Plus-Size bekommt immer mehr Aufmerksamkeit – einer ihrer wichtigsten medialen Köpfe in Deutschland ist die Bloggerin Luciana Blümlein von Lu zieht an. Sie kämpft mit ihrer Stimme und ihrer Präsenz für mehr Selbstliebe, Bodypositivity und Akzeptanz von Menschen vermeintlich abseits der Norm. Warum es immer noch ein weiter Weg dahin ist, erzählt sie uns bei den Hamburger Plus Size Fashion Days am Fashion-Stand von C&A, wo sie sich einen neuen Look aus der aktuellen Kollektion von C&A ausgesucht hat.
Das Ziel sollte sein, dicke Menschen zu integrieren.
Luciana Blümlein: Ja! Ich finde den Begriff Plus-Size wichtig, weil die Gesellschaft dicke Menschen immer noch nicht akzeptiert. Auf Dauer sollten wir den Begriff allerdings streichen. Das Ziel sollte sein, dicke Menschen zu integrieren. Oft sind es gerade dicke Menschen, die sich selbst nicht akzeptieren, die laut schreien: Plus-Size braucht doch keiner! Sie fühlen sich angegriffen, weil Plus-Size für sie heißt: „Du bist dick“.
Generell tut sich schon etwas. Aber Plus-Size Models wie Ashley Graham kann ich irgendwie auch nicht mehr sehen, weil es immer die gleiche Tour „Sex Sells“ ist. Das spiegelt wider: dick sein ist okay, wenn du dabei sexy bist. Aber eine Frau wie Tess Holliday bekommt die ganzen Beleidigungen ab, weil sich viele bei ihr denken, dass sie viel zu fett und damit auch ungesund ist. Bei den Plus Size Fashion Days zum Beispiel geht es um die Vielfalt. Wir zeigen, dass es auch ältere Models gibt. Es wird einfach zu wenig auf diese Vielfalt eingegangen. Den Begriff Plus-Size gibt es ja auch erst seit vier Jahren.
Es gibt unendlich viele verschiedene Körperformen und jede von ihnen ist gut.
Ja, der beinhaltet eben genau das, was ich so wichtig finde. Das Akzeptieren von Vielfalt, also jeden anderen so zu akzeptieren wie er ist. Ohne zu sagen, ich bin besser. Es gibt unendlich viele verschiedene Körperformen und jede von ihnen ist gut. Jeder darf so sein wie er will, keiner sollte dafür kritisiert werden wie er sein will. Das ist für mich Bodypositivity und deshalb stehe ich auch dahinter.
Die Medien müssen Vielfalt zeigen. Es ist nicht ganz einfach zu sagen, wo man da ansetzen muss. „Normale“ Menschen will in den Medien ja auch keiner sehen. Alles ist ein bisschen manipuliert. Wir wollen eher das Ideal sehen, das wir irgendwann mal erreichen möchten. Deswegen sind die Models retuschiert. Richtig dicke Menschen will im Moment noch keiner sehen. Es sagt ja keiner: „Oh, so dick wie die Lu möchte ich auch mal sein!“
Ja, wobei man das nicht unterschätzen sollte. Auch dicke Männer haben Probleme. Bei Frauen wird das eben sehr stark sexualisiert. Das Verhalten von Frauen untereinander ist auch nicht gerade förderlich. Wir Frauen sind tatsächlich am ekligsten zu uns selbst und zu anderen Frauen. Dazu gehört auch der Kampf zwischen dick und dünn. Ich verstehe nicht, warum man nicht akzeptieren kann, dass eine Dünne genauso in Ordnung ist wie eine Dicke. Eine Dünne kann ungesunder sein als eine Dicke, aber eben auch umgekehrt. Auch viele Dicke sind krank, haben Probleme mit der Schilddrüse oder dem Stoffwechsel.
Das beginnt schon im Kindesalter. Diese Farbeinteilung in Blau und Rosa zum Beispiel. Du wirst schon im Mutterleib in eine Schublade gepackt. Man darf die Erziehung nicht unterschätzen. Wenn deine Mama dich von Beginn an in rosa Kleidchen steckt, dann wirst du eben auch ein bisschen so.
Kleine Mädchen bekommen in jungem Alter Komplimente für ihr Aussehen und lernen früh, sich zu vergleichen.
Klar, ich zocke heute auch gerne Battlefield 1. Es ist die Erziehung, die man nicht unterschätzen darf. Kleine Mädchen bekommen in jungem Alter Komplimente für ihr Aussehen und lernen früh, sich zu vergleichen.
Ich bin tatsächlich eins von den seltenen Exemplaren, die noch nie ein Problem mit sich selbst hatten. Ich war als Kind schon immer etwas dicker als die anderen, aber ich war nicht wirklich dick. Ich war vollkommen normal. Ich hatte auch nie Erfahrungen mit Mobbing in der Schule. Mein Körper war für mich nie ein Thema, auch nicht, als ich dann dick geworden bin. Über den Blog kamen die ersten Leuten, die meinen Körper nicht in Ordnung fanden. Es gab von Anfang an Leute, die mich komplett scheiße fanden, weil ich nicht dem Ideal entspreche. Lästern ist ok, aber es gibt Leute, die fressen sich an dir fest – und fängt einer an, kommen gleich fünf hinterher und machen mit.
Absolut. Die Deutschen kritisieren gern, wollen alles so wie sie es gern hätten und gönnen nicht gern. Die sind halt sauer, dass eine Bloggerin oder eine Influencerin vermeintlich schnell – die Vorbereitung und Arbeit dahinter wird nicht gesehen – ein Foto macht und dafür Geld bekommt, während sie selbst von neun bis sechs Uhr im Büro oder hinter der Kasse sitzen.
Wir sind fast wie eine kleine Familie. Wir sind ja nicht so viele, man kennt sich halt. Es ist nicht ganz so bitchy wie bei den restlichen Fashionbloggern. Da ist die Konkurrenz viel größer. Ich finde es schade, dass wir nicht mehr gemeinsam machen, Fashionblogger, Plus-Size-Blogger und Journalisten. Gemeinsam könnten wir so viel mehr erreichen, wenn wir uns gegenseitig unterstützen würden. Bei den Plus-Size-Bloggern steht der Markt auch noch nicht so richtig, wir haben noch etwas mehr Arbeit vor uns.
Viele von den sogenannten Influencern zeigen nur, was andere sehen wollen. Ich habe eine Botschaft.
Ich möchte nicht Influencer genannt werden, weil ich finde, dass der Begriff falsch eingesetzt wird. Viele von den sogenannten Influencern zeigen nur, was andere sehen wollen. Ich habe eine Botschaft. Mir ist wichtig, dass meine Leser einen Mehrwert haben und was für sich mitnehmen können.
Sie muss bequem, also schön stretchy, und gleichzeitig modisch sein. Ich liebe Online-Shopping, ich probiere Sachen gern in Ruhe zu Hause an und bestelle mir ein Teil zur Sicherheit in verschiedenen Größen!
– Werbung: Diese Story ist in Zusammenarbeit mit C&A entstanden –
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