Nur 4 Prozent der seit dem Jahr 2008 aus der Taufe gehobenen Start-ups in Deutschland wurden laut einer neuen Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) von Frauen gegründet. Nur bei 10 Prozent war zumindest eine Frau an der Gründung beteiligt. Demgegenüber stehen 86 Prozent rein männliche Start-ups. Dass sich das dringend ändern muss, finden nicht nur wir drei femtastics-Gründerinnen, sondern auch Louise Troen, Vice President International Communications & Marketing bei Bumble. Bumble, die „Women-First“ Social Networking App, hat sich gerade mit Made.com zusammengeschlossen, um ein von Frauen gegründetes Unternehmen mit dem Förderzuschuss „Bumble Bizz Grant“ zu unterstützen. Das auserkorene Unternehmen wird 20.000 Euro von Bumble sowie Designprodukte im Wert von 10.000 Euro von Made.com erhalten. Interessierte Bewerberinnen können sich für den Pitch auf Bumble Bizz, dem Networking-Modus der Bumble App, bis zum 18. Oktober 2019 bewerben. Der Wettbewerb richtet sich an alle Unternehmerinnen, die ein in Deutschland registriertes Unternehmen besitzen. Wir haben vorab mit Louise Troen über die Initiative, ihr persönliches Verständnis von Female Empowerment sowie die Relevanz von Networking speziell für Frauen gesprochen.
Die wichtigsten Werte in Sachen Beziehungen sind Respekt, Integrität, Ehrlichkeit und Vertrauen.
Louise Troen: Diesen Satz sagte mein Großvater zu mir, als ich zehn Jahre alt war und in eine neue Schule kam. Das Wichtigste im Leben sei es, die richtigen Werte zu verinnerlichen und diese dann nach außen zu transportieren. Das definiert total meine Persönlichkeit, aber auch meine Erwartungshaltung an meinen Job hier bei Bumble und an mein Team. Die wichtigsten Werte in Sachen Beziehungen sind Respekt, Integrität, Ehrlichkeit und Vertrauen. Wenn du diese Werte verinnerlicht hast, kannst du auch Beziehungen mit diesen Werten eingehen beziehungsweise anderen vorleben, wie man auf Augenhöhe miteinander umgeht. Das ist gerade in Zeiten von Social Media wichtig, in denen es viel darum geht, oberflächlich erfolgreich zu sein, indem man zum Beispiel viele Likes bekommt. Wir vergessen beizeiten, was uns eigentlich menschlich macht – nämlich Eigenschaften wie Freundlichkeit oder auch Geduld.
Ich habe meine Karriere in der PR gestartet und in einer großen Agentur in London gearbeitet, in der ich aber Probleme mit der sehr regressiven Unternehmensstruktur hatte. Es gab starke Hierarchien und die Länge deiner Arbeitszeit wurde mehr wertgeschätzt als die Verdienste, die du für das Unternehmen erbracht hast. Also entschied ich, in die USA zu gehen, da ich hier ein anderes Arbeitsklima erwartete, eines, das meine Motivation steigert und meinen Potenzialen Freiraum gibt. Ich arbeitete dann in Los Angeles als PR Manager für viele spannende Persönlichkeiten wie Paris Hilton oder Gene Simmons von KISS.
Ich hatte eine Chefin, die mir unendlich viele Möglichkeiten gegeben hat und mich immer ermuntert hat, nach mehr zu streben. Egal, wie groß die Herausforderung war, sie hat mir vertraut und mir dadurch im Alter von 25 Jahren viel Selbstvertrauen gegeben. Dann bin ich zurück zu meiner Familie nach London gezogen und habe in der Mode gearbeitet, unter anderem für Uniqlo und Converse. Hier habe ich meine Liebe für die Markenentwicklung entdeckt und schließlich Whitney Wolfe, die Gründerin von Bumble, kennengelernt. Sie hat mich zu Bumble geholt.
Für den „Bumble Bizz Granz“ hat Bumble zwanzig spannende Testimonials aus der Berliner Gründerszene mit an Bord: unter anderem Kaddie Rothe von den Goalgirls, Wana Limar und Esra Karakaya von BlackRockTalk. Jede Person, die sich als Frau identifiziert, wird dazu ermutigt, sich zu bewerben!Female Empowerment ist komplex und simpel zugleich – es gibt so viele Bereiche, in denen Frauen empowered werden müssen: im Beruf, in Gesprächen, in Interaktionen mit Männern. Zu jeder Erfahrung, die Frauen im täglichen Leben machen, gibt es Ansatzpunkte, wie sie unterstützt werden können. Für mich persönlich geht es darum, die Wahl zu haben. Frauen fühlen sich nicht empowered, weil sie in ihren Auswahlmöglichkeiten limitiert sind. Es passiert zwar gerade viel auf dem Gebiet Female Empowerment, aber die Führungspositionen in Unternehmen oder auch in Schlüsselbranchen wie Fintech werden immer noch größtenteils von Männern besetzt. Vor allem junge Frauen müssen mehr Möglichkeiten bekommen, um autonom handeln zu können – beruflich ebenso wie privat. Sie müssen die Möglichkeit haben, toxische Beziehungen beenden zu können. Sie müssen befähigt werden, alles tun und wählen zu können, was sie wollen – und das in jeder Lebenslage.
Wenn es um Unternehmensgründung geht, ist es einfach Fakt, dass Frauen nicht die gleichen Möglichkeiten und Zugänge haben und daher nicht die gleichen Erfolge erzielen können.
Die Welt und unsere aller Zukunft – vor allem in Sachen Gleichberechtigung – wird sich nur ändern, wenn wir uns auf die Bereiche fokussieren, die uns an einer positiven Entwicklung hindern. Es ist Fakt, dass Frauen nicht die gleichen Möglichkeiten und Zugänge haben und daher nicht die gleichen Erfolge erzielen können, wenn es um Unternehmensgründung geht. Das Patriarchat ist da, es ist stark und limitiert die Frauen in ihren Auswahlmöglichkeiten. Wir wollen Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung unterstützen, ihnen dabei helfen, diese Zugänge und Möglichkeiten zu bekommen und sie gleichzeitig emotional auf ihrem Weg unterstützen. Networking spielt dabei eine große Rolle, denn wenn du etwas nicht kannst, gibt es andere Frauen, die dir weiterhelfen können. Wir wollen den Gründerinnen sagen: „Du kannst das und du schaffst das. Es gibt nichts, was dich aufhalten kann.“
Es gibt verschiedene Kriterien, aber es ist uns besonders wichtig, den Menschen eine Chance zu geben, die sonst vielleicht nie eine bekämen. Wir achten sehr auf Diversität und generell darauf, Minderheiten zu unterstützen. In der Bewerbung sollte überzeugend argumentiert sein, in welcher Art und Weise unsere Förderung das Leben der Bewerberin verändern wird.
Netzwerken wird oftmals falsch verstanden, viele assoziieren mit dem Begriff Konferenzen und deren Teilnehmer mit Namensschildern sowie Smalltalks, aus denen dann etwas möglichst Großes entstehen soll. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie auf einem Networking Event und habe trotzdem eins der stärksten Netzwerke Europas. Netzwerken muss nicht formal sein, es geht vielmehr darum, neue Freunde mit neuen Möglichkeiten zu finden. Wenn ich zu einer Party gehe, rede ich so gut wie mit jedem, so erweitere ich mein Netzwerk. Gerade, wenn du als Frau ein Unternehmen gründen willst, kannst du nicht jeden Job übernehmen, du brauchst vielleicht eine Assistenz oder einen Fotografen. Hier versuchen wir mit Bumble Bizz insoweit zu unterstützen, dass du dein Business mit den richtigen Kontakten noch schneller aufbauen kannst. Netzwerken bedeutet in unserem Sinne eher Kommunikation als Transaktion. Wenn du dir ein gutes Netzwerk aufbaust, hast du unendlich viele Möglichkeiten!
Sei dir klar darüber, was du wirklich willst, bevor du es kommunizierst. Wenn du zu einer Netzwerk-Veranstaltung gehst, ist es schade, wenn du nach zehn Minuten Gespräch nicht das erreichst, was du willst. Es ist absolut nichts Falsches daran zu sagen: „Hey, ich bin Louise und ich suche eine Grafikerin in Teilzeit, die zum 20. Oktober anfangen kann.“ Das brauche ich, deswegen bin ich hier und alle Gesprächspartner wissen, woran sie sind. Es ist immer hilfreich, wenn Erwartungen geklärt sind.
Wenn du wirklich was bewirken und Grenzen sprengen willst, musst du dich durchkämpfen.
Die digitale Welt kann aufgrund ihrer Unreguliertheit beängstigend sein, es gibt kein Kontrollgremium für ziviles Handeln. Und gerade bei Female Empowerment ist es wichtig, einen sicheren Raum zu haben. Unser Ziel ist es, Mysogynie zu beenden und den Fokus auf Female Empowerment zu legen – Sicherheit ist hierbei der erste Schritt. Wir haben verschiedene Wege, um diese zu erreichen, zum Beispiel fahren wir eine Nulltoleranzstrategie bei Hasskommentaren. Wir haben ein großes Team an Moderatoren, die sich das anschauen. Auch wenn Persönlichkeitsrechte zum Beispiel bei Bildern angegriffen werden, greifen wir sofort ein. Ebenso kümmern wir uns um Phänomene wie Ghosting, Frauen sollen sich ge- und beschützt bei uns fühlen. Bei uns stehen Frauen für Frauen ein.
Oh, das sind so viele! Einer der besten Ratschläge kam von meiner Chefin in Los Angeles, den gebe ich an jeden in meinem Team weiter: Frage nie nach Erlaubnis, bitte immer um Verzeihung. Wenn dein Kunde zu den Grammys möchte, frage nicht, ob er rein kann, sondern geh einfach mit ihm direkt rein. Wenn du dann gefragt wirst, warum du da bist, bitte um Verzeihung. Wenn du wirklich was bewirken und Grenzen sprengen willst, musst du dich durchkämpfen. Du musst vielleicht ein hohes Risiko eingehen, aber meistens zahlt es sich aus. In neun von zehn Fällen klappt es – und aus dem einen, nicht geglückten Fall lernst du fürs Leben.
Fotos: Bumble
– Anzeige: Diese Story ist in Zusammenarbeit mit Bumble entstanden –