Female Finance: Deutschland im Börsen-Boom – ran an das Depot!

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29. Juni 2021

In Deutschland herrscht ein Börsen-Boom. Im Frühjahr 2021 investierten 17,5 % der in Deutschland lebenden Menschen, die über 14 Jahre alt sind, an der Börse. Das ist der höchste Stand seit 2001! Vor allem junge Menschen (jünger als 30) haben die Börse für sich entdeckt.

Vor allem junge Menschen haben die Börse für sich entdeckt.


Einerseits ist das eine großartige Entwicklung. Die Börse ist eine hervorragende Möglichkeit, auch mit kleinen Beträgen einen guten Gewinn zu erwirtschaften. Dafür solltest du ein paar Grundregeln kennen, z.B. langfristig denken und dein Risiko breit streuen. Wenn du diese Regeln befolgst, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit Gewinne machen.

In den Artikeln „Aktien – wo fange ich an?“, „Investieren in ETF – welche Kriterien gilt es zu beachten?“ und „Wie lege ich Geld gewinnbrigend an – auch, wenn ich nicht viel habe?“ kannst du die Grundlagen nochmal nachlesen. Oder auch auf der Seite vom „Female Finance Forum“.

Trotzdem sehe ich diese Entwicklung auch skeptisch. Zum einen sollten wir uns die Gründe anschauen, die die Menschen an die Börse bringen:

Zinsen: Das Niedrigzinsumfeld hat dazu geführt, dass wir nicht mehr auf das Sparkonto und die Versicherung vertrauen können. Immer mehr Produkte, die früher einmal garantierte Zinsen oder eine staatliche Zulage versprochen haben, verlieren ihre Relevanz und ihre positiven Aspekte. Es ist gut, dass wir daraus die Konsequenzen ziehen und endlich die Angst vor der Börse verlieren. Allerdings ist es schade, dass dieser Druck existiert.
Immobilien: Die Immobilienpreise sind insbesondere in Großstädten so stark gestiegen, dass es für viele Menschen schwierig oder gar unmöglich ist, eine Immobilie zu erwerben. Insbesondere jüngere Menschen ohne großes Erbe können sich in den Ballungszentren kein Eigentum leisten. Die Börse bietet dagegen die Möglichkeit, schon mit kleinsten Beträgen zu investieren.

Claudia Müller ist Gründerin des „Female Finance Forum“.


Außerdem ist es wichtig, die Nutzer*innen genauer anzuschauen. Die neuen Börsianer*innen handeln über Trading Apps und nutzen damit die Möglichkeiten der Digitalisierung, die niedrige Kosten und niedrige Hemmschwellen bringt.

Allerdings führt dieser schnelle und einfache Zugang zur Börse dazu, dass auch Menschen ohne tieferes Finanzwissen aktiv werden. Groß angelegte Werbekampagnen mancher Broker haben ebenfalls einen Anteil daran, Neukund*innen zu locken. Und nicht zuletzt der Rummel um Kryptowährungen hat eine große Anziehungskraft.

„Learning by Doing“ kann eine erfolgreiche Strategie sein.


Es spricht nichts dagegen, mit kleinen Beträgen kleine Schritte an der Börse zu gehen, auch ohne tiefe Kenntnisse. „Learning by Doing“ kann eine erfolgreiche Strategie sein. Allerdings ist es wichtig, zu wissen, dass „Learning by Doing“ eben auch beinhaltet, dass ich mal auf die Nase falle. Und in einem solchen Fall sollte ich mich nicht fühlen als hätte ich mir die Finger verbrannt; sondern ich sollte aus dieser Erfahrung lernen, die Strategie überprüfen und weitermachen. Es wäre schade, wenn sich viele der Neuinvestor*innen nach dem nächsten Börsencrash desillusioniert und mit verbrannten Fingern zurückziehen würden.

Denn für Investor*innen mit Strategie und Wissen ist ein Börsencrash ein Sommerschlussverkauf, der günstige Einstiegskurse bietet.

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Hier findet ihr alle Beiträge unserer „Female Finance“-Kolumne

Text: Claudia Müller




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Illustration: Stefanie Berkmann

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