Einseitiger Kinderwunsch: Wenn die Kinderfrage die Beziehung auf die Probe stellt

6. Januar 2024

Einseitiger Kinderwunsch: Ein Thema, das unsere Community interessiert.

Die Familienplanung kann Beziehungen belasten, wenn ein einseitiger Kinderwunsch besteht und der*die Partner*in keinen Nachwuchs möchte. Wir haben unsere femtastics-Community auf „Instagram“ gefragt: Habt ihr mit dem Thema einseitiger Kinderwunsch Erfahrungen? Wie seid ihr damit umgegangen?

Charlotte: „Wie sollte ich mich um ein Kind kümmern, wenn ich mich phasenweise nicht mal um mich selbst kümmern konnte?“

„Ich habe seit meiner Jugend unter teils schweren Depressionen gelitten und hatte damit auch noch Probleme als ich 2017 mit 26 meinen jetzigen Mann traf. Er wollte unbedingt Kinder, aber ich nicht. Zwei meiner Schwestern hatten bereits eine Familie gegründet und ich wusste genau, was mich erwarten würde. Wie sollte ich mich um ein Kind kümmern, wenn ich mich phasenweise nicht mal um mich selbst kümmern konnte?

Meine Mutter sagt immer: „Bekomme nur so viele Kinder, wie du alleine versorgen kannst.“ Sie meinte das natürlich finanziell, aber ich hinterfragte eher meine psychische Kapazität. Als mein Partner mir dann nach einigen Monaten Beziehung klarmachte, er könnte die Beziehung mit mir nicht weiterführen, wenn ich mir nicht zumindest vorstellen könnte, irgendwann mal ein Kind zu haben, ging ich in mich. Ich muss das Kind nicht alleine versorgen und ich bin auch mit dem richtigen Partner mit meinen Depressionen nicht mehr alleine. Also sagte ich vielleicht und letztes Jahr wurde ich tatsächlich gewollt schwanger. Unser Sohn ist jetzt fast sieben Wochen alt und es geht mir gut, mit ihm, meinem Partner und mit mir. Mit der Partnerschaft wuchs der Kinderwunsch und ich habe gelernt nicht immer für alles alleine verantwortlich sein zu müssen.“

Anika: „Unser Deal ist: Eine*r von uns muss ein Kind richtig und zu 100% ohne Zweifel wollen.“

„Unser Kinderwunsch wird erdrückt durch die diffuse Angst vor den Auswirkungen der Klimakrise und globalen politischen Entwicklung und auch durch negative Beispiele im Freundeskreis (Paare, die sich komplett verloren haben und sich nur noch um die Elternschaft drehen). Ich erarbeite mir den Kinderwunsch aktuell zurück an die Oberfläche – mir helfen meine Therapie, Yoga Retreats und Gespräche mit meinem Umfeld.

Auf ein Zeichen oder ein Gefühl zu warten kann ich mir mit Ende 30 nicht mehr leisten. Ich habe die Sorge, es später zu bereuen, kein Kind zu bekommen. Was das genau heißt, kann ich aber gar nicht richtig sagen. Angst vor dem alleine alt Werden vielleicht? Mein Partner sieht neben den großen Themen auch seine persönliche Freiheit zu sehr eingeschränkt durch ein Kind. Unser Deal ist: Eine*r von uns muss ein Kind richtig und zu 100% ohne Zweifel wollen. Wann und ob ich an diesem Punkt ankomme, weiß ich nicht. „Einfach mal machen“ fühlt sich falsch an. Wir überlegen, ein Paar-Coaching dazu zu machen, da uns die Gespräche zu dem Thema schwerfallen.“

Bea: „Ich wollte Mutter werden, allerdings konnte ich mir die Elternschaft irritierenderweise nicht mit meinem damaligen Ehemann vorstellen.“

„Ich wollte lange keine Kinder. In diese kaputte Welt Kinder setzen? Ich fühlte es einfach nicht. Glückliche Tante zu sein, reichte mir. Das änderte sich Anfang meiner Dreißiger schlagartig und für mich komplett überraschend. Bis heute weiß ich nicht recht, ob es die Hormone sind/waren, das fortschreitende Alter … auf jeden Fall hörte ich diese dubiose „biologische Uhr“ (die ich per se für ein schwieriges Narrativ halte, das viel zu viel Druck ausübt) so tösend ticken, dass ich kaum mehr in den Schlaf fand.

Ich wollte Mutter werden, allerdings konnte ich mir die Elternschaft irritierenderweise nicht mit meinem damaligen Ehemann vorstellen. Der hatte sogar bereits einen Sohn aus einer früheren Beziehung in einer anderen Stadt, zu dem er allerdings kaum Kontakt hatte. Das warf ich ihm vor und konnte es immer weniger nachvollziehen. Dabei war er gegenüber der Idee, Kinder zu bekommen, gar nicht abgeneigt. Ich hatte allerdings große Zweifel, ob er sich der Verantwortung und der Konsequenzen für unser Leben wirklich bewusst war. Am Ende war mein Kinderwunsch einer der Gründe, warum die Ehe in die Brüche ging. Mit Mitte 30 habe ich den Vater meiner beiden heutigen Kinder kennengelernt. Heute leben wir glücklich zu viert, mein Ex-Mann hat vor Kurzem zum zweiten Mal geheiratet.“

Teaserbild: Adobe Stock

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