Warum Gelato das bessere Eis ist – Rachel Dodoo-Mehl von „Antipodean Gelato“

Wenn wir an den letzten Italienurlaub zurückdenken, träumen wir von heißen Temperaturen, klarem Wasser, fruchtigem Limoncello und natürlich von cremigem Gelato! Wer in Frankfurt lebt, muss zumindest in kulinarischer Hinsicht zum Glück nicht mehr auf bessere Reisezeiten warten, sondern kann sich das Italien-Feeling einfach to go holen. Und zwar bei „Antipodean Gelato“ im Nordend. Die Gründerin Rachel Dodoo-Mehl hat etwas Besonderes geschaffen, was definitiv zwischen den immer gleichen Eisdielen mit den immer gleichen Sorten gefehlt hat: echtes italienisches Gelato. Cremig, natürlich und wahnsinnig lecker. Wir haben Rachel, die vor fünf Jahren von Australien nach Frankfurt gezogen ist, in ihrer kleinen Manufaktur besucht.

Bei uns gibt es keine Sorten in unnatürlichen Farben und mit zugesetzten Farbstoffen, sondern nur natürliche Zutaten.

Gründerin Rachel Dodoo-Mehl hat die Kunst der Gelato-Herstellung in Bologna gelernt!

femtastics: Rachel, was bedeutet der Name „Antipodean Gelato“?

Rachel-Dodoo-Mehl: Ich komme aus Australien und bin vor fünf Jahren mit meinem Mann nach Frankfurt gekommen. „Antipodean“ ist ein griechischer Begriff und beschreibt Menschen aus Neuseeland und Australien, die sozusagen auf der anderen Seite der Welt wohnen. Für mich steht der Begriff für die Verbindung zwischen dem italienischen Gelato-Einfluss und meinen Ideen, die ich aus Australien mitgebracht habe.

Wow, ein großer Schritt von Australien nach Frankfurt zu ziehen – was waren die Beweggründe und wie entstand die Idee, eine eigene Gelateria zu eröffnen?

Mein Mann ist Deutscher und hat hier einen Job gefunden. Ich dachte mir: Hey, warum nicht? Ich reise schon immer gerne und ich mag Europa. Eigentlich wollte ich ein Café im australischen Stil in Frankfurt eröffnen, habe aber keine Erfahrung als Gastronomin. Da ich aber unbedingt etwas Eigenes eröffnen wollte, habe ich einen Intensivkurs an der „Gelato Universität“ in Bologna gemacht, dort sehr viel über die Herstellung von Gelato gelernt und voilà, zwei Jahre später gibt es „Antipodean Gelato“.

„Antipodean Gelato“ hat im Frankfurter Nordend eröffnet!

Ihr habt im Herbst 2019 eröffnet – ein ungewöhnlicher Zeitpunkt, oder?

Ja, wir haben über zwei Jahre nach einem geeigneten Laden gesucht und ihn erst 2019 gefunden. Eigentlich wollten wir eher Richtung Innenstadt oder Westend, weil es hier im Nordend schon viele Eisdielen gibt, aber es läuft zum Glück sehr gut und immer mehr Menschen entdecken unsere „besonderen“ Sorten. Es hat sich alles etwas verzögert und somit konnten wir leider nicht wie geplant im Juli starten.

Habt ihr auch in den Wintermonaten geöffnet?

Nein, wir schließen im Winter für ungefähr zwei Monate und ich verbringe Zeit mit meiner Familie in Australien. Vorher verkaufen wir aber noch Gelato in winterlichen Sorten wie zum Beispiel Bratapfel oder Spekulatius. Und ich will unbedingt meinen Schokoladenbrunnen austesten!

Es gibt einen Unterschied zwischen Eis und Gelato. Eis ist kälter, circa -17°C grad, Gelato dagegen etwas wärmer und es enthält weniger Zucker.

Was hat sich während der Corona-Krise bei euch verändert?

Viel! Wir wollten dieses Jahr eigentlich schon im März aufmachen, aber das ging leider nicht. Deshalb mussten wir warten und haben darauf gehofft, dass uns viele Leute mit Gutscheinen unterstützen. Das hat auch gut geklappt. Wir konnten dann Mitte April endlich wieder aufmachen und bis jetzt läuft es gut, ich bin zufrieden.

Was ist denn das Besondere an deiner Eisherstellung?

Es gibt einen Unterschied zwischen Eis und Gelato. Eis ist kälter, circa -17°C grad, Gelato dagegen etwas wärmer und es enthält weniger Zucker. Daher schmeckt es viel intensiver und cremiger. Außerdem verwenden wir nur hochwertige und lokale Zutaten, zum Beispiel Erdbeeren vom Wochenmarkt hier in Frankfurt. Wir machen alles selbst und ohne Zusatzstoffe – auch unsere Waffeln. Das macht den Unterschied. Unser Konzept ist ganz neu in Frankfurt, das gab es vorher noch nicht.

Für uns ist es wichtig, Überproduktion und Müll zu vermeiden und stattdessen auf Qualität zu setzen.

Und wie kommt dein Konzept in Frankfurt an?

Insgesamt sehr gut! Einige Leute sind zwar erstmal skeptisch, weil Gelato anders ist als Eis. Sie sind es gewohnt, das Eis in der Truhe zu sehen und weniger als 2 Euro pro Kugel zu bezahlen, kurz: sie mögen Tradition. Aber da wir sehr viel Wert auf Qualität und auf Nachhaltigkeit legen, spiegelt sich das im Preis wider. Für uns ist es wichtig, Überproduktion und Müll zu vermeiden und stattdessen auf Qualität zu setzen. Bei uns gibt es keine Sorten in unnatürlichen Farben und mit zugesetzten Farbstoffen, sondern nur natürliche Zutaten. Mittlerweile gibt es viele, die unser Eis sehr mögen, das macht mich sehr happy!

Das Interview führt femtastics-Autorin Julia Kretschmer.

Wie sieht dein typischer Alltag als Gründerin aus?

Ich arbeite jeden Tag hier im Laden, außer montags. Ich fange gegen 10 Uhr an und arbeite bis mindestens 21 oder 22 Uhr. Ich finde, als Gründerin muss man erstmal viel trainieren und ausprobieren, deshalb ist es wichtig für mich, jeden Tag hier zu sein. Ich beginne damit, ein paar Sorten zu produzieren, heute zum Beispiel „Bloody Peach“. Wir haben einen Lieferanten aus Frankreich gefunden, der diese speziellen Pfirsiche erntet. Sie schmecken wunderbar fruchtig und kommen hier als Püree an. Da sehr viel Zeit jeden Tag für das Reinigen der Eismaschine draufgeht, ist es sehr wichtig, erst die fruchtigen Sorten zu machen, danach Kokosnuss und erst zum Schluss die Milchsorten.

Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Sorten aus?

Am Anfang haben wir uns ein Sortiment aus über 200-300 Sorten erstellt und dann Umfragen unter Freunden und Bekannten gemacht. Am Ende sind dann circa 20 Sorten geblieben, die wir je nach Lust und Verfügbarkeit variieren. Sorten wie veganes Schoko-Sorbet oder „Red Dragon“ – scharfe Himbeere – sind sehr beliebt und stehen fast immer auf der Menütafel.

Du machst regelmäßig Qualitätskontrollen, hast du überhaupt noch Lust auf Gelato?

Ganz ehrlich? Nein, nicht wirklich. Mein Mann kommt jeden Tag und holt sich eine Portion, aber ich muss so oft probieren, dass ich eigentlich keine Lust mehr darauf habe. Aber neulich habe ich die Sorte Kokosnuss-Lakritz gemacht und es war so lecker, dass ich davon jeden Tag eine Portion essen könnte.

Just do it! Es ist wichtig, dass mehr Frauen, besonders in der Gastronomie, einen eigenen Laden eröffnen und etwas wagen.

Hast du einen Tipp an andere Gründerinnen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?

Just do it! Es ist wichtig, dass mehr Frauen, besonders in der Gastronomie, einen eigenen Laden eröffnen und etwas wagen. Es ist ein Männerbusiness und das sollte es nicht sein! Wir brauchen mehr Gleichheit zwischen Männern und Frauen. Auch damit Frauen mehr respektiert werden. Aber es ist auch wichtig, dass man eine helfende Hand hat, denn komplett alleine schaffst du es nicht! Mein Mann kümmert sich um die administrativen Dinge, während ich den Kopf frei habe und mich ganz um das Gelato kümmern kann. In Australien habe ich als Fitnesstrainerin gearbeitet und musste alles selbst machen – das war hart und ich konnte den Job nicht genießen. Also Mädels, wagt den Schritt, aber nicht alleine!

Deine Gelateria ist außergewöhnlich eingerichtet, was steckt hinter der Idee?

Vielen Dank! Mir war es wichtig, dass es hier nicht aussieht wie in einer normalen Eisdiele. In Australien würde „Antipodean Gelato“ nicht auffallen, denn da gibt es viele Läden in diesem Stil. Ich habe auch bei der Einrichtung mit lokalen Designern gearbeitet. Die goldenen Buchstaben der Menütafel sind zum Beispiel gelasert und die rote Marmorplatte stammt aus Italien. Man kann darin sogar Fossilien erkennen und der rote Ton erinnert mich an Australien. Generell ist es mir wichtig, dass sich die Kund*innen bei mir willkommen und wohlfühlen. Ich möchte ein Erlebnis schaffen, die Namen meiner Kund*innen kennen und ihnen einen Wohlfühlort, ja sogar etwas Familiäres, bieten. Das ist das Tolle am Nordend, hier kennt jeder jeden.

Möchtest du in Zukunft noch einen weiteren Laden eröffnen?

Das wäre toll! Aber noch ist die Zeit nicht gekommen. Es braucht Zeit, sich mit einem neuen Konzept zu etablieren und in den nächsten zwei Jahren werden wir mit diesem Shop alle Hände voll zu tun haben. Was danach passiert, sehen wir dann.

Vielen Dank, Rachel, und viel Erfolg weiterhin!

Hier findet ihr „Antipodean Gelato“:

Bornheimer Landstraße 18, 60316 Frankfurt am Main

Interview: Julia Kretschmer

Fotos: Andrei Haurylenka

Layout: Kaja Paradiek

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