt einfach gewartet hat. Dass auch Themen wie Qualität, also unter anderem die Hochwertigkeit der verarbeiteten Rohstoffe, und eben Hochwertigkeit im Bereich Sextoys relevant wurden, hat sich auch durch die „Fun Factory“ verändert. Früher hatten Konsument*innen weniger Bewusstsein für die Bewertungskriterien von Sextoys. Wenn man sich nicht mit etwas befassen will, kauft man einfach nur schnell, um es hinter sich zu bringen. Wir haben schon immer einen Fokus darauf gelegt, medizinisches Silikon zu verwenden und auf die Langlebigkeit unserer Produkte zu achten. Heute ist die Aufmerksamkeit höher, man befasst sich gerne mit dem Thema, weil nicht nur die „Fun Factory“, sondern über die Jahre auch andere Unternehmen das Alltägliche in das Thema gebracht haben.
Mein Ziel war es immer, in einem „Business with a purpose“ zu arbeiten. Das habe ich schon während meines Studiums gemerkt. Ich habe vorher bei einer Unternehmensberatung und bei einem Automobilkonzern gearbeitet, aber habe bei beiden nicht diesen Wert gesehen. Ich will etwas voranbringen und etwas hinterlassen in meinem Berufsleben. Bei der „Fun Factory“ produzieren wir Produkte, die die Menschen glücklich machen. Wenn wir ein neues Produkt launchen, sitzen wir alle im Online Marketing zusammen und gucken uns die ersten Bewertungen an. Wenn dann die guten Bewertungen reinkommen und man merkt, wie happy man die Menschen macht – das ist es, was ich gesucht habe. Die Menschen glücklich zu machen, ist eine tolle Vision, der man folgen kann.
Ich glaube, dass wir als „Fun Factory“ einen wichtigen Meilenstein für den normalen, alltäglichen Umgang mit Sex gelegt haben.
Das kommt auf den Kanal an. Was wir als sehr streng wahrnehmen, ist TikTok. Da darf man nicht mal das Wort „Sex“ aussprechen, oder „Penis“ und „Vagina“, obwohl das einfach nur Körperteile sind. Das wird zensiert. Dass man bei Instagram keine Nippel zeigen darf, weiß mittlerweile jede*r. Aber wir dürfen auf Instagram generell keine Werbung schalten. Das ist schon ein großer Nachteil. Im Vergleich zu anderen Unternehmen können wir aufgrund der fehlenden Ads weniger Reichweite erzielen. Die ganze Branche, auch unsere Konkurrenz, hat dieses Problem und solidarisiert sich, wenn mal wieder ein Account gelöscht wird. Trotzdem hoffe ich, dass solche Plattformen auch langsam ins Jahr 2021 kommen und merken, dass es um Sexpositivität, Aufklärung und den normalen Umgang mit Sex geht. Ich hoffe, dass diese Zensur irgendwann der Vergangenheit angehört.
Werbung ist ein Bereich, in dem es manchmal schwer ist, ein Sextoy-Unternehmen zu sein, aber es gibt auch noch andere Bereiche, wie Design- oder Produktwettbewerbe, Banken und Anwaltskanzleien. Es gibt Unternehmen, die keine Spenden von uns annehmen wollen, weil sie nicht mit einem Sextoy-Unternehmen in Verbindung gebracht werden wollen. Da wird man daran erinnert, wie behaftet das Thema Sextoys noch für andere Bereiche ist. Wir leben in einer Bubble, in der wir sex- und bodypositiv sind.
Genau, wir vermitteln in unserer Kommunikation, dass Toys in Beziehungen kein Ersatz, sondern ein wunderbarer Zusatz sind! Praktisch setzen wir das um, indem wir in unseren Nutzungstipps nicht nur den einen richtigen Weg, sondern viele kreative Spielarten für Paare jeder Sexualität zeigen. Auch bei vermeintlichen „Solo-Toys“ geben wir Tipps, wie Nutzer*innen ihre Partner*innen ins Spiel einbeziehen können. Besonders innovativ ist hier zum Beispiel der „NŌS„, ein vibrierender Penisring, gemacht, um gleichzeitig zu kommen. Die Innovation dabei ist zum einen
die nicht runde Form des Rings, angepasst auf die Form des Penis der auch nicht perfekt rund ist. Dadurch verrutscht und quetscht das Toy nicht, sondern verstärkt die Erektion auf angenehme Art. Technisch innovativ ist zum anderen das Zusammenspiel der Motoren in den Auslegern für die Klitoris: zwei Motoren, die durch die Schwingung interagieren und die Vibration wie eine Welle über die gesamte Vulva verbreiten. Bei anderen Ringen
ist die Stimulation punktuell und erreicht die Klitoris nur in wenigen Positionen. Mit dem „NŌS“ vergisst man quasi, dass da noch ein Toy im Spiel ist!
Ich möchte irgendwann weg von der Definition, welche Toys für Frauen, Männer oder Couples sind. Tatsächlich macht man das gerade noch aus SEO-Gründen – wir müssen darauf reagieren, unter welchen Begriffen die Toys gesucht werden, sonst wird unser Onlineshop nicht angezeigt. Der Trend ist, dass sich auch die Designsprache immer mehr von anatomischen Formen entfernt. Man bezieht sich eher auf unterschiedliche Stimulationsarten, denn mittlerweile wissen wir viel mehr über die Anatomie und die Nervenenden in den erogenen Zonen. Unser „MANTA“ ist zum Beispiel in einer innovativen Designsprache gestaltet und man erkennt das Männer-Toy auf den ersten Blick gar nicht als solches.
Es ist bekannt, dass viele Frauen beim penetrativen Sex nicht zum Orgasmus kommen. Das hat viele unterschiedliche Gründe. Unter anderem kann es daran liegen, dass man noch nicht die richtige Stimulationsart für sich gefunden hat, weil auch eine Vagina nicht nur durch eine Vor- und Zurückbewegung stimuliert wird, sondern auch durch Vibration, Klopfen, Druck und Saugen. Da kann man sowohl in der Designsprache als auch in der Technologie viele Innovationen finden. Dafür haben wir den „SUNDAZE“ entwickelt, bei dem unterschiedliche Stimulationsarten in ein Toy gebracht werden. Dadurch kann man für sich herausfinden, welche Stimulationsart einem gefällt oder ob es auch noch eine andere Art von Orgasmus zu entdecken gibt.
Ein Buzzword ist „Slowgasm“. Dabei geht es darum, sich auf eine Gedankenreise zu begeben oder unterschiedlich Dinge auszuprobieren.
Der Trend geht dahin, dass viele Sextoys mittlerweile als Wellness- oder Spaß-Produkte sehen. Es sind Produkte, die zum Lifestyle dazu gehören und zur Entspannung verwendet werden. Dadurch, dass wir mehr darüber wissen, wie Orgasmen funktionieren und welche Rollen Nervenenden dabei spielen, kommen wir auch immer mehr weg vom eigentlichen Orgasmus. Das ist cool, weil es nicht mehr nur darum geht, zu kommen, sondern eher um den Weg dahin und die Stimmung, in der man ist. Ein Buzzword dazu ist „Slowgasm„. Dabei geht es darum, sich auf eine Gedankenreise zu begeben oder unterschiedlich Dinge auszuprobieren. Dadurch bekommt man ein ganzheitlicheres Bild von Masturbation. Es geht um Selbstliebe.
Ein Megatrend ist natürlich auch Nachhaltigkeit – auch wenn ich es immer schade finde, das nur als Trend zu sehen. Denn das Thema tragen wir als Marke schon seit unserer Gründung vor 25 Jahren in unserem Herzen. Wir sind „made in Germany“ und setzen auf Langlebigkeit. Unsere Produkte sind keine Wegwerfprodukte, sondern begleiten unsere Kund*innen lange. Auch bei unseren Verpackungen achten wir darauf, dass sie plastikfrei und recyclebar sind.
Bei der Produktentwicklung ist es wichtig, dass es auf der einen Seite technisch innovativ und auf der anderen Seite marktseitig gefragt ist. Entweder gibt es aus der technischen Abteilung eine neue Erfindung, die auf Relevanz für den Markt überprüft wird oder es ist ein Trend, der vom Markt kommt. Es werden zunächst die Prototypen hergestellt und überprüft, ob die Produkte auch in der Serienproduktion gefertigt werden können. Dann werden die Sextoys getestet. Wir haben eine Liste mit Tester*innen, die jeweils ein Produkt und einen Fragebogen von uns bekommen. Uns schreiben so viele Leute, dass sie gerne Produkte von uns testen möchten. Aber tatsächlich ist das ein ganz gewöhnlicher Produkttest-Prozess. Wir haben leider kein internes Testlabor bei uns im Gebäude – auch wenn ich das manchmal behaupte, um neue Kolleg*innen ein bisschen auf den Arm zu nehmen.(lacht)
Toys sind eine Bereicherung, fürs Solo-Spiel, beim Sex mit Partner*in oder sowohl als auch.
Wenn ich nach der wie schon erwähnt klassischen, wegen der SEO-Rankings noch stark heteronormativ geprägten Bestseller-Liste gehe, dann lässt sich eindeutig ein Trend erkennen, der sagt: Männer werden mutiger. „MANTA“ und „COBRA“ sind zwei unserer Top-3-Verkaufsschlager. Anders gesagt: Toys, für die es bei der Anwendung mindestens einen Penis braucht, verkaufen sich bei uns äußerst gut. War in den Neunzigern noch das Bild der klassischen Vibrator-Nutzung das einer Charlotte aus „Sex and the City“, die einen Vibrator für sich entdeckt und dabei kurzfristig für sich feststellt, sie brauche nun keinen „Mann“ mehr, ist es für uns heute schon so, dass Toys eine Bereicherung sind, fürs Solo-Spiel, beim Sex mit Partner*in oder sowohl als auch. Auch der wiederaufladbare Stabvibrator „TIGER“ ist immer wieder ganz oben bei unseren Verkäufen.
Unsere Zielgruppe sind die „Fun Sexuals“, die wir selbst so benannt haben. Das sind Menschen, die Neues dazulernen wollen, experimentierfreudig sind und sich gerne mit ihrer Sexualität befassen.
Wenn man in einer heterosexuellen Beziehung ist und etwas Neues ausprobieren möchte, würde ich einen Penisring empfehlen, wie „NŌS“. Die Hürde für Einsteiger ist sehr gering, weil es einfach ein schönes Add-On zum Sex ist.
Auch ein großer Trend ist Analsex. Anal ist jetzt plötzlich „salonfähig“. Das ist total cool, weil es genauso viel Potenzial hat wie andere Spieltechniken. „BOOTIE“ ist ein ganz einfacher Plug, mit dem man sich in dem Bereich ausprobieren kann. Für Menschen mit einer Vagina ist „MISS BI“ ein gutes Einsteiger-Toy. Das ist ein Rabbit-Vibrator, also ein Vibrator mit einem klitoralen und einem vaginalen Ausleger. Damit kann man für sich testen, wie man auch durch vaginale Stimulation kommen kann. Wenn man das ein bisschen übt und die Nervenenden aufweckt, kann man ganz andere Arten von Orgasmen erleben.
Layout: Kaja Paradiek
– Werbung: in Zusammenarbeit mit „Fun Factory“ –