Alles außer gewöhnlich: Das Haus von Alexandra von Frankenberg in München

Ein Schritt in das neue Haus von Alexandra von Frankenberg in München und sofort taucht man in eine stilvolle, bunte Welt ein. Die Berufsbezeichnungen von Alexandra sind so vielfältig wie die Farbpalette ihres Hauses: Sie ist Gründerin des Trachten-Modelabels „Amsel Fashion, seit zwei Jahren mit „Studio Frankenberg“ als Interior-Designerin unterwegs, zwischendrin macht sie noch Set Design und seit Neustem mit „Auriey“ ein Label für Smoking Accessoires. Wir durften sie in ihrem neuen Zuhause besuchen, in dem sie mit ihrem Mann und den zwei Söhnen seit wenigen Monaten lebt.

Servus! Alexandra von Frankenberg lebt mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in einem Haus in München.

femtastics: Wie kamt ihr zu eurer Immobilie?

Alexandra von Frankenberg: Meine Schwiegermutter ist in dem Haus aufgewachsen. Eigentlich sind es sogar zwei Häuser, die immer wieder zusammengelegt und wieder voneinander getrennt wurden. In unserer jetzigen Küche war der Durchbruch ins Haus nebenan. Meine Schwiegereltern wohnen dort. Früher gehörte unsere Küche zu ihrem Wohnzimmer. In den oberen Stockwerken unseres Hauses war eine WG.

Ihr habt früher in Nordschwabing in einer tollen Wohnung gewohnt. Wieso kam jetzt der Umzug?

Nachdem das erste Kind auf der Welt war, brauchten wir etwas Größeres, aber hatten dann die große Wohnung in Nordschwabing gefunden. Immer so viel Miete aufzubringen war aber ein Thema. Dann kam Kind Nummer zwei und irgendwann meinten die Schwiegereltern: „Lass uns das mit den Häusern klären, aber könntet ihr bitte in drei Monaten einziehen?“. Wir zahlen jetzt eine „Rentenmiete“.

Alexandra liebt Farben und hat ihr neues Haus schön farbenfroh eingerichtet.

Drei Monate ist super knapp! Was habt ihr strukturell am Haus verändert?

Wir haben das Wohnzimmer unten abgetrennt und mussten Elektrik und Wasserleitungen verlegen. In dem Raum war nie eine Küche geplant. Außerdem haben wir die alte Küche oben rausgerissen und das Bad neu gemacht. In der Hektik wollten wir nur die nötigsten Umbauten machen, für die wir das Geld hatten. Wir wollten erst mal abwarten, auch was unser Business angeht. Für Trachten-Mode waren die letzten Jahre natürlich mies.

Was war dein Konzept für das Haus? Hattest du eine Vision?

Schon als ich hier reinkam wusste ich, dass es bunt wird. Trotzdem fiel es mir schwer. Ich wusste zwar, was ich rausreißen wollte, aber sich für Farben zu entscheiden ist dann doch nicht so einfach. Das Haus hat einen eigenen Stil. Wir haben viele kleine Räume. Ich habe mir die ersten Wochen Fragen gestellt wie: Wie kombiniert du alles richtig, damit es nicht zu zusammengewürfelt wirkt?

Ist es dir in deinem Haus schwerer gefallen als bei deinen Kund*innen für die du Interior Design machst?

Absolut. Ich bin perfektionistisch, mein Mann würde gar pingelig sagen und man versucht natürlich das Perfekte zu finden. Es ist auch finanziell etwas anderes. Bei den Kund*innen bekommt man ein Budget, an das man sich halten muss.

Haus München - femtastics

Schon als ich hier reinkam wusste ich, dass es bunt wird.

Gab es Stücke, in die du gerne investierst hast?

Wir hatten schon viele Möbel und auch Kunst, bekamen hier aber nicht alles rein. Oben im Kinderzimmer steht ein Stuhl von „Varier“, weil er sonst nirgendwo hingepasst hat. Design-Stücke sind schon zum Leben da, aber meine Kinder wissen, glaub ich nicht, auf was sie da rumturnen. Den Tisch in der Küche wollte ich unbedingt haben, weil ich die Elephant-Beine so toll finde. Für eine Kooperation mit „Sofa Company“ hatte ich mir die blauen Sessel in der Küche ausgesucht. Sonst entstand viel aus dem, was wir hatten. Ich habe schon länger einen gewissen Farbstil.

Die gemütliche Sitzbank und die Sessel sind herrlich zum Gammeln. Für uns passt es perfekt und die Kinder lieben es auch.

Ihr habt gar kein klassisches Wohnzimmer, wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Entscheidung?

Hatten wir schon lange nicht mehr. Nur in unserer ersten gemeinsamen Wohnung und das war immer leer, weil wir nur in der Küche saßen. Wir haben hier einen kleinen Küchenfernseher und einen großen oben Schlafzimmer. Die gemütliche Sitzbank und die Sessel sind herrlich zum Gammeln. Für uns passt es perfekt und die Kinder lieben es auch. Die hüpfen die ganze Zeit von einem zum andern. Ich wollte gerne einen großen Raum, den wir nicht haben, trotzdem so nutzen, als würde man in einem Loft wohnen.

Lass uns über dein Trachten-Label „Amsel“ sprechen, das du 2012 gegründet hast. War der Wunsch immer da, dich selbständig zu machen?

Ich habe sehr schnell festgestellt, dass ich keine gute Angestellte bin.

Wie hast du das gemerkt?

Ich war immer ein bisschen überengagiert und wollte super viel einbringen. Man kann Glück haben und genau den richtigen Job finden. Meine waren aber so nicht. Bei den Positionen, die ich hatte, hieße es: Eigenständigkeit ist gut, aber bitte nicht zu eigenständig.

Bist du gebürtig aus München?

Ich bin ein Schwabinger Kindl, also hier geboren. Ich habe in München an der Modeschule „Esmod“ studiert und bin 2005 nach New York gegangen. 2008 kam ich zurück und dachte: Das geht gar nicht hier.

Das Haus hat einen eigenen Stil. Wir haben viele kleine Räume.

Mode-, Interior- und Set Design – Alexandra ist ein echtes Multitalent!
Alexandra von Frankenberg, Gründerin von "Amsel" - femtastics

Was fandest du nach New York an München so schlimm?

Mir war einfach alles zu klein. Ich war in New York und dachte, die Welt wartet auf mich.

Was genau hast du in New York gemacht?

Viele Praktika in allen möglichen Modebereichen. Nebenbei in einer bayerischen Wirtschaft als Kellnerin gearbeitet. Natürlich in Tracht. Ich habe mich beworben und beworben, aber es war ziemlich bitter. Ich konnte bei meiner Tante und meinem Onkel wohnen, deshalb ging es.

Das war die große weite Welt und ich habe gemerkt: Die wartet doch nicht auf mich. Irgendwann hat mein Dad gefragt: „Also was ist jetzt?“. Dann kam ich zurück und habe an der „Esmod“ unterrichtet. Als die in München zugemacht hat, bin ich mit nach Berlin gegangen, aber irgendwann dachte ich mir: Ich bin Anfang zwanzig, das hier kann ich auch machen, wenn ich vierzig bin. Nebenher hatte ich einen Master im Design-Bereich angefangen. Dann bin ich leider sehr krank geworden und fand Berlin nicht mehr so toll.

Also wieder zurück nach München?

Genau. Ich habe in München dann für Verlage in Redaktionen gearbeitet. Von Berlin aus hatte ich schon Tracht genäht. Ich wollte auf das Oktoberfest und hatte keine Lust auf Standard-Tracht. Auch für Freund*innen hatte ich immer mal was genäht. Als die Zeitschrift „Madame“ eine Trachtenstrecke produzierte, haben sie mich gefragt, ob ich was machen will. Dann kam eines zum anderen. Die „Süddeutsche“ berichtete über mich und das Verkaufshaus „Ludwig Beck“ machte seine erste Order. In einer Nacht- und Nebel-Aktion habe ich 25 Dirndl genäht. Und so fing alles an.

Interior Designerin Alexandra von Frankenberg im Interview - femtastics

Mode zu designen ist das eine, aber das Business bedeutet auch: Produktion, Finanzierung, Management. Hattest du Unterstützung?

Das war natürlich alles neu. Ich habe mich durchgewurschtelt. Hab hier angerufen und da angerufen. Mein Mann hat mich immer nebenbei noch unterstützt. Mein Bruder kam für drei Monate aus Australien zurück, um mir mit den Zahlen zu helfen und ist geblieben. Wir sind heute ein Familienunternehmen. Mein Mann, mein Bruder, ich und mein Schwager.

Wir sind heute ein Familienunternehmen. Mein Mann, mein Bruder, ich und mein Schwager.

Was würdest du anderen raten, die von einer eigenen Marke träumen?

Mir wird immer gesagt: „Wie mutig!“. Aber man kann eigentlich nur völlig naiv anfangen und machen. Viele Leute haben immer so viele Ideen, warten und bereiten vor. Das funktioniert in meinen Augen nicht. Man bekommt auf eine Aktion immer schnell eine Reaktion. Es verändert sich im Verlauf eh so viel. Man muss wirklich erstmal anfangen. Wir hatten auch Rückschläge mit der Produktion. Stoffe waren versaut, anfangs hatten wir kein Geld. Ich hatte wenig Freund*innen in der Zeit. Ich habe extrem viel gearbeitet, weil ich unbedingt selbstständig sein wollte.

Viele Leute haben immer so viele Ideen, warten und bereiten vor. Das funktioniert in meinen Augen nicht. Man bekommt auf eine Aktion immer schnell eine Reaktion.

„Im Bad haben wir tatsächlich nur die Fliesen überspachtelt. Es gibt eine bestimmte Technik, bei der Fliesen mit drei Betonschichten überstrichen und dann mit einem Silikon versiegelt werden. Der Boden ist Epoxidharz in der der gleichen Farbe wie die Wände.“

Wie kamst du von „Amsel“ zu Interior?

Ich hatte in Berlin meinen Master in Design angefangen, aber nie zu Ende gemacht. Ich hatte mich auf die Mode konzentriert. Alles fing an, als ich die Service-Kleidung für das „Seehotel Überfahrt am Tegernsee“ designt habe. Wir haben das Konzept für deren neues Restaurant mitentwickelt. Ich merkte, da habe ich Lust drauf. Zwischendrin hatte ich immer im Set-Design gearbeitet.

Wie hast du dein Business mit „Studio Frankenberg“ gestartet?

Ich wusste gar nicht wirklich, wie ich das anstellen soll. Eine Freundin meinte dann zu mir: „Mach doch einen „Instagram“-Account! Ist doch eh Corona, was willst du sonst machen?“.

Und plötzlich kam eins zum anderen und Anfragen kamen rein. Hier eine Wohnung, da ein Konzept und dann das große Projekt „Hoch der Isar“. Ich vermute, es lag auch daran, dass ich mir mit „Amsel“ etwas geschaffen habe, das für Qualität und Zuverlässigkeit steht. Ich habe auch die Kund*innen gefragt, warum sie mich buchen. Es ist wohl der kreative Gesamtklumpen.

Es gibt im Interior-Bereich viele Trends. Wie gehst du mit Trends um?

Trends sind nicht völlig unwichtig, man will ja mit der Zeit gehen. Ich bin da aber im Großen und Ganzen ziemlich raus. Es ist ein bisschen wie mit Handtaschen: Manche kaufen sich teure Handtaschen in Schwarz und ich würde sie mir grundsätzlich in einer knalligen Farbe kaufen. So bin ich auch beim Einrichten. Organische, runde Formen sind gerade im Trend. Die Sachen hier im Haus haben wir aber teilweise seit Jahren. Ich finde, es muss vor allem gefallen und passen.

Trends sind nicht völlig unwichtig, man will ja mit der Zeit gehen. Ich bin da aber im Großen und Ganzen ziemlich raus.

Die letzten Jahre sah man viel Weiß, viele Naturtöne, dann kam Scandi-Pastel. Was kommt als Nächstes?

Ich glaube, dass zum Beispiel Hygge, also das skandinavische Gemütliche, immer bleiben wird. Ich glaube, dass das Farbthema ziemlich bunt wird – die 70er kommen gerade sehr wieder.

Dein Mann betreibt den CBD-Shop „Auriey“. Wie kamt ihr auf die Idee, einen Shop für Smoking-Accessoires zu gründen, die politische Diskussion jetzt mal ausgeschlossen?

Ursprünglich wollte das mein Mann machen. Er kam auf die Idee, weil es einfach keine schönen Smoking-Accessoires gibt. Immer ist irgendwo ein Hanfblatt drauf und alles ist eher etwas schäbig. Ich habe mir dann den Namen „Auriey“ ausgedacht und finde ihn super. Das heißt auf Finnisch Morgenröte, wenn auch anders geschrieben. Mein Mann hat sich mit einer Bekannten zusammengesetzt, die sich gut mit Vertrieb auskannte, und ich bin im Design mit eingestiegen. Damals war die Legalisierung noch gar kein Thema, mein Mann fand einfach, da gibt es einen Markt.

Designt ihr die Sache selbst oder kauft ihr ein?

Beides. Wir haben auch einen Produktdesigner, der sich gut auskennt und mit uns zusammenarbeitet. Es ist aber ein bisschen schwierig, weil man für solche Produkte keine Werbung machen darf. Aber wir glauben sehr an die Marke und planen auch Pop-up-Shops. Am Ende ist es ein Design-Produkt.

Organische, runde Formen sind gerade im Trend. Die Sachen hier im Haus haben wir aber teilweise seit Jahren. Ich finde, es muss vor allem gefallen und passen.

Würdest du sagen, dass du zufrieden bist mit dem was du dir aufgebaut hast?

Grundsätzlich auf jeden Fall. Das Problem ist – und das ist jetzt wahnsinnig ehrlich – es fällt mir total schwer, anzukommen. Auch zu sehen, was man schon geschafft hat. Ich kann auch mit Komplimenten sehr schwer umgehen.

Das heißt, den Moment, in dem du dich zurücklehnst und auf das Geschaffene schaust, gibt es gar nicht?

Leider nein. Das ist echt doof. Man hat immer das Gefühl, man rennt. Aber es steckt einfach so viel Leidenschaft in dem, was ich machte. Ich bin vor allem krass dankbar, dass wir das so gut hinbekommen haben. Auch dankbar für meine Familie. Vielleicht brauche ich noch zehn Jahre, um diesen Moment zu haben.

Zum Abschluss würde ich gerne noch eine Frage zum Mutter-Sein stellen. Du hast zwei Kids. Wie gehst du mit „Mom Guilt“ um?

Das ist jetzt auch wieder wahnsinnig ehrlich: Ich bin eine krasse Mami. Ich mag mich gerne und lebe eine gewisse Form von Exzentrik. Ich glaube, ich bin deswegen eine gute Mutter, weil ich von morgens bis mittags das machen kann, was mich erfüllt. Wenn ich meine Leidenschaften aufgeben würde, wäre ich unausgelastet und eine schlechte Mutter.

Vielen Dank für das offene und ehrliche Gespräch, liebe Alexandra!

Hier findet ihr Alexandra von Frankenberg:


Hier findet ihr „Amsel Fashion“ und „Studio Frankenberg“:


Layout: Kaja Paradiek

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