Achtung, frischer Fisch – äh, News! Wir schwimmen für euch durch die Neuigkeits-Meere und ziehen die besten Perlen an Land: von Events über Musiktipps bis hin zu tollen Podcasts – uns geht alles ins Netz. Der Fang des Tages: Das „Hofhuhn-Projekt“ von Landwirt und Blogger Ingmar Jaschok, der sich für eine Gegenbewegung zur konventionellen Hühnerhaltung einsetzt.
Die öffentliche Diskussion um das Töten männlicher Küken (sogenannter „Eintagsküken“, weil sie nicht älter als einen Tag werden dürfen) hat in letzter Zeit noch einmal gezeigt, was mit der konventionellen Hühnerzucht falsch läuft. Das Töten bleibt weiterhin erlaubt, weil es angeblich keine „praxistaugliche Alternative“ gibt. Das Problem: Seit Jahrzehnten werden Hühner entweder so gezüchtet, dass sie der Fleischproduktion oder der Eiererzeugung dienen. Masthähnchen werden in der Regel nach rund fünf Wochen geschlachtet, Hähnchen aus der Legerasse brauchen länger, um Fleisch anzusetzen und somit „schlachtreif“ zu werden. Also gelten sie als nutzlos und werden getötet. Legehennen werden so gezüchtet, dass sie 14 Monate am Stück Eier produzieren und dann ausgelaugt „ausgetauscht“ werden.
All das passiert, „weil der Massenmarkt lieber billig als gut kauft. Das gilt für den Ökobereich genau wie in der konventionellen Landwirtschaft.“, sagt Ingmar Jaschok. Dass Hühnerzucht und -haltung auch anders möglich ist, will er der Öffentlichkeit klar machen. Er ist Demeter-Landwirt und Blogger in Rheinland-Pfalz und Gründer des „Hofhuhn Projektes„. Mit diesem Projekt – und einer Crowdfunding-Kampagne – möchte er eine Gegenbewegung in Gang setzen. „Die konventionelle Landwirtschaft macht auf aggressiv, selbstgerecht und uneinsichtig, und die ökologische Landwirtschaft auf verträumt, idyllisch und idealistisch – was weder im einen noch im anderen Fall der von mir erlebten Realität entspricht.“, sagt er.
… Ingmar mit seiner Crowdfunding-Kampagne für Aufsehen sorgt. Er richtet sich an alle, „die Eier und Hühnerfleisch nicht nur in „okay“ haben möchten, sondern kompromisslose Veränderung wünschen. So vielfältig wie die Höfe soll auch die Hühnerhaltung sein. Wie seit Jahrzehnten in fast allen Bereichen der Biolandwirtschaft etabliert, sollen auch die Hühner ein gesundes Weniger an Leistung bringen dürfen, um mehrere Jahre gesund erleben zu können.“
Eine bessere Landwirtschaft stellt er sich „dezentral, unabhängig und transparent“ vor. Damit sich die Zustände ändern, sind wir alle gefragt, sagt Ingmar. „Wir müssen uns in unserem westlichen Selbstverständnis hinterfragen, einfach alles zu nehmen, was wir wollen und das halbgar zu rechtfertigen. Unsere Tiere sind uns als Gesellschaft auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und wir müssen dieser Verantwortung alle gemeinsam gerecht werden.“ Er wünscht sich, dass „wir alle unseren Konsum überdenken und wieder echte Wertschätzung für Lebensmittel lernen. Tierhaltung muss vom Tierwohl ausgehend gerechnet werden. Es darf nicht argumentiert werden, dass so viel Tierwohl gewährt wird wie die Menschen bereit sind zu zahlen; der Preis muss dem Aufwand entsprechen, nicht umgekehrt.“
Letztlich entscheidet der Konsument, sagt Ingmar: „Der Effekt, den Kaufentscheidungen auf Tierhaltung und Landwirtschaftspolitik haben, ist gewaltig.“ Deshalb nutzt er Social Media, um Menschen zu informieren und Unterstützer für sein Projekt zu finden. Ingmar ist natürlich bewusst, dass er mit seinem Hof nicht die ganze Welt mit Hofhuhn-Eiern und -Fleisch versorgen kann. „Ich will ein Beispiel schaffen und zeigen, was für eine Hühnerhaltung möglich ist, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Ich will aufklären, Wissen teilen und andere dabei unterstützen, Hofhuhn-Projekte umzusetzen. Mein Ziel? Das System der Hühnerhaltung von Anfang an neu denken, und nicht nur versuchen, das bestehende System an ein paar Stellschräubchen ein bisschen weniger schlecht zu machen.“
Auf Startnext hat Ingmar bereits über 20.000 Euro gesammelt, um eine neue Generation Hofhühner auf den Weg zu bringen. Das Geld investiert Ingmar u.a. in den Kauf von Küken, in ein Gewächshaus, in dem die Hühner mit viel natürlichem Sonnenlicht überwintern und eine Legepause machen können, in eine Brutmaschine, in weitere Ställe und mobile Unterstände und andere Gerätschaften für seinen Hof.
Hier findet ihr Ingmar auf Instagram: @hofhuhn
Fotos: Hofhuhn.de, Foto von Ingmar im Teaserfoto: David Seitz, Schlaraffenwelt.de