Es gibt so Frauen, die sprühen vor lauter Tatendrang, haben ständig frische Ideen im Kopf und hecken andauernd neue Pläne aus. Die Berlinerin Saralisa Volm ist eine dieser Frauen, da sind wir uns ganz sicher. Warum? Weil wir uns bei einem überaus anregenden Kaffeeplausch, bei dem die Bälle nur so hin und her flogen und Saralisa Volm permanent die perfekte Vorlage für die nächste Frage lieferte, davon überzeugen durften. Die 30-Jährige ist eine Frau mit Köpfchen und Meinung – und „nebenbei“ noch zweifache Mutter, Schauspielerin, Filmproduzentin, Autorin von Mamabeat, Geschäftsführerin und Bloggerin. Vorhang auf für eine Batterie Statements, die hoffentlich nicht nur uns verdammt aus der Seele sprechen:
femtastics: Du bist Schauspielerin, Produzentin, Autorin, Bloggerin. Was ist deine größte Leidenschaft?
Saralisa Volm: Das ist schwierig, weil alles zusammenhängt. Ich schauspiele wahnsinnig gern. Es ist aber auch toll, zu bestimmen, welche Musik später unter dem Film läuft, oder wer den Film später schneidet. Diesen Einfluss habe ich als Produzentin. Ich würde das aber alles nicht machen, wenn ich es nicht bräuchte. (Lacht.)
Alles, was ich mache, sind meine Hobbys.
Außerdem bist du zweifache Mutter und hast ein Buch über das Muttersein geschrieben. Woher nimmst du die Energie für die verschiedenen Karrieren?
Es gibt bei mir keine Trennung zwischen Beruf und Privatem. Neulich wurde ich gefragt, ob ich Hobbys habe. Alles, was ich mache, sind meine Hobbys. Ich arbeite zwar viel und es fühlt sich auch manchmal wie Arbeit an, aber es ist schon eher so, dass ich eigentlich nicht arbeiten gehe. Es macht alles extrem viel Spaß und daraus ziehe ich meine Energie. Dafür bin ich sehr dankbar.
Gibt es auch negative Seiten?
Klar geht oft vieles schief und man hat auch oft kein Geld.
Fühlst du dich in diesen Momenten manchmal zerrissen?
Das Gefühl, nicht allem gerecht zu werden, haben alle berufstätigen Mütter. Du bist als Frau heute per se schlecht.
Warum ist das bloß so?
Wenn du als kinderlose Frau viel arbeitest und eine tolle Karriere hast, dann sagen alle, so ohne Kinder, das ist ja echt egoistisch. Wenn du Kinder hast und zu Hause bleibst, was ich super finde, dann ist das auch falsch, weil du nicht arbeitest. Und wenn du Kinder hast und arbeitest, dann bist du eine Rabenmutter. Es ist schlimm, Kinder alleine lassen zu müssen. Und es ist genauso schlimm, dem Regisseur zu sagen, es geht jetzt nicht, weil das Kind krank ist.
Viele Frauen denken sich, muss ich in diese Welt überhaupt noch ein Kind setzen?
Kinder kriegen ist – leider – gefühlt ein heikles Thema. Frauen haben Angst vor einem Karriereknick und wissen nicht, wann der richtige Zeitpunkt ist.
Es hat viel damit zu tun, was man wirklich will. Was ist mir wichtig und wo setze ich meine Prioritäten? Es ist vollkommen ok zu sagen, dass man keine Kinder will. Viele Frauen denken sich, muss ich in diese Welt überhaupt noch ein Kind setzen? Wenn man die nackten Zahlen und Tatsachen sieht, ist es für Frauen einfach eine dumme Entscheidung, ein Kind zu kriegen – vor allem, wenn man Karriere machen will.
Aber du hast es gemacht!
Ich habe meine Kinder sehr früh bekommen. Bei meinem ersten Kind war ich 24 Jahre alt. Da hat man noch nicht so diesen Druck wie um die 30. Da steht man an einem ganz anderen Punkt im Berufsleben.
Haben junge Mütter einen entspannteren Angang, weil sie die Kinder mehr in ihr Leben integrieren?
Als Selbständige geht das tatsächlich gut. Dann hast du auch nicht die Aussicht auf eine Teilzeitstelle, die dir die Aufstiegschancen verschlechtert, oder auf eine Vollzeitstelle, wo du den ganzen Tag nicht da bist. Als Selbständige kannst du dir die Zeit flexibler einteilen. Wenn ich mein Kind zu Terminen einfach mitbringe, dann sagt auch keiner was.
Das Metier, in dem du dich als Filmproduzentin bewegst, ist männerdominiert. Woran liegt das?
An den Arbeitszeiten. Film und Familie zu verbinden, ist relativ schwierig. Du weißt einfach nie, wann du da bist. Es kann sein, dass du wichtige Dinge im Leben deiner Kinder oder deiner Familie verpasst, wenn einer deiner jährlich vierzig Drehtage auf das Datum fällt.
Wie lässt sich das ändern?
Das Filmbusiness kannst du nicht ändern. Bei mir und meinem Mann ist es zum Beispiel so, dass wir beide beim Film arbeiten. Das ist manchmal gut, weil wir uns mit den Zeiten abwechseln können. Außerdem haben wir beide ein großes Verständnis dafür, was der Job dem jeweils anderen bedeutet. Das hilft schon mal. Du musst dir aber auch selbst die Freiheit erlauben, dass es eben auch ok ist, wenn die Kinder mal bei den Großeltern sind. Ich komme aus einer Familie, in der das normal ist. Ich war als Kind selbst viel bei meinen Großeltern und werde das selber so handhaben, wenn ich mal Oma bin.
Nur jeder fünfte Film entsteht unter weiblicher Regie. Die Degeto hat dieses Jahr die Quote für weibliche Regisseurinnen eingeführt. Befürwortest du die Quote?
Auf jeden Fall. Es geht um Entscheiderpositionen. Es wäre schön, wenn das anders funktionieren würde – tut es aber nicht. Wir reden ja auch nicht von einer Quote von 50 Prozent, obwohl wir Frauen 52 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, mehr Abitur machen und mehr die Unis besuchen, da finde ich eine Quote von 30 Prozent, um den Prozess ins Rollen zu bringen, total wichtig.
Ich wollte rausfinden, wo die coolen Frauen sind und mit ihnen zusammenarbeiten.
Nun lass uns über das Bloggen sprechen, wie bist du zum Bloggen gekommen?
Ich hatte damals Katja Hentschel für mein Buch interviewt, allerdings als Frau ohne Kind. Eine Woche später war sie schwanger und ich musste sie wieder rausnehmen. (Lacht.) Sie hat mir dann von ihrem neuen Projekt Glowbus erzählt und hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, das mit ihr zusammen zu machen. Ich fand das perfekt, weil es in eine Phase fiel, in der ich dachte, ich bin zwar schon der Jungstyp, arbeite auch gern mit Männern, aber finde das nicht cool. Ich wollte rausfinden, wo die coolen Frauen sind und mit ihnen zusammenarbeiten. Also habe ich sie gesucht und mit ihnen gesprochen …
… und ihr habt euch zusammengetan.
Wir sind jetzt zu viert. Jede Autorin hat ihr Steckenpferd. Glowbus richtet sich an erwachsene Frauen. Es geht viel um Kinder und Vereinbarkeit. Es gibt aber auch viele Lifestyle-Themen und inspirierende Frauen.
Wie findest du deine Themen?
Es sind oft spontane Gedanken oder eben Themen, die mir total am Herzen liegen. Ich habe Ideen ohne Ende, oft fehlt mir leider die Zeit, alle Themen auszuarbeiten.
Jetzt zurück zur Schauspielerei – wo sehen wir dich als Nächstes?
In „Die Verwandlung“, den Film habe ich auch produziert. „Figaros Wölfe“ kommt nächstes Jahr und dann spiele ich im neuen Film von Jan Erik Stahlberg „Fikkefuchs“ mit, den ich ebenfalls produziert habe. Momentan drehe ich Mordkommission Istanbul, die Folge kommt auch im nächsten Jahr raus. Muss alles noch geschnitten werden!
Wir freuen uns drauf! Vielen Dank für das Gespräch, liebe Saralisa.
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