Single sein ist kein Zufall? Frag Marie!

Liebe bedeutet für die meisten Menschen das größte Glück der Welt, wenn nicht gar den Sinn ihres Lebens. Dann gibt es Menschen, die verbinden mit Liebe Schmerz. Sie denken an gescheiterte Beziehungen, an Enttäuschungen, Vertrauensbrüche oder an Versagen. Es gibt Menschen, die trauen sich aufgrund ihrer Erfahrungen gar nicht mehr richtig, sich mit Haut und Haaren zu verlieben. Viele Frauen haben Angst, keinen passenden Partner zu finden. Experten gehen davon aus, dass 30-50 Prozent der Menschen sich mit der Partnersuche bzw. ihrem Bindungsverhalten schwer tun.

Aber es gibt Hilfe – zum Beispiel von der 33-jährigen Bloggerin Marie Mernke. Nach jahrelangem Schmerz und Kummer in Sachen Liebe kennt sie so ziemlich jedes Detail aus dem Wissenstopf von Single-Frauen. Ihr Fazit: Single zu sein ist kein Zufall. Das klingt zunächst anmaßend. Jetzt sind Singles auch noch selbst Schuld an ihrer vermeintlichen Misere? Aber Marie meint es ernst: Sie hat sich zum Single Coach weitergebildet und beschäftigt sich professionell mit dem Thema. In ihren Workshops nimmt sie die Teilnehmerinnen an die Hand, hilft ihnen zu verstehen, warum sie ungewollt Single sind und unterstützt sie dabei, ihre Situation zu ändern. Wie sie andere Frauen dazu inspiriert, ebenfalls auf ihr Herz zu hören, erzählt sie uns im Café Entenwerder.

 

Es geht darum, Verantwortung für die eigene Situation zu übernehmen.

Femtastics: Lass uns zunächst über deine steile These sprechen: Warum ist Single sein kein Zufall?

Marie Mernke: Wenn ich mir eine Beziehung wünsche, habe ich die Möglichkeit, mich zu entscheiden: Tue ich aktiv etwas dafür, meine Situation zu ändern oder warte ich auf eine wundersame Wendung? Bei dieser These geht es mir nicht um Schuldzuweisung, vielmehr darum, Verantwortung für die eigene Situation zu übernehmen. Natürlich habe ich keinen Einfluss auf die Gefühle, die jemand anders für mich empfindet. Ich habe aber durchaus Einfluss auf meine eigenen Gefühle, da diese das Ergebnis meiner Gedanken sind.

Ich bin meines eigenen Glückes Schmied?

Ich selbst treffe die Entscheidung wie ich mich fühle und welche Menschen das anzieht. Ich entscheide, ob ich mir Zeit für die Partnersuche nehme, ich entscheide, ob ich es mir nach zwei miesen Dates doch lieber zuhause bequem mache und ich entscheide, ob ich mir einrede, dass alle guten Männer eh schon vergeben sind. Selbst wenn ich mir schon ausreichend Zeit nehme, viele Menschen kennenzulernen, so entscheide ich letztlich auch, ob ich mich näher mit den unbewussten Gründen auseinandersetze, warum die zahlreichen Dates oder Beziehungsversuche nicht zum gewünschten Ergebnis führen.

Gibt es auch kritische Rückmeldung in Bezug auf deinen Leitsatz „Single sein ist kein Zufall. Du kannst dein Glück selber in die Hand nehmen.“?

Klar ist oft die erste Reaktion „Ok, jetzt bin ich auch noch selbst schuld.“ Aber genau darin liegt das Positive. Auch wenn das erst einmal hart klingt, so hat man auch die Chance, sich selbst da rauszuholen. Ich habe eine Umfrage mit meinen Blogleserinnen gemacht und gefragt: Was denkt ihr, warum seid ihr Single? Es gab letztlich nur drei Antworten:

1. Man hängt einfach noch an seinem Ex oder einer Affäre.
2. Man gerät immer wieder an die Falschen.
3. Man lernt keine Männer kennen, weil man sich zum Beispiel nicht die Zeit dafür nimmt.

Unsere Autorin Friderike Weinert hat Marie im Cafè Entenwerder zum Interview getroffen.

Unsere Autorin Friderike Weinert hat Marie im Cafè Entenwerder zum Interview getroffen.

Wie schaffst du es, dieses Mindset komplett zu ändern?

Ich möchte die Einstellung vermitteln, dass jeder Single wirklich etwas verändern kann, wenn er oder sie nur will. In meinem Kurs stelle ich Fragen, die sehr tief in die Persönlichkeit gehen und die Ängste hervorholen. Deswegen starten wir mit der richtigen Einstellung und Motivation. Und wir beschäftigen uns mit dem Thema Altlasten. Wir schauen uns umfassend den eigenen Beziehungslebenslauf an.

Welche Fragestellungen sind das konkret?

Woran liegt es, dass ich noch Single bin? Was liegt mir noch im Weg? Im nächsten Schritt geht es um das Thema „Wer bin ich?“ und „Warum sollte man sich in mich verlieben?“ Das hängt oft mit dem Selbstwertgefühl zusammen. Anschließend finden wir heraus, was die Teilnehmerinnen eigentlich von sich, ihrem eigenen Leben und einer Partnerschaft erwarten. Was macht mir besonders Spaß? Ich bin der Überzeugung, dass wenn man Aktivitäten im Leben gefunden hat, die man leidenschaftlich macht, dies attraktiv auf andere wirkt.

Wie bist du auf die Idee gekommen, dich als Single Coach selbstständig zu machen?

Letztlich habe ich damit mein eigenes Problem gelöst. Ich war in meinen Zwanzigern sechs Jahre lang Single. So lange wollte ich eigentlich gar nicht Single sein.

Warum nicht? Single sein hat doch auch seine Vorteile!

Das stimmt, aber ich habe mir einfach eine Beziehung gewünscht. Die ersten zwei Jahre als Single macht man sich keinen Kopf, aber dann wird man 30 und denkt über Familie nach. Ich habe überlegt, warum es bei mir mit einer Beziehung nicht klappt. Ich dachte immer, dass ich einfach Pech in der Liebe habe und es einfach noch nicht so weit ist. Irgendwann hat es bei mir geklingelt und ich habe gemerkt, dass ich selbst etwas damit zu tun habe und ich Altlasten mit mir herumtrage.

Woran liegt es, dass ich noch Single bin? Was liegt mir noch im Weg?

Also hast du dein Blog als eine Art Selbsttherapie gestartet?

Ich wollte meine Erfahrungen weitergeben. In der Zeit als Single habe ich viel über mich selbst gelernt. Ich hatte das Bedürfnis, mein Wissen zu teilen und merkte relativ schnell, dass ich damit einen Nerv treffe. Es gab extrem viel Feedback.

Weil deine Leser sich verstanden fühlten?

Sie sind froh, dass sie jemanden gefunden haben, der gleiche Situationen erlebt hat. Es hilft ihnen, Erfahrungen mit anderen zu teilen. Ich war schon wieder in einer Beziehung, als ich mich dazu entschloss, Single Coaching anzubieten. Vor knapp zwei Jahren habe ich meinen Angestelltenstatus aufgegeben.

Wie hast du dich zum Single Coach weitergebildet?

Durch Recherche und Weiterbildungen. Mir liegt das Thema sehr am Herzen und ich beschäftige mich schon immer gern mit Liebe und Glück. Ich habe mich sehr mit persönlicher Weiterentwicklung während meiner Selbstständigkeit beschäftigt. Dann habe ich festgestellt, dass alles, was ich über persönliche Weiterentwicklung weiß, sich auch auf die Liebe übertragen lässt. Dann bin ich immer tiefer in die Materie eingestiegen.

Was unterscheidet dich von der Beratung unter Freundinnen oder anderen Angeboten? Was machst du anders?

Ich gebe den Leuten nicht ausschließlich Wissen weiter, was auf meinen eigenen Erfahrungen beruht, sondern Wissen aus Ratgebern und wissenschaftlich fundierten Theorien. Letztlich arbeiten alle Beziehungs- und Single Coaches mit Modellen, die sich bewährt haben. Bei den Glaubenssätzen schärft man seine eigenen Sinne und sucht sich dann Gegenbeispiele und warum die eigentlich gar nicht stimmen. Die Gegenbeispiele widerlegen den eigenen Glaubenssatz. Sobald man das begriffen hat, beobachtet man sich selbst ganz anders und wird wachsamer.

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Marie gibt in Hamburg Workshops für andere Singles.

Gibst du den Teilnehmerinnen deiner Workshops sowas wie Hausaufgaben auf?

Ich möchte, dass man jeden Tag ein bisschen an sich arbeitet, aber auch nicht so viel Zeit aufbringen muss, dass man nach ein paar Tagen keine Lust oder Zeit mehr dafür hat. Es gibt auch eine Facebook-Gruppe, die die Möglichkeit bietet, dass man sich jederzeit mit anderen Leuten in der gleichen Situation austauschen kann. Ich moderiere die Gruppe und einmal die Woche mache ich eine Live-Session bei Facebook, in der ich zusätzlich Input gebe.

Was sind Eigenschaften, an denen deine Teilnehmerinnen arbeiten möchten bzw. die sie verändern wollen?

Vor allem das Thema Glaubenssätze. Die innere Stimme, die den ganzen Tag mit uns spricht und die wir gar nicht so bewusst wahrnehmen. Das ist meistens nicht positiv. Über unsere Freundinnen reden wir immer nett. Wenn wir über uns selber reden, gerade wenn man schon länger Single ist, dann erzählt man sich gern, dass man sowieso keinen Partner findet. Die Glaubenssätze funktionieren wie ein Wahrnehmungsfilter. Wenn man sich die ganze Zeit erzählt, dass man keinen Mann findet, dann findet man in seinem Leben auch nur Beispiele, die das bestätigen. Wenn sich mal irgendjemand für einen interessiert, dann sagt man sich wiederum, das sei jetzt auch die Ausnahme.

Der andere große Punkt sind psychologische Muster. Zum Beispiel, wenn man sich immer wieder jemanden aussucht, der vergeben ist oder offensichtlich nicht genügend Interesse zeigt. Ich dachte mir teilweise, dass ich einfach Pech habe. Das liegt aber vor allem an den Ängsten und Dingen, die immer wieder unbewusst in einem ablaufen.

Was rätst du in diesem Fall deinen Teilnehmerinnen?

Ich tue mich immer schwer mit konkreten Handlungsempfehlungen. Deswegen versuche ich mein Wissen zu vermitteln und mit dem Wissen können die Teilnehmerinnen selbst entscheiden. Wichtig ist dabei, sich einmal die Vergangenheit anzuschauen. Welche Typen fand man in letzter Zeit gut? Hat sich da ein bestimmtes Muster wiederholt? Dadurch, dass die Teilnehmerinnen ihr Selbstwertgefühl durch den Kurs stärken, sind sie in einer ganz anderen Lage. Dann fragen sie sich selbst, warum sie das mitgemacht haben und warum sie den Typen trotzdem noch hinterhergelaufen sind, obwohl der ihnen ziemlich klar zu verstehen gegeben hat, dass er sie gar nicht will. Man ist dann selbst in der Lage, dass man mit solchen Typen nicht seine Zeit verschwenden will, weil die Typen sie nicht dahin bringen, was sie sich wünschen.

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Wie hast du deinen Freund kennengelernt?

Ich habe meinen Freund beim Kite Surfen kennengelernt. Wir hatten erst nur Blickkontakt und kamen gar nicht ins Gespräch. Dann haben wir uns bei Tinder gematched. Hätte es Tinder nicht gegeben, hätten wir nach dem ersten Treffen wahrscheinlich nie wieder Kontakt gehabt.

Was ist generell deine Einschätzung zu Online Angeboten wie Tinder, Lovoo und Co?

Ich finde es super. Die letzten zwei Wochen meines Programms beschäftigen sich damit, Begegnungen zu schaffen. Man kann nur in einer Beziehung landen, wenn man jemanden trifft. Da empfehle ich auch ganz klar, dass Internet als Hilfsmittel zur Partnersuche zu nutzen. Ich finde, es gibt nichts Bequemeres, als im Bett zu liegen und für Dates zu sorgen. Jedoch sollte man Online Dating Apps nicht mit der Einstellung nutzen, den Traummann zu finden. Es ist eine einfache Möglichkeit, interessante Leute kennenzulernen – aber daraus wird sich nicht immer die große Liebe ergeben.

Wenn man sich schon mal ein bisschen in die Thematik einarbeiten möchte: Welche Buchtipps hast du für unsere Leserinnen auf Lager?

Ich finde Michael Mary: Kann denn Single Zufall sein? und Eva Wlodarek: Passt genau! – Endlich den richtigen Partner finden super.

Vielen Dank für das interessante Interview, Marie!

 

Hier findet ihr Marie:

Fotos & Interview: Friderike Weinert

2 Kommentare

  • Petra sagt:

    Liebe Lisa ich bin gerade über deine Seite gestolpert, ich finde deine Interviews wirklich spannend. Ich sprenge wohl etwas den Rahmen in meinem Alter mit 56 noch zu bloggen, Aber es macht sooooo viel Spass.
    LG Petra

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