Wie kann nachhaltige Mobilität gelingen? Katja Diehl über die Zukunft der Fortbewegung

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14. August 2023

Mobilität und Verkehrspolitik werden heiß diskutiert: Brauchen wir mehr Züge und Bahnstrecken? Mehr Autobahnen? Mehr Radwege? Sind E-Autos die Zukunft – oder doch nicht? Wie können wir unsere Fortbewegung nachhaltiger gestalten und den nötigen Beitrag zum Umweltschutz leisten? Mit Katja Diehl, Autorin, Podcasterin und Verkehrswende-Aktivistin, tauchen wir in die nachhaltige Mobilität ein und entdecken innovative Ideen für eine grüne Zukunft. Von der Vermeidung unnötiger Wege bis zur Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel – sie teilt wertvolle Ansätze, die nicht nur unsere Klimabilanz, sondern auch unseren Alltag verbessern könnten.

femtastics: Wie definierst du den Begriff „nachhaltige Mobilität“ und welche Veränderungen sind deiner Meinung nach erforderlich, um dieses Ziel zu erreichen?

Katja Diehl: Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Es bedeutet einfach, nur so viele Bäume zu fällen wie auch nachwachsen und die Natur so zu behandeln, dass sie in einem guten und gesunden Zustand bleibt. Das finde ich nach wie vor ein schönes Bild. Die Mobilitätswende erfordert, Wege zu vermeiden, zu verkürzen und zu verlagern, zum Beispiel vom Flugzeug auf den Zug oder vom Auto auf das Fahrrad. Es ist wichtig zu hinterfragen, ob jeder Weg mit dem Auto zurückgelegt werden muss und ob es Alternativen gibt, die auch gut für unseren Körper sind.

Die Mobilitätswende erfordert, Wege zu vermeiden, zu verkürzen und zu verlagern.

Wie könnten wir den Überkonsum von Autos reduzieren und eine nachhaltigere Mobilität fördern?

Autofreiheit wird oft als persönliche Freiheit betrachtet, aber sie kann anderen die Freiheit nehmen, insbesondere denen, die auf alternative Fortbewegungsmittel angewiesen sind. Zudem sind Autos Hauptverursacher von Mikroplastikabrieb. Eine nachhaltige Mobilität sollte vielmehr auf Muskelmobilität setzen, um unseren Bewegungsapparat zu nutzen und den Überkonsum des Autos zu reduzieren.

Die aktuelle Autodichte in Deutschland ist nicht nachhaltig. Mein Mantra ist, dass jede*r das Recht haben sollte auf ein Leben ohne Auto. Deshalb sind Carsharing und das Teilen des Autos mit anderen für mich viel nachhaltigere Optionen, um die Anzahl der Autos zu reduzieren und eine umweltfreundlichere Mobilität zu ermöglichen.

Wie bewegst du dich in deinem Alltag fort?

Meine Mobilität besteht aus einem Elektro-Faltrad und der Bahn. Aufgrund meiner chronischen Erkrankungen war die Anschaffung dieses Faltrads ein absoluter Game Changer für mich. Es hat eine abnehmbare Batterie und kann so auch als normales Fahrrad genutzt werden. Das Zusammenklappen ermöglicht es mir, es wie ein Gepäckstück in der Bahn mitzunehmen, ohne Reservierungen. Im ICE schiebe ich es einfach ins Gepäckfach und bin am Zielort direkt mobil.

Welche Chancen siehst du im 49-Euro-Ticket als Maßnahme, um mehr Menschen zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu bewegen?

Es ist auf jeden Fall richtig gut als Flat Rate. Du musst dich nicht mehr mit den ganzen Tarifsystemen auseinandersetzen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Für Menschen mit geringem Einkommen wie Schüler*innen und Auszubildende erweist es sich jedoch als problematisch. Ich hätte mir eine Lösung gewünscht, die wirklich bundesweit ist und an Menschen denkt, die nicht so viel Geld haben.

Du erwähnst die Herausforderung einer Einstellungs- und Verhaltensänderung in Bezug auf Mobilität. Wie können wir Menschen, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, dazu motivieren, ihre Mobilitätsgewohnheiten zu überdenken und nachhaltigere Optionen zu wählen?

Es bedarf mehr als nur der Verbesserung der Infrastruktur und einer anderen Aufteilung, um nachhaltige Mobilität zu erreichen. Angebote müssen geschaffen, Alternativen entwickelt und Auto-Privilegien überdacht werden. Die Möglichkeit, Autos überall abzustellen, ohne darüber nachzudenken, sollte beschränkt werden. Parkraum könnte verknappt und kostenpflichtig gemacht werden, wobei Konzepte wie die Superblocks in Barcelona eine inspirierende Lösung darstellen. Es wäre lebenswerter, wenn nicht alles von Autos dominiert wäre.

Welche Maßnahmen könnten ergriffen werden, um eine umweltfreundlichere Mobilität zu fördern und gleichzeitig die Infrastruktur in städtischen und ländlichen Regionen lebenswerter zu gestalten?

Wir haben noch sechs Jahre Zeit, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Neben der Dekarbonisierung der Mobilität müssen wir auch die Klimaresilienz in Stadt und Land stärken. Leider haben wir den ländlichen Raum autoabhängig gemacht, was längere Wege zu Geschäften zur Folge hatte. Bei meinen Eltern im Emsland gab es einen kleinen Supermarkt und Bäcker, die zu Fuß erreichbar waren. Jetzt gibt es den Vollsortiment-Supermarkt auf der grünen Wiese, und viele fahren mit dem Auto hin. Die Entfernungen wurden länger, nicht die Anzahl der Wege. Das waren immer drei bis vier Wege am Tag, aber der Weg zum Supermarkt wurde länger und damit automatisch abhängig vom Auto. 

Wir haben noch sechs Jahre Zeit, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Neben der Dekarbonisierung der Mobilität müssen wir auch die Klimaresilienz in Stadt und Land stärken. Leider haben wir den ländlichen Raum autoabhängig gemacht.

In ihren Funktionen als Beirätin für die österreichische Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Verkehrsminister Winfried Herrman setzt sich Katja Diehl aktiv für den Umweltschutz ein. Als Kampagnengesicht für den „HVV“, Gastwissenschaftlerin am „WZB Berlin“ und Podcasterin von „She Drives Mobility“ beeinflusst sie maßgeblich die nachhaltige Mobilität.

Welche Chancen siehst du, um lebenswerte Räume in Stadt und Land zu schaffen und die Abhängigkeit vom Auto zu verringern?

Ich sehe viele Chancen, indem wir in Kleinstädten eine Nahversorgung aufbauen und Orte schaffen, an denen man sich zum Kaffee Trinken treffen kann. Besonders für Kinder und ältere Menschen wäre es schön, wenn sie zu Fuß gehen könnten und dadurch soziale Begegnungen ermöglicht werden. Die lebenswerten Räume in Stadt und Land haben unter der Dominanz des Autos gelitten, doch wir können sie aktiv verändern und nachhaltiger gestalten.

Welche Rolle spielt die Integration von neuen Arbeitsmodellen und Flexibilität in der Arbeitswelt für die zukünftige Mobilität? Wie können wir Mobilität und Arbeit besser miteinander verknüpfen?

Im ländlichen Raum bieten sich spannende Chancen, Lösungen aus der Stadt zu übernehmen, wie zum Beispiel Co-Working. In Frankfurt, zum Beispiel, könnten sich zehn größere Firmen zusammenschließen, um zu schauen, wo ihre Mitarbeiter*innen eigentlich wohnen. Würden sie feststellen, dass diese aus ähnlichen Richtungen kämen, könnten die Firmen ein Gebäude anmieten, um den Mitarbeiter*innen die Möglichkeit zu geben, von dort aus zu arbeiten. Viermal die Woche könnten sie mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und am fünften Tag nach Frankfurt ins Büro kommen, weil es auch wichtig wäre, sich persönlich zu begegnen. Das wäre eine Maßnahme, um Wege zu verkürzen. Man müsste nicht ins Auto steigen und zweimal am Tag im Stau stehen, sondern könnte die entsprechende Zeit für die Familie und Hobbys nutzen.

Zeit ist für mich ein kostbares Gut, das wir wieder für wichtige Dinge nutzen sollten – statt im Stau zu stehen. Wenn wir die Nahversorgung verbessern würden, zum Beispiel mit kleinen Supermärkten, und der Ort, wo man arbeitet, auch ein Café hätte, sowie Urban Gardening und vielleicht sogar eine kleine Werkstatt zum Reparieren von Dingen, dann könnten wir vieles, was uns verloren gegangen ist, an diesem Ort wieder vereinen. Es wäre ein Ort, an dem man sich zufällig treffen könnte, was wieder mehr Begegnungen ermöglichen würde.

Zeit ist für mich ein kostbares Gut, das wir wieder für wichtige Dinge nutzen sollten – statt im Stau zu stehen.

Ein mögliches Ziel wäre es also, in ländlichen Gebieten wieder Begegnungsorte zu schaffen.

Die Situation mit den Einfamilienhäusern hat zur Vereinsamung beigetragen. Wenn ich aus dem Fenster bei meinen Eltern schaue, haben alle Menschen neben ihrem Haus eine Garage. Das führt automatisch dazu, dass keine zufälligen Begegnungen entstehen. Wenn wir zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, begegnen wir anderen Menschen. Dann können wir anhalten und uns unterhalten. Mit dem Auto können wir das nicht. Daher wäre es schön, solche Orte im ländlichen Raum zu etablieren. 

Du schlägst also vor, Co-Working Spaces im ländlichen Raum zu schaffen?

Studien des Wissenschaftszentrums Berlin zeigen, dass bereits 60% der Arbeitsplätze in Deutschland mobil gestaltet werden können. Es spielt keine Rolle, welcher Ort, da es mit dem Laptop geschehen kann. Damit meine ich nicht, dass die Leute Homeoffice machen und am Küchentisch auf einem schlechten Stuhl sitzen. Ich möchte, dass sie ein schönes Büro haben, gutes WLAN und mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Socializing sollte ebenfalls eine Rolle spielen. Das kann ich mir gut für den ländlichen Raum vorstellen, da dort vielleicht auch eine kleine Sparkassen-Filiale und ein Supermarkt für den täglichen Bedarf vorhanden sind. So könnten wieder Orte etabliert werden, die man zuvor verloren hatte.

Du hast ein umfassendes Netzwerk in Deutschland und anderen europäischen Ländern aufgebaut. Welche innovativen Beispiele aus anderen Ländern könnten Deutschland inspirieren und den Weg für eine nachhaltige Mobilität ebnen?

In Deutschland und anderen europäischen Ländern gibt es bereits inspirierende Projekte und Best Practices für nachhaltige Mobilität. Paris, Barcelona, Skandinavien und die baltischen Länder sind auf einem vielversprechenden Weg. Besonders die Niederlande haben Jahrzehnte Vorsprung und sind sehr fahrradfreundlich. In den 70er-Jahren starteten sie die Kampagne „Stoppt den Kindermord“, die zu einer Priorisierung der Schwächsten im Verkehr führte – Fußgänger*innen, Kinder und Ältere.

Viele Lösungen könnten wir uns von diesen Orten abschauen, ohne etwas Neues erfinden zu müssen. Ein Beispiel sind die Superblocks in Barcelona, die eine autofreie Umgebung schaffen und echte Lebensqualität für Menschen ermöglichen. Auch Paris hat eine beeindruckende Vision, wie die Umgestaltung einer ehemaligen Autobahn entlang der Seine zu Stadtstränden und Naherholungsgebieten. Solche Entwicklungen sind entscheidend für die Schaffung von Klimaresilienz.

Um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken, müssen wir Flächen entsiegeln und auf Grünflächen setzen. Klimatische Extreme wie Temperaturen von über 50 Grad in Griechenland, Spanien und Italien erfordern dringend Maßnahmen. Versiegelte Straßen führen zu Überschwemmungen, da das Wasser nicht abfließen kann. Die Eskalation von Automobilität und Versiegelung erfordert ein Umdenken und eine Rückkehr zu nachhaltigeren Ansätzen.

Klimatische Extreme wie Temperaturen von über 50 Grad in Griechenland, Spanien und Italien erfordern dringend Maßnahmen.

Da haben wir natürlich nicht viel Unterstützung von der deutschen Autoindustrie zu erwarten.

Wir haben eine unfassbar starke Autoindustrie. Das zu verneinen, ist Quatsch. Für mein zweites Buch habe ich mit 130 Expert*innen unterschiedlicher Couleur gesprochen, so auch mit Jürgen Resch von der Umwelthilfe. Er erzählte von den verflochtenen Verbindungen zwischen Politik und Industrie, dem sogenannten „Drehtüreffekt“, mit dem Politiker*innen die Seiten wechseln und ihre beruflichen Netzwerke dann für die Autoindustrie nutzen. Andererseits muss man anerkennen, dass Autos allgegenwärtig sind. Auf der Straße würden die meisten wahrscheinlich Auto statt Fahrrad als Mobilität bezeichnen, da Werbung uns stark beeinflusst. Mein Buch verdeutlicht die Fülle an Autos überall und die Problem, die diese allen machen, die man kaum noch hinterfragt.

Wie wird in deiner Rolle im Beirat der österreichischen Klima-Ministerin das Thema nachhaltige Mobilität behandelt?

Die Klima-Ministerin strebt eine klimaneutrale Zukunft an, und dafür wurden alle Großbauprojekte, einschließlich geplanter Autobahntunnel und großer Autobahnen, für ein Jahr gestoppt. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen und der „ASFINAG“ wurde analysiert, dass der Bau dieser Autobahnen und Tunnel aufgrund des enormen Ressourcenverbrauchs und der CO2-Emissionen nicht sinnvoll ist. Stattdessen wird in den öffentlichen Nahverkehr und den Fahrradverkehr investiert.

Das ist ein Schritt, den ich mir auch von Volker Wissing und Olaf Scholz wünschen würde: dass sie die Klimaziele ernst nehmen und auf den Bau neuer Autobahnen verzichten. Angesichts des dichtesten Straßennetzes in Europa sollten wir stattdessen auf den Ausbau von Fahrradwegen und Flächenwidmung setzen, um Platz für nachhaltige Mobilität zu schaffen. Derzeit wird die Bedeutung von Autofahrten überbewertet, während Fahrradfahren, das weniger Platz benötigt und geringere Emissionen verursacht, oft vernachlässigt wird. Es sollte Anreize geben, um diese Situation zu ändern. Viele Menschen haben Angst, Fahrrad zu fahren und nutzen das Auto, wenn es keine sicheren Fahrradwege gibt. Es ist absurd, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, weil Fahrradfahren als zu gefährlich empfunden wird.

Das ist ein Schritt, den ich mir auch von Volker Wissing und Olaf Scholz wünschen würde: dass sie die Klimaziele ernst nehmen und auf den Bau neuer Autobahnen verzichten.

Katja Diehl – femtastics
Katja Diehl setzt sich als Expertin für eine nachhaltige Mobilität ein.

Inwiefern ist Diversität ein relevantes Thema für die Mobilität der Zukunft? Wie können wir sicherstellen, dass Mobilitätslösungen inklusiv und gerecht für alle Bevölkerungsgruppen sind?

Die Mobilität von morgen sollte alle Menschen einbeziehen, unabhängig von ihrer körperlichen Verfassung oder anderen Merkmalen. In der letzten Phase der Arbeit von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gab es in den ersten drei Führungsebenen noch nicht mal eine Frau, von anderen Facetten der Diversität ganz zu schweigen. Eine breitere Beteiligung ist notwendig. Österreich hat beispielsweise bei der Bestellung neuer Nachtzüge Menschen aus Behindertenräten einbezogen, was zu einem barrierefreien Einstieg führte. Im Gegensatz dazu wird in Deutschland vom gleichen Hersteller ein ICE mit Stufen gebaut. Dies zeigt deutlich den Unterschied, den die Einbeziehung verschiedener Personen machen kann.

Welche Potenziale siehst du in der Nutzung digitaler Technologien für eine nachhaltige Mobilität? Wie können diese Technologien dazu beitragen, den Verkehr effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten?

Das sind die Angelegenheiten, die tatsächlich in unseren Gesetzen verankert sind, vom Klimaschutzgesetz bis zum Pariser Klimaabkommen. Das Bundesverfassungsgericht hat gesagt, wir sollen nichts mehr machen, was zukünftigen Generationen schadet. Wir müssten uns also nur an die Gesetze halten, die wir unterschrieben haben, sie ernst nehmen und umsetzen. Dann würde schon viel passieren. Stattdessen haben wir im Verkehrssektor aktuell sowohl steigende Zulassungszahlen als auch Emissionen. Das wird akzeptiert. Solange das akzeptiert wird, ist natürlich nicht viel gegeben.

Du hast betont, dass es wichtig ist, den Menschen im Fokus zu behalten. Wie können Bürger*innen aktiv in die Gestaltung nachhaltiger Mobilitätslösungen einbezogen werden? Welche Rolle spielen Beteiligungsprozesse und Bürger*innneninitiativen?

Es braucht genug Druck von unten auf die Politik. Es ist wichtig, dass wir alle laut werden. Die Personen, die den Status Quo beibehalten wollen, sind unglaublich laut und werden wahrgenommen. Während wir, die etwas ändern wollen, immer sehr höflich sind und mit Fakten argumentieren. Wir müssen ebenso laut und wahrnehmbar werden.

Ich kann jedem*r nur empfehlen, in Selbstwirksamkeit zu gehen, weil das hilft, sich nicht mehr so hilflos zu fühlen. Einfach mal selbst an einer Aktion von „Critical Mass“ teilnehmen oder das Format ausprobieren, bei dem Eltern mit ihren Kindern auf der Straße zur Schule mit dem Fahrrad fahren. Es ist immer ein Moment der Freude und man merkt, dass man etwas verändern kann.

Verkehrswende bedeutet eben nicht nur den Austausch von Automotoren hin zur Elektromobilität, sondern die Wahlfreiheit zu schaffen, überall sicher und komfortabel unterwegs zu sein – egal ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Bus, der Bahn oder dem Auto.

Welche Maßnahmen sind erforderlich, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge voranzutreiben? Wie können wir sicherstellen, dass Elektromobilität für alle zugänglich ist, unabhängig von Wohnort oder finanziellen Möglichkeiten?

Elektromobilität ist der dritte Schritt. Verkehrswende bedeutet eben nicht nur den Austausch von Automotoren hin zur Elektromobilität, sondern die Wahlfreiheit zu schaffen, überall sicher und komfortabel unterwegs zu sein – egal ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Bus, der Bahn oder dem Auto. Natürlich müssen alle zukünftigen Fahrzeuge voll elektrisch fahren. Darüber wird nicht gesprochen, weil es als industriefeindlich angesehen wird. Ich hätte es gerne anders gesehen. Leider konzentrieren sich viele Hersteller in Deutschland immer noch auf große Autos, anstatt erschwingliche elektrische Kleinwagen anzubieten.

Die wahre Herausforderung liegt in der Überwindung der Autozentrierung und der Schaffung nachhaltiger Mobilitätslösungen. Elektromobilität sollte für alle zugänglich sein, nicht nur für Besserverdienende. Deswegen stört mich die Fokussierung auf das Thema Elektromobilität, weil wir nicht an die Wurzel des Übels gehen. Das eigentliche Problem ist nämlich die Autozentrierung an sich.

Im Hinblick auf die Verkehrssicherheit: Welche Ansätze und Maßnahmen sind erforderlich, um nachhaltige Mobilität und eine Reduzierung von Verkehrsunfällen miteinander zu verbinden?

Das ist genau das, was andere mit der Temporeduzierung machen. In Barcelona gibt es zum Beispiel Tempo 30 oder sogar noch weniger, Tempo 10 oder 20, in Bereichen, in denen Autos noch fahren dürfen. Dadurch entstehen automatisch weniger Unfälle, weil die Geschwindigkeit und die Aufprallkraft reduziert werden. Zudem gibt es weniger Lärm und Abgase, was den Verkehr flüssiger macht und uns wieder bewusster werden lässt. Wenn man mit einer geringeren Geschwindigkeit fährt, nimmt man Menschen auf dem Fahrrad viel besser wahr und kann mit ihnen kommunizieren. Man nimmt sich selbst wieder mehr als Mensch wahr. Das habe ich als sehr positiv empfunden. Dadurch entstehen wieder Bewegungszonen, sogenannte shared spaces, die eigentlich aus ländlichen Räumen kommen. Wenn man das Tempo reduziert, wird es automatisch sicherer, und das wäre die Maßnahme, die ich befürworten würde.

Die wahre Herausforderung liegt in der Überwindung der Autozentrierung und der Schaffung nachhaltiger Mobilitätslösungen. Elektromobilität sollte für alle zugänglich sein, nicht nur für Besserverdienende.

Abschließend: Wie siehst du die Zukunft der Mobilität in den kommenden Jahren? Gibt es bestimmte Trends oder Entwicklungen, auf die wir uns freuen können? Welche Herausforderungen müssen wir noch bewältigen, um eine nachhaltige Mobilität umzusetzen?

Freut euch darüber, dass sowohl in der Stadt als auch auf dem Land der Urlaub vor der eigenen Haustür beginnen wird. Es ist ruhiger, grüner, die Menschen begegnen sich, Kinder spielen auf der Straße. Denn diese gehört wieder allen und nicht den Autos. Das Leben fühlt sich viel freier und selbstbestimmter an, weil zu einer selbstbestimmten Mobilität eben nicht mehr ein eigenes Auto oder gar Führerschein vonnöten ist. Sehr viel unserer Mobilität ist muskelbetrieben und damit gesund, Räume wurden frei für jene, die wirklich auf ein Auto angewiesen sind. Aber diese werden vielleicht sogar gefahren.

Herzlichen Dank für das äußerst spannende Gespräch und die erhellenden Einblicke.

Katja Diehls Buch „Autokorrektur“:

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Fotos: Amac Garbe

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