Gerade Mütter bekommen häufig eine niedrige Rente. Dies liegt hauptsächlich daran, dass viele in Teilzeit erwerbstätig sind (obwohl sie häufig mehr als Vollzeit arbeiten!), und dass ein Kind sich negativ auf die Gehaltsentwicklung der Mutter auswirkt – anders als beim Vater.
Zunächst einmal sollten wir den größten Hebel identifizieren, der uns zu Verfügung steht. Das ist ganz klar die Arbeit. Und zwar die bezahlte Arbeit, also eine Erwerbstätigkeit. Die Arbeit, die wir in der Kinderbetreuung, der Pflege von Angehörigen, Ehrenämtern und dem Haushalt tätigen, wird leider nicht finanziell wertgeschätzt und hilft uns somit bei der Rente nicht.
Neben dem Job gibt es noch andere Aspekte, die du bedenken solltest:
Aufgabenteilung mit deinem Partner: Häufig ist es logisch, selbstverständlich oder einfacher, wenn wir Frauen länger Elternzeit nehmen und in Teilzeit arbeiten. Das ist aber nicht gottgegeben. Besprich das Thema mit deinem Partner: Wie sieht er das? Wie stark möchte er sich als Vater und Partner einbringen? Vielleicht könnt ihr ja beide in Teilzeit arbeiten und euch die Verantwortung für die Kinder und für die Finanzen teilen?
Ausgleichszahlung vom Partner: Dein Partner geht arbeiten und macht Karriere, du kümmerst dich um die Kinder? Völlig in Ordnung! Jeder Mensch und jedes Paar soll das für sich richtige Modell finden. Denke nur daran: Dein Partner kann nur Karriere machen, weil du ihm den Rücken freihältst und auf deine Karriere verzichtest. Es ist also nur berechtigt, dass er dir für diese Arbeit, die du leistest, einen Ausgleich zahlt. Dieser Ausgleich kann eine Aufstockung deiner gesetzlichen (und betrieblichen) Rente sein, das kann eine Überweisung per Dauerauftrag auf dein Konto sein, oder eine Investition in einen ETF-Sparplanauf deinen Namen. Sie könnte sich an dem orientieren, was du in Vollzeit verdienen würdest – inklusive deiner Karriereentwicklung! Bei diesen Ausgleichszahlungen ist ganz wichtig: Sie sollten denselben Stellenwert haben wie alle anderen Zahlungen. Das ist der nächste Punkt:
Zahle dir ein „Gehalt“: Zahle dir selbst ein Gehalt, das du in deine Altersvorsorge investierst. Egal, ob das eine Aufstockung deiner Rente ist, ein ETF-Sparplan oder etwas anderes. Aber diese Zahlung sollte ebenso ernst genommen und pünktlich gezahlt werden wie eure Miete oder die Kinderbetreuung. Deinem Vermieter sagst du ja auch nicht: „Tut mir leid, diesen Monat zahle ich etwas weniger Miete. Wir mussten eine neue Jacke kaufen.“
Klare Finanzplanung: Häufig wird es mit Kindern erst einmal etwas enger – die Ausgaben steigen bei niedrigerem Einkommen. Das müsst ihr gemeinsam schultern. Mache dir mit deinem Partner eine klare Finanzplanung, die auch deine Vorsorge-Zahlung beinhaltet. Welche Aspekte sind euch wichtig und könnt ihr euch weiterhin leisten, und worauf wollt ihr (vorübergehend) verzichten?
Es ist bei diesem Thema immens wichtig, dass ihr das Thema als Team betrachtet. Für den besserverdienenden Partner ist es auch eine Entlastung, wenn er weiß, dass seine Frau abgesichert ist. Das nimmt die Verantwortung von seinen Schultern. Und du rutscht nicht in die Abhängigkeit, weil du dich von Anfang an um deine Rente kümmerst.
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6 Kommentare
Super Beitrag, Claudia. Es ist eigentlich so logisch und praktikabel und trotzdem sind wahrscheinlich 99% der Frauen einfach noch nicht auf die Idee einer Ausgleichszahlung gekommen. Es wird Zeit, dass sich das ändert!
Liebe Claudia,
ich finde das Thema essentiell für Frauen, die Kinder haben.
Die Ideen der gemeinsamen Finanzplanung, Teilzeit für beide Partner und Ausgleichszahlung finde ich sehr interessant.
Zu einseitig auf die monetäre Seite bezogen ist mir der Gedanke, so früh wie möglich auf eine zeitlich umfangreiche Arbeit zu gehen. Für die finanzielle Seite des Haushalts bzw. der Frau mag dies stimmig sein.
Was geschieht jedoch mit den Kindern?
Ich bin 52 Jahre alt. Ich habe meine Kinder ab dem 5. Lebensjahr als alleinerziehende Mutter groß gezogen. Der Aspekt „wie fühlen sich meine Kinder“ war für mich sehr wichtig. Meine Kinder wollten oft nachmittags nicht in den Kindergarten gehen, weil es schon auch anstrengend ist morgens 5 h mit so vielen Kindern zu verbringen. Wir waren nachmittags im Wald, beim Schwimmen, mit Freunden in kleineren Gruppen unterwegs.
Auch im Schulalter hatten meine Kinder das Bedürfnis, zum Mittagessen nachhause zu kommen, in Ruhe Ihre Schulaufgaben zu machen und dann ihren Hobbies nachzugehen.
Aus meiner Sicht wäre es für die Entwicklung der Kinder viel wichtiger, dass der Staat den Frauen eine Rente bezahlt, DAFÜR dass sie Kinder groß ziehen und so für Sie da sein können, wie sie es für richtig halten.
Ich bin der Meinung, dass die allzu frühe Trennung von der Mutter durch Krippenbetreuung, ganztags Betreuung bereits im Kindergartenalter und weiter in der Schule sich auf Dauer nicht positiv auswirkt.
Politisch geht dies aus meiner Sicht in die falsche Richtung. Mütter und Väter sollten WÄHLEN können. Und für Ihre Wahl nicht bestraft werden durch ein geringeres Einkommen oder eine geringe Rente.
Meine Rente liegt aktuell bei 900 Euro. Das ist nicht viel.
Die Frage ist: wer bezahlt die „Mütter“?
Denn wie heißt ein Spruch:
„die Hände, die die Wiege bewegen, bewegen die Welt.
Herzlichst
Claudia Ehring
Liebe Claudia,
vielen Dank für deinen ausführlichen und ehrlichen Kommentar.
Ich stimme dir zu: Mütter und Väter sollten wählen können. Und ich finde auch, dass sich das System ändern soll. Das wird allerdings lange dauern – und bis dahin müssen wir mit den Auswirkungen unserer Wahl leben. Solange es um die „Trennung von der Mutter“ (und nicht „Trennung von den Eltern“) geht, liegt die finanzielle Last auf den Schultern der Frauen. Wir werden dafür „bestraft“, dass wir nicht erwerbstätig sind. Dafür müssen wir von irgendwem kompensiert werden. Solange es der Staat nicht tut, muss es unser Partner sein. Sonst sind wir im Ernstfall die alleinigen Leidtragenden. Und unsere Kinder, die unsere Rente aufstocken müssen.
Von daher ist die Frage: Was können wir tun, bis die Politik reagiert?
Und auf diese Frage wollte ich ein paar Denkanstöße geben.
Herzliche Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
es sind sehr gute Argumente, doch leider wurden die Selbständigen Mütter nicht mit einbezogen in den Artikel. Ich kämpfe täglich im Gleichgewicht von Kleinkind und der Arbeit, die ich mir selbst erwirtschaften muss und nicht in einen geregelten Job zurückkehren kann. Immerhin bin ich in der Künstlersozialkasse, was eine Renteneinzahlung mit berücksichtigt.
Es wäre schön, wenn diese super gedachten Artikel (wirklich gut und intressant) aus mehreren Gesichtspunkten gesehen wird, denn unser täglicher Arbeitsgang ist schon lange nicht mehr nur angestellt und 9-to-5.
Liebe Nadine,
du hast recht, dieser Artikel ist primär aus der Sicht der (angestellt beschäftigten) verpartnerten Mutter geschrieben.
Es besteht die Möglichkeit, Fragen bei femtastics einzureichen. Dieser Beitrag resultiert aus solch einer Frage.
Wenn du möchtest, stell gerne auch eine Frage, dann kann ich zielgerichtet darauf eingehen. In meinen Beiträgen muss ich immer einen gewissen Fokus legen, da sie sonst ein ganzes Buch füllen würden 😉
Ich würde mich freuen, von dir zu hören!
Herzliche Grüße
Claudia