Japanische Crêpes? Noch nie gehört? Dann wird es Zeit, dass ihr bei Mimi’s Crêpes vorbeischaut! Die Japanerin Miyuki Inoue hat das Trend-Food, das es in Japan in jeder Fußgängerzone gibt, nach Hamburg gebracht. In ihrem kleinen Laden auf der Grindelallee bereitet sie die dünnen Crêpes mit den bunten Füllungen – aus frischem Obst, Sahne, süßen Saucen, Keksen und sogar japanischen Matcha-Kitkat-Riegeln – in einem One-Woman-Business zu. Neben den süßen Crêpes gibt es bei Miyuki auch herzhafte Eigenkreationen. Wir sprechen mit ihr darüber, wie ihr Neustart in Hamburg verlief, wie sie die japanischen Crêpes-Rezepte lernte und wie sie ihren Laden und ihre Familie mit zwei Kindern organisiert.
femtastics: Wann bist du nach Hamburg gekommen?
Miyuki Inoue: Das war 2011. Damals ist das Erdbeben in Fukushima passiert. Ich habe mit meinen zwei Kindern in Tokio gelebt und habe mir Sorgen gemacht, ob das Leben in Japan noch sicher ist. Damals wurde viel über die atomare Verseuchung gesprochen. Ich habe mich dann entschieden, wegzuziehen. Ein Freund von mir hat mir angeboten, nach Hamburg zu kommen. Heute ist er mein Mann (lacht).
Ich habe mit meinen zwei Kindern in Tokio gelebt und habe mir Sorgen gemacht, ob das Leben in Japan noch sicher ist.
Kanntest du Hamburg schon?
Nein, ich war vorher noch nie in Deutschland. Aber ich wollte sehr gerne nach Deutschland kommen – und bin hier geblieben.
Wie war es für dich, von Tokio nach Hamburg zu ziehen?
Es war ziemlich aufregend. Ich hatte schon einige deutsche Freunde, die ich in Australien kennengelernt habe, und war sehr neugierig auf Deutschland. Ich habe mir eigentlich keine Sorgen gemacht.
Fiel es dir nicht schwer, Japan zu verlassen?
Doch. Ich habe erwartet, dass es einfacher wird und dass ich Japan mit der Zeit weniger vermisse, aber tatsächlich ist es anders. Ich vermisse Japan jedes Jahr mehr.
Meine Kinder sprechen heute viel besser deutsch als japanisch. Das ist unfair!
Deine Kinder sind mit dir gekommen. Gehen sie jetzt auf eine deutsche Schule?
Ja, vor fünf Jahren, als wir hergekommen sind, waren sie vier und fünf Jahre alt. Also sind sie erst mal in den Kindergarten gegangen. Heute gehen sie auf eine deutsche Schule und sprechen viel besser deutsch als japanisch. Das ist unfair, mir fällt deutsch so schwer! (lacht).
Hattest du in Japan auch schon ein Café?
Nein, noch nie. Ich hatte in meinem Leben viele verschiedene Jobs. Früher habe ich als Model gearbeitet, etwa bis ich dreißig war. Dann habe ich mich an der Uni eingeschrieben, einen Master gemacht und habe anschließend als Japanisch- und Englischlehrerin gearbeitet.
Und das konntest du in Deutschland nicht weiter machen?
Nein, weil ich kein deutsch sprach als ich herkam. Ich musste mir also etwas Neues überlegen, wovon ich in Deutschland leben konnte. Irgendwann habe ich mich entschieden, einen eigenen Laden zu eröffnen.
Wie kamst du auf Crêpes?
Ich habe früher für einige Zeit in Australien und auch in den USA gelebt. Und ich habe mich immer gefragt: Warum haben sie keine japanischen Crêpes? Japanische Crêpes sind so toll! Also habe ich gedacht: Ich mache einfach meinen eigenen Laden für japanische Crêpes in Hamburg auf!
Ein Mann in Japan war so nett, mir über Skype beizubringen, wie man die Crêpes backt.
Wusstest du, wie man die Crêpes backt?
Nein, ich hatte das noch nie gemacht (lacht). Ich habe echt viel Übung gebraucht. Ich habe lange herumgefragt, ob einer meiner Bekannten jemanden kennt, der professionell japanische Crêpes backt – und irgendwann wurde mir ein Mann empfohlen, der einen Crêpes-Laden in Japan hat. Er war so nett, mir beizubringen, wie man die Crêpes backt. Wahrscheinlich weil er wusste, dass ich keine Konkurrenz für ihn sein kann, wenn ich meinen Laden in Hamburg eröffne. Also hat er mir alles gezeigt – über Skype. Ich saß mit meinem Crêpes-Eisen vor dem Computer und habe alles Schritt für Schritt gelernt. Das war gar nicht so leicht, weil es in Japan andere Crêpes-Eisen und andere Zutaten gibt als in Deutschland. Der Teig war nicht das Problem, aber die spezielle Sahne.
Wann hast du die Entscheidung getroffen, Mimi’s Crêpes zu eröffnen?
Ich habe mir Hilfe von einem Gründungsberater geholt. Er war sehr nett, aber tatsächlich hat er mir zunächst von meiner Idee abgeraten, weil ich Ausländerin bin und noch nicht so gut deutsch spreche. Aber ich habe ihm gesagt: Nein, ich weiß, dass ich das kann! Ich konnte ihn überzeugen, mir mit meiner Idee zu helfen. Von ihm kam der Ratschlag, nicht nur süße, sondern auch herzhafte Crêpes anzubieten. Ich wollte etwas erfinden, das es sonst nirgends gab – und so sind die „Sushi Crêpes“ und „Curry Crêpes“ entstanden, zwei sehr typische japanische Gerichte in Kombination mit Crêpes. Jetzt stehen sie auf meiner Speisekarte.
Japanische Crêpes haben sehr unterschiedliche Füllungen und werden wie Kebap gerollt und gegessen.
Was macht denn eigentlich japanische Crêpes so besonders?
Französische Crêpes werden flach gefaltet und mit Messer und Gabel gegessen. Japanische Crêpes haben sehr unterschiedliche Füllungen und werden wie Kebap gerollt und gegessen. Bei mir gibt es, wie gesagt, besondere Kreationen. Zum Beispiel auch „Matcha Kitkat Crêpes“, die es in Japan nicht gibt.
Wie hast du das Ladenlokal gefunden?
Ich wollte meinen Laden gerne auf dieser Straße haben, weil ich sie so gerne mag. Als ich noch auf der Suche nach einem Ladenlokal war, habe ich mich auf die Straße gestellt und Passanten befragt, welche Crêpes-Sorten sie gerne in meinem Café auf der Speisekarte sehen würden. Eines Tages wies mich ein Passant auf dieses Ladenlokal hin. Es stand leer, aber der Besitzer wollte es eigentlich selbst nutzen. Er gab mir dann eine Chance: Ich sollte zunächst einen Pop-Up-Stand auf der Straße vor dem Laden machen und dort meine Crêpes verkaufen. Als Test für den Laden sozusagen. Eines Tages kam der Besitzer der Immobilie vorbei, sah mich beim Verkaufen meiner Crêpes und sagte: „Okay, es läuft ja sehr gut. Du darfst den Laden gerne mieten.“
Mittlerweile habe ich viele Stammkunden und sie helfen mir auch mal im Laden, wenn etwas gemacht werden muss, das ich nicht alleine schaffe.
Du betreibst Mimi’s Crêpes ganz alleine, richtig?
Ja. Aber mittlerweile habe ich viele Stammkunden und sie helfen mir auch mal im Laden, wenn etwas gemacht werden muss, das ich nicht alleine schaffe. Zum Beispiel die Markise anzubringen oder Geschirr abzuräumen, wenn viel los ist. Sie haben das von alleine angeboten. Das ist so nett!
Anfangs hattest du fast jeden Tag geöffnet, das muss echt anstrengend gewesen sein.
Ich habe letzten Juni eröffnet und rund ein Jahr lang sechs Tage pro Woche gearbeitet. Das war sehr anstrengend, aber es war notwendig, um meinen Laden bekannt zu machen.
Wie ließ sich das mit deinen Kindern organisieren?
Es war schwierig. Meine Kinder haben am frühen Nachmittag Schulschluss. Manchmal haben sie anschließend noch Klavierunterricht oder andere Kurse, aber wenn nichts ansteht, kommen sie zu mir in den Laden. Ich bin froh, dass ich mir jetzt den Dienstag frei genommen habe. Jetzt habe ich zwei Tage pro Woche Zeit für meine Familie und andere Dinge.
Was sind deine Pläne für Mimi’s Crêpes?
Ich hätte gerne weitere Läden. Am liebsten in Düsseldorf, weil es da so eine große japanische Community gibt. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Ich muss eins nach dem anderen machen. Und im Moment sind meine Kinder für mich das Wichtigste.
Gibt es japanische Shops oder Restaurants, in die du in Hamburg gerne gehst?
Ich gehe gerne ins Sushi-Restaurant „Kampai“ auf der Reeperbahn.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg, Miyuki!
Grindelallee 24, 20146 Hamburg