Möchte ich eigene Kinder kriegen, oder nicht? Oder wünsche ich mir eigentlich eine Familie – oder beides? Manche Menschen können diese Fragen schnell für sich beantworten, andere denken jahrelang über sie nach. Welche Rolle spielen dabei die Suche nach dem*der vermeintlich “perfekten” Partner*in, gesellschaftlicher Druck, die viel diskutierte “biologische Uhr”, die eigene finanzielle Situation, die Krisen der Welt, …? Genau das haben wir Jule Lobo gefragt.
Jule Lobo ist Podcast-Moderatorin, Autorin und Kolumnistin beim Online-Family-Magazin “Little Years”. Anfang 2020 hätte sie vom Mamasein, wie sie selbst sagt, “nicht weiter entfernt sein können”. Während der Corona-Pandemie lernt sie ihren jetzigen Ehemann Sascha Lobo kennen, mit dem sie kurz darauf eine Familie gründet und zwei Kinder bekommt.
Eine Entscheidung für ein Kind kann, glaube ich, unfassbar toll sein, aber wahrscheinlich auch die Entscheidung gegen ein Kind sehr befreiend sein.
Jule Lobo: Man könnte sagen, dieses Konzept hat mich in sehr kurzer Zeit überzeugt. Aber es war tatsächlich nicht immer so. Ich habe ganz lange zwischen 20 und 30 gedacht, dass ich gar nicht weiß, ob ich Mama werden will. Ich bin echt gern alleine und finde ein selbstbestimmtes Leben ohne Verantwortung sehr attraktiv.
Anfang des Corona-Lockdowns habe ich meinen Mann kennengelernt und wir haben relativ schnell gemerkt, dass es mit uns passt und dass wir gerne Kinder zusammen hätten. Das waren Gespräche und Verhandlungen, die bei uns beiden glücklicherweise in die gleiche Richtung gingen. Es hat mich selbst auch überrascht, weil ich jetzt nicht die Frau* war, die sich vorher dachte, sie müsse ganz schnell einen Mann für eine große Familie finden. Wir haben es also einfach probiert. Bis jetzt haben wir nach jedem Kind gesagt, dass wir gerne noch eins hätten.
Ich hatte vorher einen Familienwunsch und ich glaube, dass das ein Unterschied ist zu einem Kinderwunsch. Es gibt Leute, die sagen: „Ich will auf jeden Fall ein Kind haben, ich möchte auf jeden Fall Mutter oder Vater werden.“ Ich dachte eher, dass ich irgendwann in der Zukunft gern ein Haus hätte, in dem ich mit meinem Mann und mit meiner Familie leben möchte.
Das ist ein großer Unterschied, weil man das eine auch alleine durchziehen kann, und ich habe mir auch eine Zeit lang überlegt, ob mein Kinderwunsch eine Sache ist, die ich alleine machen kann. Aber ich dachte schell: Nee, da musst du irgendwie auch den richtigen Partner oder die richtige Partnerin für finden.
Kinder zu haben ist sicherlich nicht die einzig wahre Form, wie man glücklich leben kann.
Grundsätzlich hätte ich mir das vorstellen können und ich habe mit Freund*innen darüber gesprochen, wie das ist. Hier in Berlin habe ich viele Menschen um mich rum, die dieses Konzept leben, die ein Kind eher in einer gemeinschaftlichen Freundschaftsbeziehung großziehen als in einer romantischen Liebesbeziehung.
Ich habe aber ebenso viele Freund*innen, die keine Kinder haben und auch keine Kinder wollen. Das ist natürlich auch ein attraktives Konzept. Kinder zu haben, ist sicherlich nicht die einzig wahre Form, wie man glücklich leben kann.
In meiner Brust schlagen einfach zwei Herzen. Ich muss ehrlich sagen – das ist natürlich alles nur ein Gedankenspiel – wenn man mir morgen vorschlagen würde, nach diesem Leben ein neues Leben anfangen zu können, dann würde ich sogar ein Leben ohne Kinder wählen, obwohl ich weiß, wie schön das Leben jetzt mit Kindern ist.
Kinder kriegen ist eine intensive und tolle Erfahrung. Es ist aber auch ein Konzept, das echt einschränkt in vielen Bereichen und nicht alle Facetten des Lebens in vollen Zügen zulässt. Und ich finde, darüber muss man sich bewusst sein. Es ist okay, darüber zu sprechen und das abzuwägen. Wenn Leute auf andere Ergebnisse kommen, weil sie viel selbstbestimmter und mit weniger Verantwortungen leben wollen, dann finde ich das total nachvollziehbar. Und besonders als Mutter finde ich das nachvollziehbar, weil ganz viel Verpflichtung dazu gehört. Es ist schön, diese zu erfüllen, aber manchmal finde ich, ist es auch echt ein Overkill.
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