„CAN Family“ ist vielen Interior-Fans auch außerhalb Kopenhagens Stadtgrenzen bekannt. Hinter dem erfolgreichen Label stecken die Künstlerin Stine Maria Aalykke (47), ihr Mann Martin und ihre beiden Töchter Sophia (14) und Ida (10). In ihrer Galerie im Viertel Frederiksberg und in ihrem Onlineshop verkaufen die gelernte Grafikdesignerin und der Musikexperte Stines Kunstwerke und Poster sowie Martins Vintage-Platten. Ursprünglich kommen beide aus Aarhus und sind seit über 23 Jahren ein Paar. Wir haben Stine in ihrer wunderschönen Altbauwohnung besucht und sprechen mit ihr über die Anfänge von „CAN Family“, ihre Inspiration und warum sie die Galerie und ihre Wohnung unbedingt mit einer anderen Familie tauschen möchte.
Stine Maria Aalykke: Verspielt, die ganze Familie ist involviert, ganz viel Musik und extrem kreativ und explosiv. Wir sind sehr neugierig und immer am Ausprobieren.
Eine meiner Freundinnen hatte einen Buchladen. Sie bot mir und meinem Mann an einen kleinen Space in ihrem Laden anzumieten. Ich war zu dem Zeitpunkt freiberufliche Grafikdesignerin und habe immer Kunst gemacht – aber für mich selbst. Mein Mann Martin hat schon immer Platten gesammelt und hatte ebenfalls eine Leidenschaft für Kunst und Graffiti. Wir haben uns gefragt, was man dort gemeinsam machen könnte und kamen auf die Idee, unsere Hobbys vielleicht an diesem kleinen Ort zu vereinen.
Nach zwei Jahren ist meine Freundin ausgezogen, wir haben uns vergrößert und andere Künstler mit reingeholt, die ausgestellt und verkauft haben. Das hat total viel Spaß gemacht, es war aber auch viel Arbeit eine richtige Galerie zu sein. Mittlerweile nutzen wir die ganze Fläche für „CAN“. Es ist toll seine eigene Galerie zu haben, weil man die Einnahmen der Verkäufe direkt erhält, man kann machen, was man möchte, und hört nicht „Du solltest lieber so und so malen, weil sich das besser verkauft“.
Der Name kommt von der deutschen Band „Krautrock Can“.
Am Anfang hieß es nur „CAN“, jetzt heißt es „CAN Family“, da unsere Töchter Sophia und Ida auch immer mehr eingebunden sind. Der Name kommt von der deutschen Band „Krautrock Can“ aus den Siebzigern und wir mögen Dosen, weil man alles mögliche reintun kann. Außerdem ist es auch eine Referenz zu Andy Warhol, also zu den Graffitidosen – es dreht sich um Dosen aller Art. (lacht)
Genau. Ich mache Illustrationen für Magazine, Zeitungen und Musikfestivals. Ich habe nach meinem Grafikdesign-Studium als Designerin in einer großen Web Company angefangen und es war sooo langweilig – es war überhaupt nicht kreativ. Nebenbei habe ich schon immer gezeichnet und gemalt.
Die „Hand Paw“ ist eine Fusion aus einer Pfote und einer Hand. Am Anfang habe ich es mit einer Schablone mit Linoleumdruck erstellt, mittlerweile male ich es aber per Hand. Vor sieben oder acht Jahren habe ich damit angefangen und sie gab es mittlerweile schon in zig verschiedenen Farben. Jedes Mal, wenn ich etwas Anderes male und eine tolle neue Farbe entdecke, denke ich: Oh, ich muss die „Hand Paw“ auch in der Farbe malen. Wir bieten sie als Original und als Poster an.
Tiere!
Leider nein, wir sind völlig verrückt nach Lamas und Katzen (lacht). Aber Martin ist leider gegen Tierhaar allergisch.
Außerdem inspiriert mich für meine Arbeiten die Natur und ich liebe unser Sommerhaus am Meer. Meine Großeltern haben mich auch sehr inspiriert – beide waren künstlerisch tätig. Ich wünschte, ich könnte zaubern und sie zurückholen. Mein Großvater hat Skulpturen aus Eisen gefertigt, die überall in Odense stehen.
Außerdem inspirieren mich Kinderzeichnungen und Zeichnungen von meinen Töchtern. Gerade planen wir eine „Kids Exhibition“ mit Gemälden, die von Kindern gemalt wurden, weil Kinder beim Malen nicht darüber nachdenken wie es aussieht. Als erwachsener Künstler verliert man das leider – es ist schwer, während des Malprozesses nicht darüber nachzudenken, wie es wohl mal aussehen wird. Man muss einfach machen.
Einige habe ich auf dem Flohmarkt gefunden und bemale sie. Einige mache ich selbst, manchmal involviere ich auch noch meine Mutter. Es sind alles Einzelstücke. Die letzten, die ich gemacht habe, waren die mit den goldenen Geistern – das bin zu 100 Prozent ich. (lacht)
Ich habe eine Assistentin, die sehr kreativ ist und viel im Webshop hilft. Aber ansonsten machen wir alles selbst. Wir beide stehen in der Galerie und verschicken auch die Onlineverkäufe.
Normalerweise male ich nur mit sehr knalligen und strahlenden Farben. Diese Serie sollte zurückgenommener und pastelliger werden.
Ich mag den Look von Frauen aus den Vierzigern und Fünfzigern, die Anzüge und Smokings getragen haben, also einen androgynen Look hatten. Und das ist jetzt bei den jungen Frauen ja wieder total angesagt. Außerdem habe ich mir selbst eine Challenge auferlegt: Normalerweise male ich nur mit sehr knalligen und strahlenden Farben. Diese Serie sollte zurückgenommener und pastelliger werden. Nachdem ich die Bilder gemalt hatte, habe ich mein Wohnzimmer umgestrichen und plötzlich nur Farben aus dieser Farbpalette getragen (lacht).
Ich habe noch nie reduziert und minimalistisch gewohnt.
Wir wollen auf jeden Fall die „Kids Exhibition“ umsetzen und unbedingt einen Wohnungs-/Galerie-Tausch mit einer Familie aus einem anderen Land machen – als eine Art Kunstprojekt. Man kann dann vor Ort die Räumlichkeiten und die Kontakte nutzen. Gerade sind wir zum Beispiel in Kontakt mit einer Familie aus Montreal.
Außerdem möchte ich mehr Skulpturen machen, zum Beispiel aus Holz.
Total wichtig, ich achte immer darauf, dass alles gemixt ist. Gerade schaue ich zum Beispiel nach griechischen Statuen, ich hätte gern eine große Athena in meiner Wohnung (lacht). Mir ist wichtig, dass man sieht, dass Menschen in einer Wohnung leben – ich bin kein Fan vom cleanen Design.
Ich habe noch nie reduziert und minimalistisch gewohnt. (lacht) Das hat damit zu tun, dass ich mich gern mit Dingen umgebe, die eine Bedeutung für mich haben. Ich habe zum Beispiel viele Malereien von meiner Großmutter in unserer Wohnung.
Ich liebe Flohmärkte. Mein Lieblingsflohmarkt in Kopenhagen ist im Tullinsgade and Værnedamsvej bei unserer Galerie – er findet im Frühjahr, Herbst und an Weihnachten statt. Der Flohmarkt in Frederiksberg im Rådhus ist auch toll, dort findet Martin viele Platten. Der findet wöchentlich im Sommer statt. Neue Sachen kaufe ich eigentlich fast nie.
Ich mag das Café im „Central Hotel„! Viele, die da gearbeitet haben, sind unsere Freunde geworden. Gegenüber von unserer Galerie hat außerdem gerade ein neuer Magazin-Shop eröffnet. Mein Lieblingsrestaurant ist „Italo Disko“ – es sieht nicht fancy aus, es ist aber super lecker dort.
Ich bin 47, habe aber trotzdem auch jüngere und ältere Freunde – das inspiriert.
Ich liebe es auf meiner Couch zu liegen (lacht) und Freunde zu treffen. Ich bin 47, habe aber trotzdem auch jüngere und ältere Freunde – das ist toll und inspiriert. Ich habe mir davor nie richtig Gedanken darüber gemacht – jetzt bin ich fast 50 und meine beste Freundin ist erst 27.
Aber eigentlich arbeite ich immer, weil ich so viele Ideen habe. Ich habe auch kein Problem damit, von zu Hause aus zu arbeiten. Die beste Zeit für mich zum Arbeiten ist am Morgen in meiner Küche, wenn meine Töchter noch schlafen. Ich höre Podcasts oder Musik. Außerdem kann ich Stunden aufs Meer gucken oder ich schaue einfach nur einen guten Film. (lacht)
Tullinsgade 5, Kopenhagen
Fotos: Silje Paul
Layout: Kaja Paradiek
2 Kommentare
Sehr kreativ, will doch auch alles so dekorieren =)