Solo-Entrepreneurin Lea Lange setzt mit „Lunary“ auf Supplements speziell für Frauen*

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22. Juli 2024

Wir sprechen mit Lea Lange über ihr neues Start-up „Lunary“.

Lea Lange gehört zu den bekanntesten weiblichen Gründerinnen Deutschlands, acht Jahre lang war sie die Geschäftsführerin ihres ersten Unternehmens “Juniqe”. Nach dem Verkauf von „Juniqe“ und einer Auszeit hat Lea Lange 2023 ihr neues Start-up “Lunary” gegründet – und diesmal ist alles anders. Lea ist tief in alle Themen und Aspekte rund um Nahrungsergänzungsmittel eingetaucht und mit einer klaren Vision aufgetaucht: Als Solo-Entrepreneurin möchte sie Supplements anbieten, die sich speziell an Frauen* richten und ihre besonderen Bedürfnisse und körperlichen Voraussetzungen berücksichtigen.

Zusammen mit Expert*innen setzt Lea ihre Vision um – welche Herausforderungen sie dabei bisher gemeistert hat und wie sie ihre Nische in einem hart umkämpften Markt findet, erzählt sie uns in ihrer Hamburger Altbauwohnung. Pssst: Einen kleinen Code findet ihr am Ende des Artikels!

femtastics: Erzähl uns von deinem neuen Start-up „Lunary“! Warum hast du dich für dein neues Unternehmen für den Bereich Nahrungsergänzungsmittel entschieden?

Lea Lange: Auf der Reise zu meinem neuen Start-up habe ich mich mit den Themen Frauengesundheit und Ernährung beschäftigt. Bei meiner neuen Gründung war es mir wichtig, dass mich das Thema leidenschaftlich interessiert, dass ich selbst – in diesem Fall als Frau* – davon profitiere. Ein halbes Jahr lang habe ich mich intensiv mit Wissenschaftler*innen ausgetauscht.

Bei meiner neuen Gründung war es mir wichtig, dass ich selbst als Frau* davon profitiere.

Im Nahrungsergänzungsmittelmarkt wimmelt es von schwarzen Schafen. Vieles ist intransparent und als Kund*in weiß man gar nicht, was man eigentlich genau braucht und worauf man achten muss. Das erste Mal ist mir das während meinen Schwangerschaften aufgefallen, als ich Nahrungsergänzungsmittel genommen habe. Ich war völlig überfordert und medial gibt es sehr schlechte Berichterstattung zu dem Thema.

Supplements sind ja nicht die einfachste Branche, es gibt viele kleine und große Player am Markt – warum hat dich das dennoch nicht abgehalten?

Viele dieser bekannten Marken stammen aus der “alten” Welt, das heißt, es wurde nicht darauf geachtet, wo und wie die Produkte produziert werden, ob es wissenschaftliche Grundlagen gibt, ob die Produkte vegan sind oder Bindemittel beinhalten. 

Wo siehst du deine Nische?

Es ist Tatsache, dass bestimmte Nährstoffe gezielt ergänzt werden müssen. Ich habe eine Nische für eine neue, gute Marke gesehen. Mit “Lunary” möchte ich Transparenz schaffen, wir klären basierend auf Studien auf und richten uns ausschließlich an Frauen*. Unsere Produkte sind vegan und werden in Österreich produziert.

Mit “Lunary” möchte ich Transparenz schaffen, wir klären basierend auf Studien auf und richten uns ausschließlich an Frauen*.

Was ist deine Philosophie und Mission dabei?

Die Vision ist, Nahrungsergänzungsmittel zu produzieren, die wissenschaftlich basiert sind und gezielt für die verschiedenen Lebensphasen von Frauen* gemacht sind. Das sind zum Beispiel die Themen hormonelle Verhütung, Schwangerschaft, Postnatal, Wechseljahre. Wichtig dabei ist das Thema Dosierung. Frauen* brauchen aufgrund ihrer Körperzusammensetzung und ihres Stoffwechsels eine andere Dosierung. Es soll so simpel wie möglich sein, damit die Nährstoffzufuhr mittelfristig in die Routine integriert werden kann. Deswegen setzen wir unter anderem auf auf Drinks.

Diesmal hatte ich eine sehr klare Vision, was ich machen möchte.

Diesmal hast du als Solo-Entrepreneurin allein gegründet. Wie hast du dein Start-up entwickelt?

Während der Research Phase habe ich mir Expert*innen aus der Wissenschaft gesucht. Ein Biochemiker hat federführend alle Rezept mit mir zusammen entwickelt. Eine Professorin aus Bonn, die am Mikrobiom von Frauen* forscht, hat die Probiotika und die richtigen Dosierungen mit mir ausgewählt. Mit einer Ökotrophologin habe ich Fragen geklärt wie, ob wir natürliche oder bio-identische Inhaltsstoffe brauchen. Außerdem hat mich eine Frauenärztin insbesondere zum Thema Hormone beraten. Mit diesen Expert*innen habe ich die Rezepturen und Formulierungen entwickelt und dann einen Produzenten gesucht, was sehr herausfordernd war. Parallel habe ich das Branding entwickelt und den Webshop konzipiert. 

War es eine bewusste Entscheidung, allein zu gründen?

Ich wollte nicht unbedingt allein gründen. Diesmal hatte ich allerdings eine sehr klare Vision, was ich machen möchte. Bis dato ist niemand begegnet, mit dem oder der ich das gern zusammen machen möchte, für die Zukunft schließe ich das aber nicht aus. Gleichzeitig kenne ich viele Geschichten, wo Co-Founder sich zusammengecastet haben und es dann schief ging. Davon halte ich nicht viel, hier geht viel zu viel Energie verloren, die eigentlich ins Unternehmen gesteckt werden müsste. 

Außerdem bist du Mutter von zwei kleinen Kindern. Wie herausfordernd war das Thema Vereinbarkeit während deiner Neugründung?

Meine Kinder waren 3 und 1,5 Jahre alt, als ich mit meinem Start-up begonnen habe. Insofern: The struggle is real! Natürlich ist das nicht easy, mal geht es besser, mal schlechter. Im ersten Kitajahr sind die Kinder ständig krank, das zerrt an den Kräften. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, ob die Gründung mit zwei kleinen Kindern geht. Bei meiner ersten Gründung war ich 25, da hatte Zeit gar keinen Wert. Wir saßen gefühlt zwei Jahre lang Tag und Nacht im Büro – und hatten auch noch die Kraft dafür. 

Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, ob die Gründung mit zwei kleinen Kindern geht.

Was ich gemerkt habe und was mich total beruhigt hat, ist, dass zehn Jahre Erfahrung einen krassen Unterschied machen. Zu 95 Prozent weiß ich, welche Hebel wirklich wichtig sind, worin ich am besten meine Zeit investiere – und was ich nicht mache. Außerdem habe ich ein gutes Netzwerk.

Nichtsdestotrotz muss man sich mit Kindern ständig adjustieren und sich selbst unter Kontrolle haben. Die Kinder sind klein, wild, und schlafen teilweise eher schlecht – man muss sich mental darauf einstellen, dass man anders arbeitet als vorher. An drei Tagen die Woche holt eine Babysitterin die Kinder von der Kita ab und ich kann bis 18 Uhr arbeiten. Abends arbeite ich nur in Ausnahmefällen, mir fehlt oft die Kraft. Dafür nimmt mein Mann die Kinder einen Tag am Wochenende, an dem ich dann zusätzlich arbeiten kann.

Lea wohnt zusammen mit ihrem Mann und den gemeinsamen Söhnen in Hamburg.

Die Kritik an Nahrungsergänzungsmittel lautet oft, dass die Wirkung nicht ausreichend wissenschaftlich belegt ist, und viele Menschen eventuell gar keinen Mangel an bestimmten Nährstoffen haben. Wie siehst du das?

Es ist einfach Fakt, dass sich unsere Ernährung, insbesondere die pflanzliche Ernährung, total verändert. Sie ist stark auf Ertrag gezüchtet und nicht auf die Nährstoffe. Die Pestizide und die Zusammensetzung der Böden haben einen großen Impact. Mein Lieblingsbeispiel ist Fisch. Ich dachte immer, wenn ich zweimal die Woche Fisch esse, sollte Omega 3 kein Thema für mich sein. Bis ich während meiner Researchphase gelesen habe, dass nur noch Lachs aus Freilandhaltung genügend Omega 3 hat. Das ist ein klares Beispiel dafür, dass sich das Thema Nährstoffe nicht mit einer ausgewogene Ernährung abhaken lässt.

Das Thema Nährstoffe lässt sich nicht mit einer ausgewogene Ernährung abhaken.

Außerdem gehen Frauen* durch so spezielle Lebensphasen wie Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre – und es gibt allein elf Millionen Menschen in Deutschland, die sich pflanzenbasiert ernähren. Die brauchen eh zusätzliche Nährstoffe. Laut einer Studie der großen Labore haben 75 Prozent der Deutschen einen Mangel an Omega 3. Und laut der Nationalen Verzehrstudie 2 erreichen 91 Prozent der Frauen die Empfehlung für Vitamin D nicht.  

Mein Ansatz ist es aber nicht, alle Skeptiker*innen zu bekehren, sondern diejenigen, die sich interessieren, aufzuklären.

Warum bist du gern Unternehmerin? Was fasziniert dich daran?

Ich war acht Jahre lang die Geschäftsführerin von “Juniqe”, nach dem Verkauf des Unternehmens in 2021 habe ich eine Auszeit genommen. Endlich hatte ich die Zeit, die letzten Jahre zu reflektieren. Ich habe mich gefragt, welche Phasen mir Energie gegeben haben – und welche nicht. Was will ich eigentlich? Und was nicht? Die Antwort war: Ich bin Unternehmerin. Die ersten drei Jahre von “Juniqe” waren voll meine Zeit: Neues zu schaffen, alles fühlte sich familiär an und jeden Abend konnte ich sehen, welcher Wert kreiert wurde. Mein Job hat sich aber total verändert, die letzten vier Jahre bei „Juniqe“ habe ich nur noch Mitarbeiter*innen – an die 100 – gemanagt.

Was war für dich die bisher größte Herausforderung als Unternehmerin?

Die Vereinbarkeit von meinen eigenen Bedürfnissen, den Bedürfnissen meiner Kinder bzw. meiner Familie und denen des Unternehmens. Das ist natürlich ein Prozess, man lernt dazu und die Kinder werden älter. Jede*r muss hier seinen*ihren eigenen individuellen Weg finden. 

Mir ist relativ klar, was ich brauche, um auch wieder eine gute Mutter sein zu können. 

Kannst du das gut, deine eigenen Bedürfnisse zu priorisieren? Oder musstest du das erst lernen?

Das kann ich gut, ja. Manchmal gelingt mir die Umsetzung nicht ganz, aber mir ist relativ klar, was ich brauche, um auch wieder eine gute Mutter sein zu können. 

Es gründen immer noch verhältnismäßig weniger Frauen* Unternehmen. Wie ließe sich das aus deiner Sicht ändern?

Es braucht weiterhin Bühnen für weibliche Vorbilder, auf denen sie ihre Geschichten erzählen können. Ich selbst habe einmal im Alter von 24 ohne Kinder gegründet und jetzt noch mal mit zwei kleinen Kindern. Vielleicht gibt es nicht den perfekten Zeitpunkt. Aber es ist wichtig, diese Geschichten anderen zu erzählen, um verschiedene Wege zu zeigen und um zu inspirieren. 

Und es ist wichtig, dass weibliche Gründerinnen von Investor*innen unterstützt werden. Unternehmen und Geldgeber*innen sollte es ein Anliegen sein, diese Prozesse von innen heraus zu ändern. Nur so kann ein Wandel stattfinden. 

Bist du viel im Austausch mit anderen Gründerinnen?

Ich tausche mich seit längerer Zeit viel und regelmäßig mit anderen deutschen Gründerinnen aus. Es gibt ein großes Vertrauen untereinander und wir fahren sogar einmal im Jahr zusammen weg!

Das klingt gut! Vielen Dank für den schönen Vormittag bei dir, liebe Lea!


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Hier findet ihr Lea Lange:

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