Ehrenamt: Warum unser Engagement jetzt wichtiger denn je ist!

9. Dezember 2024

Warum Ehrenamt wichtig ist: Vier Freiwillige erzählen

Während politische Krisen und gesellschaftliche Umbrüche zunehmen, zeigen engagierte Menschen, dass positive Veränderung oft im Kleinen beginnt. Wir haben mit vier inspirierenden Ehrenamtler*innen gesprochen, die stellvertretend für Millionen Freiwillige in Deutschland stehen: Frauen*, die sich in einem Hospiz, bei „Omas gegen Rechts“, in der Tiertafel und bei dem Duschbus „Go Banyo“ für eine gerechtere, mitfühlendere Gesellschaft einsetzen. Ihre persönlichen Geschichten und Wünsche sind mehr als nur Berichte – sie sind eine Einladung an uns alle, aktiv zu werden.

„GoBanyo“ – Ein Duschbus für Menschen auf der Straße

Gülay Ulaş engagiert sich mit „GoBanyo“ für saubere Sanitäranlagen für Obdachlose in Hamburg. Sie erklärt: „Meine Aufgabe ist es, Bewusstsein zu wecken und die Öffentlichkeit für dieses oft übersehene Thema zu sensibilisieren. Nur durch ein tieferes gesellschaftliches Verständnis können wir eine gemeinsame starke Haltung entwickeln, die auch die Politik nicht ignorieren kann. Als gemeinnützige Organisation sind wir auf die Großzügigkeit von Spender*innen angewiesen, um unsere Mission fortzuführen.

Die medizinische Versorgung unserer Gäst*innen stellt uns vor enorme Herausforderungen. Unsere engagierten Helfer*innen geben alles, sind aber meist keine ausgebildeten Pflegekräfte. Fünfmal pro Woche bringen wir mit unserem Duschbus Hoffnung auf die Straße und brauchen dafür Freiwillige mit Herz und einem offenen Ohr für die oft ignorierten Geschichten unserer Gäst*innen.

Mein Wunsch wäre die Umsetzung und Finanzierung des „Housing First“-Konzepts durch die Politik. Dies würde den Menschen zuerst ein Dach über dem Kopf bieten – die Grundlage, von der aus weitere Hilfe wirklich greifen kann. Momentan können wir nur punktuell helfen, nicht nachhaltig. Letztlich wünsche ich mir, dass wir eines Tages unsere Energie in wirklich nachhaltige Projekte investieren können – weil unser Duschbus schlichtweg nicht mehr gebraucht wird, da niemand mehr auf der Straße leben muss.“

Hier erfahrt ihr mehr über „GoBanyo“ und die Möglichkeiten, das Projekt zu unterstützen. Auch das „Sonnenschein Café“ ist ein Projekt von „GoBanyo“. In dem Café für Bedürftige kann man schon mit wenig Aufwand viel Gutes tun.

Die Tiertafel für Haustierhalter*innen in Not

Seit 2004 ist die „Hamburger Tiertafel“ ein unverzichtbarer Anlaufpunkt für bedürftige Haustierhalter*innen, die unverschuldet in finanzielle Not geraten sind. Kara Schott, die seit der Gründung mit Herzblut dabei ist, sorgt dafür, dass bei der Ausgabe alles reibungslos verläuft.

„Wir sind wie eine klassische Tafel, aber für Tiere. Bei uns gibt es alles: Hundebetten, Leinen, Halsbänder und natürlich Futter für Hunde, Katzen und Kleintiere. Wir bieten auch medizinische Grundversorgung an, haben sogar einen Physiotherapeuten für Tiere im Team und bieten Sozialberatung für Kund*innen und ab Januar eine Psychotherapeutische Beratung. Es ist wunderbar und wichtig, Mensch und Tier zu helfen. Jede*r, der*die Tiere hat, kann nachvollziehen, wie schrecklich es ist, nicht zu wissen, wie man sein Tier versorgen soll.

Wir versuchen auch zu helfen, wenn ein Tier eine Op benötigt. Da das oft sehr kostenintensiv ist, sind wir dabei auf finanzielle Unterstützung angewiesen und freuen uns darüber sehr, um noch mehr helfen zu können. Für die Ausgaben sind Futterspenden großartig und sehr wichtig für uns. Dabei ist Nassfutter für Hunde ganz besonders toll. Das würde uns eine enorme Last von den Schultern nehmen und unsere Arbeit erleichtern.“


Wie und wo ihr spenden könnt, erfahrt ihr auf der Website der „Tiertafel Hambrug“.

„Hamburger Leuchtfeuer“ – Ein Hospiz mitten auf dem Kiez

Das Hospiz „Hamburger Leuchtfeuer“ im lebhaften Stadtteil St. Pauli ist eines der ältesten Hospize in Hamburg und setzt sich seit 25 Jahren dafür ein, den Umgang mit Leben, Krankheit, Sterben, Tod und Trauer menschenwürdiger zu gestalten. Rosa engagiert sich zeitweise mehr, zeitweise weniger ehrenamtlich in der Sterbebegleitung, um Menschen auf ihrem letzten Weg nicht allein zu lassen.

„Ich finde es super wichtig, offen über das Sterben zu sprechen und das Thema zu enttabuisieren. Ein Todesfall in meinem nahen Umfeld zeigte mir, wie wertvoll Unterstützung in solchen Momenten ist. Obwohl Familie und Freund*innen mir Halt gaben, wurde mir rückblickend klar, wie sehr ich die Art von Beistand gebraucht hätte, die Angehörige in der Sterbebegleitung erfahren. Ein Ehrenamt bereichert nicht nur andere, sondern auch eine*n selbst.

Für den Zeitraum des Helfens und Daseins für andere liegt der Fokus nur darauf. Der eigene Alltag und eigene Empfindlichkeiten rücken in den Hintergrund. Das kann sehr erden und erfüllend sein. Im „Leuchtfeuer“ hängt ein Spruch, der mich oft begleitet und den ich super schön finde: „Dem Leben nicht mehr Tage schenken, sondern den Tagen mehr Leben.“ Ich wünsche mir, dass Menschen ihre Türen für jene öffnen, die einsam sind, jemanden verloren haben oder gerade dabei sind, jemanden zu verlieren. Weihnachten sollte ein Fest der Liebe und des Zusammenkommens sein, das über den engsten Familienkreis hinausgeht.“

Omas gegen Rechts

Dörte Schnell gründete die Initiative „Omas gegen Rechts“ in Hamburg und engagiert sich seit Beginn der Bewegung 2018.

„Der Aufstieg der „AfD“ war für mich unerträglich. Ich fühlte mich machtlos, bis ich die „Omas“ entdeckte. Als Teil der Nachkriegsgeneration beschäftigte mich stets die Frage, warum meine Eltern nicht gegen das Dritte Reich agiert hatten. Diese unbeantwortete Frage treibt viele „Omas“ an. Wir wollen unseren Enkel*innen diese Ungewissheit ersparen. Die Mehrheit von uns sind Babyboomer – wir sind viele und nutzen das für unsere Sache. Als feministische Initiative verleihen wir älteren Frauen* eine politische Stimme. Wir zeigen: Das Leben endet nicht mit der Rente. Wir engagieren uns für die junge Generation, obwohl uns die Rechtsentwicklung weniger betreffen wird. Es kann doch schließlich nicht sein, dass wir jetzt wieder für Paragraph 218 auf die Straße gehen müssen. Das haben wir doch alles schon hinter uns. Und jetzt wird in so vielen Bereichen einfach wieder eine Rolle rückwärts gemacht. Anfangs wurden wir oft verniedlicht, was unsere Seriosität untergrub.

„Die sind ja süß!“, ist zwar lieb gemeint, aber wir wollen nicht niedlich sein, sondern aktiv Haltung zeigen und ernst genommen werden. Inzwischen wird der Ton rauer, mit altersdiskriminierenden und sexistischen Beleidigungen. Demos werden durch Plakatverbote erschwert. Wir laden alle ein, sich unseren Aktionen anzuschließen, wie der „Menschenkette“ am 31.01.2025 in Hamburg.

Zu Weihnachten haben wir haben einen Wunschzettel an die Regierung verfasst. Ich wünsche mir, dass demokratische Parteien nicht wahllos „AfD“-Forderungen übernehmen, besonders bei Geflüchteten. Aktuell werden Menschenrechte missachtet. Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, schreitet die Rechtsentwicklung voran.“

Die „Omas gegen Rechts“ sind in ganz Deutschland aktiv. Indem ihr euch in die öffentliche Liste der Unterstützer*innen eintragt, könnt ihr nicht nur die Aktion unterstützen, sondern auch die damit verbundenen Forderungen stärken. Mehr Informationen zu Aktionen findet ihr auch auf der Website der „Omas gegen Rechts Nord.

Fotos: Swetlana Holz (Gülay); Foto: Anne Giese (Kara); privat

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